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Neubau am Schulzentrum: Wird die neue IGS an Schülern, Eltern und Lehrern vorbei geplant?

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Mit dem Neubau der IGS am Schulzentrum in direkter Nachbarschaft zum Gymnasium Ernestinum werden in Zukunft die Weichen für eine neue Schullandschaft in Rinteln gestellt. Vor dem eigentlichen Baubeginn gilt es, planungsrechtliche Hürden zu nehmen und sich um grundsätzliche Fragen Gedanken zu machen. Idealerweise setzen sich alle Beteiligten, also Planer, Schüler, Eltern und Lehrer an einen großen Tisch und räumen Bedenken aus dem Weg, suchen nach Lösungen und klären Probleme im Vorfeld. In dem uns vorliegenden Entwurf eines Positionspapiers der Arbeitsgruppe „Schulgesundheit und Bauoptimierung“ am Gymnasium haben zumindest Mitglieder des Kollegiums, Eltern, Schüler und Lehrer jetzt zahlreiche solcher prägnanten Punkte niedergeschrieben, die ihnen unter den Nägeln brennen.

So wird darin gefordert, dass der Landkreis seine Bauplanung „aus dem Februar überdenkt und derart modifiziert, dass für die IGS Rinteln und das bestehende Gymnasium Ernestinum nicht nur eine lediglich zumutbare, sondern hochwertige Lösung nach modernen Standards gefunden und umgesetzt wird“. Weiter heißt es darin, die Eigenständigkeit beider Schulen müsse dauerhaft erhalten bleiben und auch baulich deutlich erkennbar sein, beide Schulen müssten dauerhaft über eine ausreichende Anzahl an Unterrichts- und Fachräumen verfügen und die IGS müsse zumindest um 90 Grad gedreht oder deutlich nach Norden oder Westen versetzt werden um den Windkanaleffekt auf dem Schulhof zu verhindern und den Hof zu vergrößern. Nicht zuletzt muss die Grundfläche eines gemeinsamen Schulhofs laut Arbeitsgruppe zum Wohl der Schüler „ganz erheblich“ vergrößert werden. Erheblicher Gesprächsbedarf scheint auch bei Fragen der Gestaltung zu bestehen. Von eigenen Teilbereichen mit jeweiliger Gestaltungshoheit über eigene Schulhöfe, genügend Platz für die Umsetzung der bewährten pädagogischen Konzepte beider Schulen und Grünflächen anstelle von „Pflasterwüsten“ handeln einige der Anregungen. Eine erhebliche Vergrößerung und Überdachung von Bushaltestellen und Fahrradabstellbereichen steht ebenso auf der Agenda, wie die Sicherheit bei der Verkehrsanbindung als höchste Priorität.

„Pflasterwüste“ statt Grünfläche? Schüler, Eltern und Lehrer machen sich unter anderem Sorgen um die Begrünung des Schulhofs.

Weiterhin ergeben sich auch innerhalb der Schülerschaft drängende Fragen, wie uns Ferris in einem Telefongespräch verrät. Der 16-Jährige ist Abgesandter des Schülerrates für den Schulvorstand und hat in Gesprächen mit Schülern ebenfalls von diversen „Knackpunkten“ erfahren, die bei den Jugendlichen Fragen aufwerfen. So sei beispielsweise das in der Rintelner Politik angeregte Verlegen der Parkplätze auf die Westseite des Schulgeländes in die Nähe der Kreissporthalle alles andere als gut angenommen worden. Der Weg sei lang, Schulranzen und -taschen schwer und Schutz vor Wettereinflüssen gebe es auf der Strecke auch nicht. Ebenso schenkt die Politik dem Wechsel von „G8“ auf „G9“ und der Rolle vom Turbo-Abi rückwärts zur klassischen Form zu wenig Beachtung. Durch das Entstehen eines zusätzlichen Jahrgangs würden die Schülerzahlen noch stärker zunehmen und diese bewegten sich ohnehin nach oben, so Ferris weiter. Durch das geplante Vergrößern der Schul-Mensa würde ein Raum geopfert werden, wohin die Parkplätze und Bushaltestellen während des Umbaus verlegt werden müssen, sei ebenfalls unklar.

