Der Start in die Bahn-Saison 2014 ist geglückt. Am Sonntag, dem 16.03.2014 rollte der frisch instand gesetzte Schienenbus aus dem Lokschuppen in der Rintelner Nordstadt in Richtung Stadthagen. Stellenweise war es sogar eine Premiere: Die erste Ausfahrt der Saison führte über neu verlegte Gleise. Der Bau der Entlastungsstraße Nord machte eine Umverlegung der Trasse nötig.
Der Mann am Steuer, Andreas Samtleben aus Sehnde, ist auch im Hauptberuf Lokführer. Das ehrenamtliche Engagement in der Museumsbahn reizt ihn, auch nach Feierabend die Kontrolle über ein Schienenfahrzeug zu übernehmen. „Auf der Arbeit fahren wir mit bis zu 300 Sachen durch die Landschaft, da ist das gemütliche Dahingleiten bei 30 km/h im Schienenbus eine wahre Entspannung“, so der 43jährige.
Ohne Ehrenamtliche geht es nicht. Der Förderverein Eisenbahn Rinteln-Stadthagen e.V. konnte dank des Einsatzes seiner Mitglieder in der Winterpause den „Schaumburger“ (so wird der Schienenbus mit der Bezeichnung VT 796 901 der Maschinenfabrik Uerdingen genannt) wieder auf Vordermann bringen, eine Lautsprecheranlage installieren und den Tank reinigen. Nichtsdestotrotz braucht der Verein jede tatkräftige Unterstützung, der er bekommen kann. Der Lokschuppen ist arg in die Jahre gekommen. Die Verglasung fiel dem Vandalismus zum Opfer und wird nach und nach gegen widerstandsfähiges Makrolon ersetzt und das Mauerwerk hat seine besten Tage ebenfalls hinter sich. Wer handwerklich fit ist und ein gutes Werk tun möchte, nimmt Kontakt mit dem „FERSt e.V.“ auf.
Auf dem Weg Richtung Stadthagen bot sich die Gelegenheit, das Schaumburger Land zu entdecken.
Der Frühling legte wettertechnisch zwar eine kurze Pause ein, warme Getränke und Snacks an Bord des Schaumburgers sorgten aber für gute Laune im voll besetzten Schienenbus. Ein Zwischenstopp in Obernkirchen bot die Gelegenheit, sich im Bahnhof bei Würstchen und Steaks vom Grill für den Rest der Rückfahrt zu stärken. Bei der Fahrt entlang des neu gebauten Asphaltmischwerks Ahrens in Stadthagen wurde auch die wirtschaftliche Bedeutung der 111 Jahre alten Strecke deutlich. Das Asphaltmischwerk stellt über einen Vertrag mit der Bückebergbahn GmbH, die die Bahnstrecke gepachtet hat, die Versorgung der Anlage mit Splitt und Schotter aus dem Dresdener Raum sicher. Für den Fall, dass der Personennahverkehr auf der Strecke reaktiviert wird, würde die Ahrens GmbH ein Anschlussgleis zum Entladen der Waggons bauen. Bis dahin erfolgt die Entladung vom Fahrgleis aus.
Schaffner Ulrich Tack, normalerweise in der Kreisverwaltung tätig, erinnert sich an so manch denkwürdigen Moment in der Zeit des „FERSt e.V.“. Einmal sei die Kraftstoffversorgung auf freier Strecke defekt gewesen, erinnert sich Tack. Dies war anlässlich der Geburtstagsfahrt des Vorsitzenden Thomas Stübke passiert, der Schienenbus voller Geburtstagsgäste musste auf freier Strecke evakuiert werden, alle Fahrgäste wurden mit Autos weiter befördert. Auch unterschätzen immer noch viele Autofahrer und Fußgänger den Bremsweg eines Schienenfahrzeugs: „Wir hatten schon die eine oder andere brenzlige Situation, aber gottseidank noch keinen Unfall. Ein Triebwagen hat eben einen ganz anderen Bremsweg als ein Auto“.
Ebenfalls mit an Bord: Alexander Roman, Mitarbeiter der Bückebergbahn und für die Infrastruktur zuständig. Kurz vor Obernkirchen muss er zum Einsatz. Jemand hat einen dicken Ast quer über die Gleise gelegt. Keinesfalls ein Streich, vielmehr ein gefährlicher Eingriff in den Schienenverkehr. Roman ist als Vollzeitbeschäftigter mit Kettensäge und Freischneider ausgerüstet.
Zwei Hilfskräfte unterstützen ihn bei seinen Aufgaben, zu denen auch der Kampf mit dem Stursinn einiger Zeitgenossen gehört, die ihren Heckenschnitt und Müll einfach über die Grundstücksgrenzen auf die anliegende Bahntrasse kippen. Glasscherben und Hausmüll liegen öfter mal im Bereich der Gleise verteilt, ebenso benutzen viele Hundebesitzer die Bahnstrecke als Toilette für ihre vierbeinigen Familienmitglieder. Manch einer betrachtet die Eisenbahnstrecke auch als großzügige Erweiterung des eigenen Grundstücks, baut sogar einen Schuppen mitsamt Komposthaufen auf das Bahngelände.
In Lebensgefahr begeben sich auch die Personen, die den Begriff „Personennahverkehr“ wohl etwas missverstanden haben und die Bahngleise als unerlaubte Abkürzung zu Fuß benutzen. Wenn die Strecke vollends wieder reaktiviert ist und der Verkehr zunimmt, werden sie sich andere Wege suchen müssen.
Förderverein Eisenbahn Rinteln-Stadthagen e.V.
Bahnhofstraße 7
31683 Obernkirchen
Internet: http://www.der-schaumburger-ferst.de
Den Fahrplan für die Saison 2014 finden sie hier zum DOWNLOAD