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„Nähen, was der Stoff hergibt!“: Stiftung für Rinteln zieht Bilanz des Integrationsprojekts

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Seit Anfang 2016 findet mit fachkundiger Leitung ein Integrationsprojekt des Familienzentrums Rinteln und der Stiftung für Rinteln statt. Flüchtlingsfrauen und deutsche Frauen treffen sich im Familienzentrum und nähen gemeinsam schöne Dinge für zu Hause.

Da im ersten Halbjahr 2016 das Nähprojekt sehr gut angenommen worden ist, wurde schnell der Entschluss gefasst, das Projekt im 2. Halbjahr fortzuführen. Während im ersten Halbjahr in erster Linie ausländische Frauen teilgenommen haben, wurde die Konzeption im 2. Halbjahr geändert. Deutsche und ausländische Frauen sollten sich gemeinsam in dem Projekt wiederfinden. Das Projekt wurde in der örtlichen Presse bekannt gegeben, es meldeten sich mehrere Frauen zur Teilnahme an. Als es nach den Sommerferien wieder losging, war der Raum im Obergeschoss des Familienzentrums schnell gefüllt. Montags von 14:00 – 17:00 Uhr hieß es jetzt wieder „es wird genäht, was der Stoff hergibt“.

Die fachkundige Leitung hatte wieder Heidrun Korfhage, die von MJ Kommor unterstützt wurde. Ehrenamtliche standen dem Projekt zur Seite und haben beim Übersetzen und Organisieren geholfen. Die Stelle der Integrationsbeauftragten bei der Stadt Rinteln war inzwischen mit Veronika Matamu besetzt worden. Sie wurde unterstützt von 2 „Bufdis“, nämlich Tim Gersonde und Alaa al Hariri. Dank des Integrationsnetzwerkes von Veronika Matamu wurden auch Kontakte zu Frauen geknüpft, die bisher nicht teilgenommen haben. Für die Kinderbetreuung sorgten Tim und Alaa.

Ende 2016 war die Stelle der Integrationsbeauftragten wieder vakant, was man seitens der Stiftung für Rinteln bedauert. Für Tim und Alaa gab es geänderte Zuständigkeiten. Tim kümmert sich weiterhin um die Jugendlichen während des Nähkurses. Alaa macht gute Fortschritte bei ihrem Integrationskurs. Aber es ging weiter mit dem Nähkurs. Neue Teilnehmerinnen kamen hinzu, andere verließen vorübergehend oder aus anderen Gründen die Gruppe.

Zum Jahresende 2016 wurde das Wohnheim im Kerschensteiner Weg geschlossen. Es wird seitdem als Reserve vorgehalten. Alle Bewohner wurden in Wohnungen untergebracht, eine kleine Gemeinschaft, die sich dort gebildet hatte, wurde damit aufgelöst. Funktionsräume, die Kleiderkammer und die Fahrradwerkstatt, sowie Büros der AWO blieben dort erhalten. Das hatte zur Folge, dass ein zentraler Anlaufpunkt ausfiel. Räumlichkeiten für ein Treffen entfielen und die dort tätigen Ehrenamtlichen orientierten sich anderweitig. Seitens der Stiftung bestand Sorge, dass die schon bestehenden Gemeinschaften und Freundschaften auseinander fallen würden. So versuchte man, das Netzwerk in das Familienzentrum der Stadt Rinteln zu übertragen. Einige der Ehrenamtlichen aus dem Kerschensteiner Weg engagieren sich jetzt im Familienzentrum. Auch der Raum für die Jugendlichen füllt sich immer mehr mit den Jugendlichen, die wir schon aus dem Kerschensteiner Weg kannten. Spielen, basteln und backen heißt es dort. „Wir freuen uns über diese positive Entwicklung“, resümiert man in der Stiftung.

Die bewährte fachliche Leitung mit Heidrun Korfhage und MJ Kommor sind das Kernstück des Projekts. Das gesamte Projekt wird von Mitarbeitern der Stadt Rinteln (Christel Grannemann-Bülte, Carola Schiemann, u.a.), von Freiwilligen aus dem Bundesfreiwilligendienst, von Familienpaten des Kinderschutzbundes, von der Stiftung für Rinteln und von Ehrenamtlichen getragen. Anfang 2017 gab es Neuigkeiten: Shahla Ebrahimzadeh aus dem Iran verstärkt die Projektleitung. Die Designerin näht mit den „Fortgeschrittenen“ Kleidungsstücke. Elif sorgt für das Rundherum und dafür, dass wieder „alle Tassen im Schrank“ stehen und andere Ehrenamtliche, darunter auch ein Flüchtling aus dem Irak, sorgen dafür, dass die Nähmaschinen tapfer durchhalten.

Die Familienpaten kommen teilweise mit ihren „Patenkindern“ zum gemeinsamen Nähen. Manche „Patenkinder“ werden auch zuhause abgeholt. Das ist dann nicht nur ein Abholen. Ein Gespräch, eine Tasse Kaffee und die Probleme des Alltags stehen dann an und verstärken das Miteinander und das Vertrauen. Einige verabreden sich auch zu weiteren Freizeitaktivitäten.

