(Rinteln) Der Aula-Umbau im Gymnasium Ernestinum könnte möglicherweise zum Zünglein an der Waage im schwelenden Konflikt zwischen Gegnern und Befürwortern einer neuen Stadthalle und der Diskussion um Veranstaltungsstandorte werden. Im Ausschuss für Soziales, Jugend, Frauen und Integration stellten Vertreter des Landkreises Schaumburg gestern die konkreten Pläne vor, über die wir im Vorfeld bereits berichteten.
Kreisschulamtsleiter Ralf Mahnert erklärte, der Umbau sei unabhängig von den Absichten der Stadt Rinteln geplant und werde auch durchgeführt, da künftig auch die IGS den Veranstaltungsort nutzen soll, ohne dass der Unterricht am Gymnasium beeinträchtigt wird. Statt der bisherigen „Faltwand“ wird es eine massive Abtrennung zwischen Foyer und Aula geben. Die Empore über der jetzigen Bühne wird abgerissen und vergrößert. Der Eingangsbereich wird nach außen verlegt, um einen unabhängigen Zugang zu ermöglichen. Ebenso wird die Mensa vergrößert. Das Ziel: 350 Sitzplätze.
Sollte die Stadt Rinteln Interesse an einer Nutzung für Veranstaltungen haben, müsse man die Planung noch um Abstellräume für Requisiten, einen Theken- und Kühlbereich, ein barrierefreies WC und um eine Möglichkeit zur Absperrung der Treppen ins Obergeschoss ergänzen. Ebenso müssten die Punkte Licht- und Bühnentechnik geklärt werden. Seitens der Schule habe man bereits das Einverständnis, so Mahnert. Allerdings würde dann ein zusätzlicher Hausmeisterposten benötigt, ebenso wie eine Regelung zur Reinigung nach Veranstaltungen. Auch müsse über die Art der künftigen Veranstaltungen gesprochen werden. Abi-Partys ja, Mallorca-Partys nein, so der Tenor. Ein Problem mit dem Verkehr bei Veranstaltungen sah Mahnert nicht. Es gebe rund 220 Parkplätze und kurze Wege zur Aula, zudem sei der Schulhof nachts beleuchtet. Nach Veranstaltungsende seien die geparkten Autos auch zügig wieder weggefahren.
Für SPD-Fraktionschefin Astrid Teigeler-Tegtmeier bot sich eine echte Chance, die seit Jahren im Raum stehende Frage um den Brückentorkomplex konstruktiv zu lösen. Als jahrelange Veranstalterin der Gesundheits- und Pflegemesse wäre sie beispielsweise an einer Neuauflage in den neuen Räumen interessiert. Machbar wäre es, da man Foyer und Aula zusammen nutzen dürfe und die Veranstaltung an einem Sonntag stattfinden würde – der Schulbetrieb bliebe davon also unberührt.
SPD: „Städtische Beteiligung an Aula-Umbau billiger als jegliche andere Möglichkeit“
In einer Presserklärung gab die SPD-Fraktion dann auch bekannt, sich für eine Nutzung der Aula im Gymnasium stark machen zu wollen. Es sei davon auszugehen, dass „weniger Geld für die Aufrechterhaltung des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens in die Hand genommen“ werden müsse. Auch habe der Brückentorsaal über höchstens 400 Sitzplätze verfügt. Die Kosten, die sich aus einer Kooperation von Stadt und Landkreis ergeben würden, stehen zwar noch nicht fest, doch für Teigeler Tegtmeier könne „zum jetzigen Zeitpunkt schon gesagt werden, dass eine Beteiligung der Stadt am Umbau der Aula des Gymnasiums wesentlich billiger werden wird, als jegliche anderen bereits bekannten Möglichkeiten“. Das gesparte Geld soll nach Ansicht der SPD den Rintelner Grundschulen zu Gute kommen. Zusätzlich, so die SPD, sollen die Versammlungsstätten in den Dörfern genutzt und diese dadurch in das kulturelle und gesellschaftliche Leben der Stadt eigebunden sein.
In diesem Zusammenhang hat die Stadtverwaltung auch Anträge der SPD-Fraktion nach einer Aufstellung von Veranstaltungsstätten in Rinteln und der Förderung von Belangen Rintelner Jugendlichen, eingereicht von Heinrich Sasse (WGS) bearbeitet. Demnach stehen drei Mehrzweckhallen und fünf Räume, bzw. Häuser in Dörfern in städtischem Eigentum zur Verfügung. Hinzu kommen zwei Bürgerhäuser in privater Trägerschaft.
Mehr Zelte und Mehrzweckhallen umbauen?
Open-Air-Veranstaltungen könnten auf dem Steinanger und Weseranger stattfinden. Die Volksbank hat sich laut Sachdarstellung in der Beratungsvorlage bereiterklärt, einmal im Jahr ein Festzelt auf dem Steinanger aufzustellen. Es könnte neben der Mitgliederversammlung auch kurzzeitig für Großveranstaltungen Rintelner Vereine genutzt werden. Für weitere Zelt-Anmietungen könnte es Zuschüsse der Stadt geben. Einen Sachstandsbericht sowie die Pläne für einen regelmäßigen Busverkehr zwischen der Weserstadt und Veranstaltungsorten will die Verwaltung in der nächsten Sozialausschusssitzung vorlegen. Die Besucher-Höchstgrenze für Veranstaltungen in den Mehrzweckhallen Engern, Todenmann und Hohenrode beträgt derzeit 199 Personen. Es werde geprüft, ob sich diese Grenze durch Veränderungen von Brandschutz, Ausstattung und Mobiliar steigern lässt. Auch werde man mit Vertretern der Stadtjugendpflege und Gruppen wie JugendKomm sprechen, um diese an der weiteren Gestaltung zu beteiligen, kündigte Bürgermeister Thomas Priemer an. Ebenso seien Arbeitsgruppen für die Themen Akustik und Bühnenbeschaffenheit sinnvoll. Hierfür werde man mit dem Kulturring zusammenarbeiten.
Sasse: „Jugendförderung ist in Rinteln noch immer ein weißer Fleck“
Antragsteller Heinrich Sasse mahnte an, es gebe Prioritätenlisten für Straßen und Entwicklungskonzepte für Sport, doch die Jugendförderung sei immer noch ein „weißer Fleck“. Er hoffe auf eine konstruktive Beteiligung der Ratsfraktionen und darauf dass diesen „die Jugend genau so viel wert ist wie ältere Menschen“. Sasse regte einen Ideenwettbewerb in Zusammenarbeit mit der heimischen Presse an und lobte das Angebot zur Kooperation seitens des Landkreises: „Das hätte ich nicht erwartet“. Allerdings plädierte er auch dafür, die Diskussion um eine Aula-Nutzung von der Brückentor-Diskussion losgelöst zu betrachten. Schließlich gehe es auch darum, das Gymnasium aufzuwerten und attraktiver zu gestalten. Man darf gespannt sein, in welche Richtung sich das Thema entwickelt.