(Rinteln) Jüngst, vor wenigen Tagen, hat André Sawade 73 Abiturienten des Jahrgangs 2025 am Gymnasium Ernestinum verabschiedet. Jetzt stand der langjährige Schulleiter im Mittelpunkt seiner eigenen Verabschiedungsfeier mit geladenen Gästen in der Aula.
Nach 28 Jahren am Ernestinum in Rinteln wird der André Sawade in den nächsten Tagen zum letzten Mal durchs Sekretariat zu seinem Schreibtisch gehen und den letzten Schluck aus der Kaffeetasse in seinem Büro trinken. Vor allem wird es aber die letzte Fahrt von seinem Wohnort in Hannover über die A2 nach Rinteln und zurück – und es waren durchaus einige Kilometer, die er im Laufe seiner Karriere zurückgelegt hat, wie er selbstkritisch anmerkte.

Seine berufliche Laufbahn startete Sawade mit einer Ausbildung zum Versicherungskaufmann, wechselte dann den Job, kam 1998 ans Ernestinum in Rinteln und wurde dort nach einigen Jahren stellvertretender Schulleiter, dann schließlich sieben Jahre lang Schulleiter. Der stellvertretende Schulleiter, Lars Niemann, lobte Sawade als „Berater und Freund“, man habe viel gelacht. Niemand habe die Schule so gut gekannt, wie er. Doch nun heißt es „Merci beaucoup, André“, so Neumann.

Der schulfachliche Dezernent des Regionalen Landesamtes, Peter Kindermann, überreichte die Versetzungsurkunde in den Ruhestand zum 31.7. diesen Jahres. Nicht jedoch ohne die eine oder andere Anekdote, die für Lacher sorgte. So erinnerte er an Sawades ursprünglichen Berufswunsch nach dessen erstem Tag in der Grundschule: „Ich will Lehrerin werden“, soll dieser gesagt haben. Auch zierten Motive mit Pullovern, die mit geometrischen Mustern bedruckt sind, Sawades Personalakte. Kindermann bezeichnete die Fähigkeit Sawades, Schüler und Kollegen zu motivieren, als „legendär“, ohne „inflationäre Entscheidungen“ und den scheidenden Schulleiter als jemanden, der ein positives Menschenbild mitbringe. Dies, so Kindermann, präge das Klima einer Schule.

Landrat Jörg Farr strich Sawades Souveränität hervor, mit der er die Schule in Zeiten der Corona-Krise meisterte und auch den Schulbetrieb während des langen Umbaus der Aula zur neuen „ErnA“ aufrecht erhielt: „Es gab für all das keine Blaupausen“.

Immer wieder zogen Gastredner Parallelen zu Sawades Faible für Frankreich und fürs Segeln. „Wenn der Wind der Veränderung weht, suchen manche im Hafen Schutz, während andere die Segel setzen“, so erinnerte Rintelns Bürgermeisterin Andrea Lange an den Wassersport, dem Sawade in seiner Freizeit gern nachgeht.

IGS-Schulleiter Torsten Rudolf lobte die vertrauensvolle Zusammenarbeit nach dem „Rintelner Modell“: „Kein Gegeneinander, stets miteinander“. Diese habe es bereits zu Zeiten gegeben, als noch drei Schulformen – Hauptschule, Realschule und Gymnasium – existierten. Auch als sich der Neubau der neuen IGS auf 5000 Quadratmetern in direkter Nachbarschaft abzeichnete, habe Sawade den Prozess kritisch und professionell, jedoch stets freundlich begleitet. Die Fundamente sind gesetzt, gemeinsame Projekte existieren bereits und sollen ausgebaut werden. Doch das gemeinsame Ritual unter dem Motto „wir müssen Kaffee trinken“, was übersetzt bedeutet, „wir müssen reden“ – es wird jetzt ohne André Sawade stattfinden.

Eigens zu diesem Anlass hat sich auch das Ensemble „Ernestinum Allstars“ gegründet, eine Schülerband mit der wohl kürzesten Halbwertszeit aller Zeiten: Nicht wenige der Nachwuchsmusiker verlassen die neue Band nämlich bereits in wenigen Tagen als Abi-Absolventen wieder. Zu diesem Anlass begeisterten sie aber unter der Leitung von Chris Schwarzenberg mit „Night Shift“, „Walking in Memphis“, „My Way“ und flankiert vom Lehrer-Chor mit „Beyond the Sea“.

Gastbeiträge und den einen oder anderen Seitenhieb gab es vom Schulelternrat, Schulpersonalrat, den Fachgruppen Politik-Wirtschaft und Französisch.
Das letzte Wort hatte der Geehrte selbst. Er habe Respekt vor der nun bevorstehenden Zeit, ein bisschen sei das wie die Unsicherheit der Schüler, wenn sie in die Arbeitswelt hinaus gehen würden. Nur andersherum. Allerdings habe er den besten Job gehabt, dem man haben konnte. „Ich habe es keinen Moment bereut, Lehrer zu sein“, kämpfte der sichtlich gerührte André Sawade (vergeblich) mit den Tränen. „Ihr Schülerinnen, Schüler und Lehrer seid die Wichtigsten, ohne Euch wäre das Ernestinum nicht, was es ist.“ Ohne das Netzwerk aus Stadt, Polizei, Volksbank, Sparkasse, Landkreis, den Grundschulen, der IGS und der BBS auch nicht, ergänzte er: „Wir haben gemeinsam gute Schule gemacht.“
Eine Einladung, mal auf eine Tasse Kaffee vorbeizuschauen, sprachen einige der Redner aus. Gut möglich, dass sich der ehemalige „Chef“ nach einer kleinen Pause erneut blicken lässt. Zunächst verabschiedete er sich jedoch mit den Worten: „Wir sehen uns wieder – aber erstmal nicht!“

(Text & Fotos: vu)
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