Während des Nähens stehen Getränke und kleine Snacks zur Verfügung. Manchmal wird etwas Selbstgebackenes mitgebracht. Neulich sorgte das Ausprobieren eines modernen Haushaltsgerätes mit vielen Funktionen und viel Technik dafür, dass selbst gebackene Brötchen und gemixte Dips das Angebot zu einem Highlight werden ließen.

Das alles findet in freundlicher, entspannter und fast schon familiärer Atmosphäre statt. Das ist wichtig für das Gelingen und für ein gegenseitiges Vertrauen. Alle freuen sich auf ein Wiedersehen und die Begrüßung ist entsprechend herzlich. Neue Teilnehmer werden herzlich willkommen geheißen und sind sofort mitten drin.

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So hat sich der Nähkurs Anfang 2017 zu einem neuen zentralen Punkt der Integration bei der Stadt Rinteln entwickelt. Der Nähkurs ist auch eine der „Börsen“ für Kommunikation. Jeder hilft so gut es geht, aber es fehlt eine übergreifende Koordination. Das dort vorhandene „Netzwerk“ stößt an seine Grenzen und Kompetenzen.

(Foto: privat)

Finanziert wurde dieser Abschnitt durch die Stadt Rinteln und aus Integrationsmitteln. Ein Zuschuss des Landkreises Schaumburg aus einem Spendentopf zeugt von Anerkennung. Die Stiftung für Rinteln beteiligte sich an der Organisation und Durchführung. Dank einer größeren Spende konnten weitere Nähmaschinen angeschafft werden, insgesamt sind es jetzt 19 Stück.

Das Familienzentrum der Stadt Rinteln hat in Zusammenarbeit mit der Stiftung für Rinteln im März 2017 einen Abend für die Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe organisiert, um allen „Dankeschön“ für die lange, treue und tatkräftige Unterstützung zu sagen.

Stiftung für Rinteln und Stadtverwaltung haben Bilanz gezogen: „Uns wurde klar, dass wir uns mit unserem Angebot bisher noch in der Ankommensphase bewegt haben, das heißt:

• Das Zusammenspiel wurde geübt
• Die Vorbereitung auf den Alltag ist schwerer als gedacht, unsere Regeln sind vielfältig, über viele Kleinigkeiten kann man stolpern und was für uns selbstverständlich ist, ist für andere neu und unbekannt (z. B. Begrüßungsformen, Mülltrennung, Verhalten beim Einkaufen, auf der Straße und in öffentlichen Verkehrsmitteln)
• Man kann nichts sich selbst überlassen, nichts geht „einfach mal so“
• Man vereinbart Termine, die man auch bei kaltem und nassem Wetter wahrnimmt und 14 Uhr ist 14 Uhr
• Man muss lernen, dass das Material für alle ausreichen muss, gerecht teilen und verteilen
• Vertrauen und persönliche Nähe aufbauen ist ein langer Weg und braucht viele Zeit, Geduld und Sprachkompetenz

Wie geht es weiter?
Das bisherige Projekt ist befristet bis Frühjahr 2017. Mit der Erkenntnis, dass Handwerk die Kommunikation öffnet, muss es in eine neue Phase mit neuer Zielsetzung und neuen Angeboten gehen. Daran und an der Finanzierung der Fortsetzung arbeitet man gerade.

Durch die Auflösung des Übergangswohnheimes im Kerschensteiner Weg hat sich viel in das Familienzentrum verlagert, das ist eine gute Entwicklung. Gleichzeitig ist diese Entwicklung ausschlaggebend für die Zukunftsplanungen. Das Vorhandensein von 2 Einrichtungen der Jugendhilfe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge stellt die Frage, wie können wir hier Unterstützung bei der Integration in das Gemeinschaftsleben geben.

Wir haben bisher nur die Ankommensphase im Blick gehabt, nun geht es in die nächste Phase, in die wirkliche Integration. Um Integration gelingen zu lassen, bedarf es eines gestärkten zentralen Punktes, an dem man Gemeinsamkeiten und Aktivitäten entwickeln kann. Diese Erkenntnis führt dazu, dass unter dem Dach eines neuen Konzeptes Angebote neu gestaltet und neue Angebote hinzugenommen werden. Insbesondere müssen die städtischen Aktivitäten und die der Stiftung für Rinteln zusammengefasst und zu einem Gesamtpaket gestaltet und neu ausgerichtet werden. Die neue Konzeption muss auf den bisherigen Erkenntnissen und Kontakten aufbauen, neue Angebote beinhalten und mit mehr Autonomie und Eigenverantwortung verbunden werden. Dabei soll in diesem Paket für alle etwas drin sein, denn Integration betrifft alle Bevölkerungsgruppen. Dabei helfen vorhandene Netzwerke.“

(Quelle: Stiftung für Rinteln, Stadt Rinteln)

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