Unkraut kann man auf vielfältige Weise zu Leibe rücken. Entweder man zupft es heraus oder schwingt die chemische Keule und handelt sich möglicherweise Ärger mit dem Gesetz ein. Eine beliebte Methode ist auch der Griff zum Gasbrenner um Fugenkraut & Co. in die ewigen Jagdgründe zu verbannen. Dabei handelt man sich manchmal Ärger mit dem Nachbarn ein – wenn nämlich die von der Sommerhitze ausgetrocknete Hecke plötzlich in Flammen steht. Die Stadt Rinteln setzt zur Unkrautbekämpfung auf öffentlichen Wegen und Flächen daher seit kurzer Zeit eine neue Geheimwaffe ein: Den mobilen Unkrautkocher.

Der bereitet nicht etwa unterwegs eine schmackhafte Suppe aus Löwenzahn und Konsorten zu, sondern bekämpft die unerwünschten Gräser mit heißem Wasser. Ein neu angeschafftes Multifunktionsfahrzeug schultert einen 700-Liter-Wassertank. Im Heck befinden sich zwei Brenner mit Kraftstoffversorgung. In einem großen Durchlauferhitzer wird das Wasser auf 98 Grad Celsius erhitzt und über eine Art „Dusche“ am verstellbaren Vorderbau des Fahrzeugs auf Gehwege und Plätze gespritzt.

„Bei dieser Behandlung entsteht in der Pflanze ein für sie schädliches Eiweiß“, weiß Bauhof-Chef Klaus-Ulrich Hartmann. „Das Kraut wird gekocht, verwelkt und stirbt ab. Ebenso die Samen.“ Nicht für immer, nach drei bis vier Wochen ist es wieder da. „Aber schwächer als vorher“, so Hartmann, „außerdem ist es beim Abfackeln mit dem Gasbrenner auch nachgewachsen.“ Wiederholt man die Prozedur einige Male (so 10 – 15 Mal sollte es schon sein), wächst kaum mehr etwas nach, höchstens vielleicht ein kleiner Flaum. „Mit dem können wir leben“, sagt Hartmann.
Das Fahrzeug ist flexibel und kann auch für den Winterdienst umgebaut werden
„Wir haben uns im Vorfeld Gedanken gemacht, wie wir das Unkraut dauerhaft und sinnvoll beseitigen können“, sagt Bürgermeister Thomas Priemer, „mit Gasbrennern war die Arbeit für die Mitarbeiter bisher immer mühevoll und es ging nur langsam voran. Jetzt sind wir da wesentlich flexibler und effektiver.“

Das Fahrzeug der niederländischen Firma Empas mit einer Spurweite von ca. 1,40 Metern ist deswegen multifunktional, weil es auch für andere Zwecke umgebaut werden kann. „Es dient als Geräteträger und kann beispielsweise mit Räumschild und Salzstreuvorrichtung im Winterdienst eingesetzt werden“, erklärt Priemer das 150.000 Euro teure Fahrzeug. Alternativ können mit bis zu 150 bar Wasserdruck auch Bänke und andere Gegenstände von Moos und ähnlichen Anhaftungen befreit werden. Und damit das Gerät nicht schon nach kurzer Zeit verstopft, befindet sich auch eine Entkalkungsanlage mit an Bord. Denn dass Rinteln über sehr mineralstoffreiches Wasser verfügt, wissen wir ja nicht erst seit dem Bericht der Stiftung Warentest.
