In den zurückliegenden zwei Wochen hat Landessuperintendentin Dr. Petra Bahr den Kirchenkreis Grafschaft-Schaumburg visitiert. Die Regionalbischöfin verschaffte sich durch etliche Gesprächstermine u.a. mit den Gremien des Kirchenkreises, mit Pastoren, Krankenhausseelsorgern, Lektoren und Prädikanten einen Eindruck von der kirchlichen Arbeit in der Region zwischen Rinteln und Bad Nenndorf. Weiter besuchte Dr. Bahr kirchliche und diakonische Einrichtungen und suchte den Austausch mit außerkirchlichen Vertretern aus Politik, Schule, Religion und Kultur.
„Bei einer Visitation geht es nicht allein um Aufsicht, sondern vielmehr darum, ein Gespür dafür zu bekommen, was Land und Leute in der Kirche vor Ort bewegt und wo die künftigen Herausforderungen kirchlicher Arbeit liegen“, erklärt die hannoversche Regionalbischöfin zum Abschluss der Visitation.
Aus aktuellem Anlass übersandten Dr. Petra Bahr und Superintendent des Kirchenkreises Grafschaft Schaumburg, Andreas Kühne-Glaser, eine schriftliche Erklärung zu den jüngsten Ereignissen um die Abberufung des Pfarrverwalters in Ausbildung, Tobias Roggenkamp, aus der Kirchengemeinde Krankenhagen.
Landessuperintendentin: „Meine Aussage war nicht richtig“
Wie wir bereits berichteten, gab Dr. Bahr bei der Übergabe der von über 330 Gemeindemitgliedern unterzeichneten Unterschriftenliste gegen den Weggang Roggenkamps bekannt, der Kirchenvorstand in Krankenhagen sei dafür verantwortlich. In einer Presseerklärung teilt sie jetzt mit: „Meine Aussage, dass der Kirchenvorstand den Ortswechsel und die Verlängerung der Ausbildung von Tobias Roggenkamp zu verantworten bzw. entschieden habe, war nicht richtig. Zwischen Kirchenvorstand und Superintendent gab es lediglich Gespräche, wie sie im Rahmen einer Pfarrverwalter-Ausbildung üblich sind. Über die Ausbildungsverlängerung von Tobias Roggenkamp und den damit einhergehenden Ortswechsel hat allein die Ausbildungsleitung und damit die Landeskirche entschieden. Die landeskirchliche Entscheidung, die Ausbildung von Tobias Roggenkamp zu verlängern, hat allein fachliche Gründe. Die Landeskirche ist, wie jeder andere Arbeitgeber auch, dazu verpflichtet, keine weiteren Auskünfte über die Ausbildungsbewertung von Angestellten zu veröffentlichen. Dieses Recht lässt sich Tobias Roggenkamp anwaltlich schützen.“
Superintendent Andreas Kühne-Glaser erklärt: „Dem Kirchenvorstand in Krankenhagen ist nichts vorzuwerfen, da er wiederholt die Rücksprache mit mir gesucht hat. Es war dem Kirchenvorstand ein großes Anliegen, die Unstimmigkeiten in der Zusammenarbeit mit Herrn Roggenkamp vor Ort und gemeinsam mit Herrn Roggenkamp zu klären. Der Kirchenvorstand hat sich aus meiner Sicht in allen Belangen richtig verhalten. Der Kirchenvorstand setzt sich qualifiziert und engagiert für ein vielfältiges und lebendiges Gemeindeleben ein und nimmt so den Leitungsauftrag ernst, den er durch die Wahl der Gemeindemitglieder erhalten hat. Wir sehen natürlich, dass Tobias Roggenkamp in persönlichen Begegnungen auch überzeugen konnte und Gutes getan hat. Das zeigen nicht zuletzt die Unterschriften, die für seinen Verbleib zusammengekommen sind. Niemand in der Landeskirche und im Kirchenkreis will den Gemeindemitgliedern in Krankenhagen ihren persönlichen, guten Kontakt mit Tobias Roggenkamp absprechen.“
Ziel: Runder Tisch aller Beteiligten
Zum weiteren Vorgehen erklärt Kühne-Glaser, derzeit werde gemeinsam mit der Landessuperintendentin ein Gesprächstermin organisiert, „um mit allen Beteiligten zu einem ‚runden Tisch‘ zusammenzukommen. Neben Vertretern aus dem Kirchenvorstand sollen dazu ebenfalls Initiatoren der Unterschriftenaktion sowie Pfarrverwalter in Ausbildung Tobias Roggenkamp eingeladen werden“. Ihm gegenüber, so Kühne-Glaser weiter, habe der Kirchenvorstand den Wunsch geäußert, dass Tobias Roggenkamp zur Sache Stellung bezieht.“
Landessuperintendentin Dr. Petra Bahr erklärt: „Wir wollen nun aktiv das Gespräch suchen und für einen gemeinsamen Austausch werben und dafür einen vertrauensvollen Rahmen schaffen. Wir hoffen, dass damit verloren gegangenes Vertrauen zurückgewonnen werden kann und das Verständnis für die jeweils andere Seite wächst. Über die Gesprächsergebnisse wird in einer Pressekonferenz informiert, sofern die Beteiligten am runden Tisch sich darauf einigen.“ (pr)