Nur wenige Sekundenbruchteile dauerte es, dann lag der Ludwigsturm am Boden. Gesprengt von einer zwölfköpfigen Spezialtruppe aus dem THW-Landesverband Niedersachsen verwandelte sich der einst so rüstige Ausflugspunkt und Ziel so manchen Wanderers in einen Haufen Schrott.
Im August 2017 war bekannt geworden, dass bei einer routinemäßigen Kontrolle des Ludwigturms schwerwiegende Schäden festgestellt wurden. Der beliebte Aussichtsturm wurde daraufhin eingezäunt und für Besucher gesperrt. Das Betreten war ab sofort unter Strafe verboten, es drohte Lebensgefahr. 1975 war der Holzturm in einer Waldlichtung am Taubenberg errichtet worden. Als Baumaterial dienten Fichtenstämme aus dem Möllenbecker Wald. Zahlreiche Vatertagspartys wurden am Ludwigsturm abgehalten, ehe ein brütendes Seeadlerpaar die Feierwilligen zum Umschwenken ans Feuerwehrgerätehaus zwang. Nach 39 Jahren fand die legendäre Feier im Jahr 2015 erstmals nicht am Ludwigsturm statt.
Die Wennenkämper arrangierten sich auch damit. Zwischenzeitlich wurde über die Frage diskutiert, wo der Ludwigsturm eigentlich örtlich zuzuordnen sei. Dabei kam heraus: Der Holzturm, der auf 340 Meter über Normalnull errichtet worden war, befindet sich nicht auf Wennenkämper Grund. Er steht vielmehr auf Hohenroder Gebiet, einer Kuppe des Rumbecker Bergs.
Immer wieder war der Ludwigsturm Gegenstand der Debatten in Sitzungen der Ortsräte. Dabei kam auch heraus: Ein Neubau würde nach heutigen Gesichtspunkten und Standards mindestens rund 10.000 Euro pro laufendem Meter veranschlagen. Würde man einen identischen Ludwigsturm aufbauen, kämen so bei 22 Meter Höhe Kosten von mindestens 220.000 Euro auf die Auftraggeber zu.
Seinen Namen bekam der Bau von seinem Vorgänger, der laut einem Flyer zum historischen Ortsspaziergang von 1901 bis 1919 am selben Ort stand und dem Rintelner Gymnasiallehrer Ludwig Schwarz gewidmet war. Jetzt ist der Turm Geschichte. Um Punkt 12 Uhr am Samstag, den 13. Oktober 2018, zündeten die ersten von über 40 Sprengladungen und zerlegten das Ständerwerk aus Holz. Dank einer sogenannten „gerichteten Sprengung“ konnten die Experten des THW die Fallrichtung beeinflussen. Er kippte über die kurze Seite und fiel krachend zusammen. Aus dem einst so markanten Aussichtsturm, den zahllose Wanderer und Touristen, aber auch Einheimische ansteuerten, blieb nur noch ein Haufen Schutt und Asche übrig.