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Warum die IGS trotz eines 18 Millionen Euro teuren Neubaus möglicherweise Fachräume im Gymnasium nutzen muss, obwohl diese bereits jetzt stark frequentiert sind, darauf werden die Planer sicherlich eine Antwort wissen. Im Positionspapier heißt es dazu unter „Gedankensplitter von Arbeitsgruppenmitgliedern“ nur, dies sei „unerhört und zeigt, dass trotz aller Bekundungen mal wieder auf dem Rücken der Kinder an der Bildung gespart werden soll.“ Aufgrund der „Weichenstellung für die nächsten Generationen“ sei es „abwegig und unverantwortlich, beim Neubau einer IGS die Finanzen in den Vordergrund zu stellen“. Mit Sorge wird in dem Positionspapier auch die Größe des Schulkomplexes gesehen. Eine „kritische Masse“ an Personen sei einfach überschritten, heißt es darin, Erfahrungen an anderen Schulstandorten zeigten, dass „große Komplexe fast immer erhebliche soziale Probleme hervorbringen.“ (Anm. d. Red.: In einem Verkehrsgutachten vom April diesen Jahres ist die Rede von bis zu 900 Schülern und 80 Lehrern an der IGS, sowie 1.200 Schülern und 100 Lehrern am Gymnasium, macht also rund 2.280 Personen, die sich in diesem Areal aufhalten würden).

Die jüngsten IGS-Pläne aus dem Bauausschuss.

 

Auf unsere Anfrage bei den Vorsitzenden der Rintelner Ratsfraktionen, ob geplant sei, die Wünsche, Anregungen und Kritik der Schüler-/Eltern-/Lehrervertreter in einer der nächsten Sitzungen anzuhören, regte sich etwas in Rintelns Politiklandschaft. So schrieb Ratsherr Dr. Ralf Kirstan (FDP) in einer Stellungnahme, das bisherige Planungsverfahren zeichne sich im Gegensatz zur Behauptung der Landkreisvertreter in der jüngsten Bauausschussitzung nicht durch Transparenz aus: „Im Gegenteil musste bei vielen Betroffenen der Eindruck entstehen, dass in den beiden vergangenen Jahren in einer Art Hinterzimmerdiplomatie Planungen realisiert und vollendete Tatsachen geschaffen werden sollten, ohne dass auch nur ansatzweise eine konstruktive Beteiligung und demokratische Partizipation der betroffenen Schüler, Eltern und Lehrer angedacht oder gar erwünscht war.“ Weiterhin hätten sich Ratsmitglieder aktuelle Freiflächengliederungspläne vom 12.12.2017 selbst über private Kanäle besorgen müssen, so Kirstan, da sie nur den betroffenen Schulleitungen zugegangen seien. „Dabei sind es doch gerade Rat und Verwaltungsausschuss der Stadt Rinteln, die im Rahmen eines rechtlich zwingend vorgeschriebenen Verfahrens der Interessenskonfliktsbereinigung einer Bebauungsplanänderung und damit der letztendlichen Realisierung der Baupläne des Landkreises zuzustimmen haben“, so Dr. Kirstan weiter und fragt sich, ob das Desinteresse des Landkreises an den Rintelner Gremien „Versehen oder Vorsatz“ war. Der FDP-Ratsherr plädiert daher für eine Stellungnahme und demokratische Teilnahme von Mitgliedern aus Schüler-, Eltern- und Lehrerschaft auf der anstehenden Ratssitzung, wenn es wieder einmal um die Änderung des Bebauungsplans „Schulzentrum“ geht.

 

Ähnlich sieht es auch Dr. Gert Armin Neuhäuser (WGS), der in einem Schreiben an Bürgermeister Thomas Priemer und Ortsbürgermeister Kay Steding forderte, Vertreter des Personalrates, der Schülervertretung und des Schulelternrates zur nächsten Sitzung einzuladen. In allen drei Gremien würden mittlerweile intensive Diskussionen auf hohem Niveau geführt und er sehe die Gefahr, so Neuhäuser weiter, dass in einer Phase in der noch Gestaltungsmöglichkeiten bestehen, Entscheidungen getroffen werden, die im späteren Verfahren des Bebauungsplans nicht mehr korrigierbar seien. Astrid Teigeler-Tegtmeier (SPD) kündigte an, das Thema während der nächsten Fraktionssitzung zur Sprache zu bringen und sich anschließend zurückzumelden. Von den Grünen liegt uns derzeit noch keine Rückmeldung vor, wir reichen diese nach, sobald dies der Fall ist. Christoph Ochs (Grüne) schickt uns folgende Stellungnahme dazu: „Als Partei, die aus der Bürgerbewegung stammt finden wir es sehr wichtig, dass die betroffenen Personen auch zu Wort kommen und von der Politik gehört werden. Bereits im Sommer 2016 habe ich im Kreistag als Kreistagsmitglied auf die vielen noch offenen Fragen und Probleme für die Organisation und die Pädagogik zweier unterschiedlicher Schulen auf so engem Raum hingewiesen. Diese konnten mir damals keiner zufriedenstellend beantworten und ich als Ratsherr habe den Eindruck, dass diese Fragen immer noch viel zu wenig berücksichtigt werden. Darum wird es Zeit die Experten vor Ort, also die Vertreter von Lehrer- Eltern- und Schülerschaft beider Schulen endlich stärker einzubinden.“

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