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Neu in der Sammlung des Museums Eulenburg: Kranzkugelflaschen aus Rintelner Glasfabrik

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(Rinteln) Aus einem Baustellenfund in Augsburg sind dem Museum Eulenburg drei interessante alte Mineralwasserflaschen geschenkt worden. Es handelt sich um sogenannte Kranzkugelflaschen der Rintelner Glasfabrik „Gebrüder Stoevesandt“ wie sie um 1910 gefertigt wurden.

Die für den Kohlensäuredruck extra dickwandig hergestellten Glasbehältnisse brachten es bei 500 ml Inhalt auf stolze 750 Gramm Flaschengewicht. Das Raffinierte an den Flaschen war ihr Verschluss. Bei gefüllter Flasche presste der Überdruck eine Kugel von innen in einen in die Mündung eingesetzten Gummiring. Beim Öffnen genügte ein kräftiger Daumendruck gegen die Kugel, die dann in die Flasche hineinfiel und in einer Verengung unterhalb des Flaschenhalses liegen blieb. Beim Ausgießen des Mineralwassers rollte die Kugel in die kranzförmige Erweiterung, die Mündung blieb frei.

Das Verschlusssystem war einfach, dauerhaft und unkompliziert beim Öffnen, hatte aber auch mehrere gravierende Nachteile, die schließlich sein Aus bedeuteten. Erstens war die Herstellung in dieser Form recht aufwändig, zweitens war das Hineinfallen der Kugel in das Mineralwasser nicht besonders appetitlich, und drittens ließen sich die Flaschen nicht hundertprozentig reinigen.

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Einen vierten Punkt hatten die Konstrukteure wohl überhaupt nicht im Plan gehabt: Alle Kinder waren scharf auf die Kugeln, die als Murmeln hoch im Kurs standen. Zahllose leere Flaschen wurden daher von der Jugend schnöde zertrümmert, nur um an diese beliebten Spiel- und Tauschobjekte zu kommen. Entsprechend reduziert war die Rücklaufquote der Pfandware. Dazu passt der Befund in Augsburg. Auch die hier zu Hunderten in der Baugrube entdeckten Exemplare waren bis auf wenige Ausnahmen alle zerschlagen, und zwar genau an dem Kranz, wobei die zugehörigen Kugeln in den Trümmern fehlten.

Kugelflaschen aus einem Produktkatalog der Rintelner Glashuette um 1910. Links die Kranzkugelflasche.

Es ist erstaunlich, dass Glaskugelflaschen, die es in unterschiedlichen Varianten gab, überhaupt etliche Jahrzehnte lang, bis nach dem Zweiten Weltkrieg hergestellt wurden. Während sie in Deutschland aus hygienischen Gründen nach und nach verschwanden, waren sie noch lange in Übersee, vor allem in Indien, gefragt. Es dürften auch hier ihre Robustheit und die unkomplizierte Wiederbefüllbarkeit gewesen sein, es mit sich brachten, dass sie noch gut zwei weitere Generationen Kinder mit Murmeln versorgen konnten, bis ihre Produktion um 1960 endgültig ein Ende fand. (von Dr. Stefan Meyer; Fotos: Museum Eulenburg)

Glasfabrik Gebrüder Stoevesandt in Rinteln um 1910.
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