Rettungseinsätze in Flüssen haben oft ihre Tücken. Für die Einsatzkräfte der Polizei, die oft als Erstes am Ort des Geschehens eintreffen, bleibt in manchen Situationen keine Zeit, um die Dienstkleidung abzulegen. Um Menschenleben zu retten, gehen sie oft mit der kompletten Dienstkleidung ins Wasser, um keine wertvolle Zeit zu verlieren.
Doch samt Uniform und Schuhen in ein Fließgewässer zu steigen, manchmal sogar mit einer schusssicheren Weste bekleidet, schafft eine komplett andere Situation für den Retter. Die Kleidung saugt sich voll, wird schwer, wirkt unter Umständen sogar hinderlich. Hinzu kommt: Die zu rettende Person reagiert mitunter panisch, unberechenbar, steht womöglich unter Schock. Um in Ausnahmesituationen wie diesen stets professionell und schnell reagieren zu können, müssen solche Szenarien regelmäßig geübt werden.
Jetzt war es wieder soweit: 12 Polizeibeamte (unter ihnen eine Polizeibeamtin aus Stadthagen und ein Beamter der Zentralen Polizeidirektion Hannover, der Rest aus Rinteln) trafen sich mit 12 Mitgliedern der DLRG Ortsgruppe Rinteln zur Rettungsübung, die inzwischen mit jährlicher Tradition wiederholt wird. Ein Blick auf den Wasserpegel der Weser zeigt, wieso das so wichtig ist. Mal führt die Weser Hochwasser, dann ist der Pegel „normal“ und in diesem Jahr fällt der Blick auf einen Fluss, der so wenig Wasser führt, wie schon lange nicht mehr. Das führt zu einem veränderten Strömungsverhalten und macht Einsätze noch schwieriger. So möchte man angesichts des Pegels von einem Meter Höhe fast meinen, den Fluss zu Fuß durchschreiten zu können. Doch plötzlich kann es an einigen Stellen so tief werden, dass man nicht mehr darin stehen kann.
Nach einer Einführungsrunde „im Trockenen“ auf dem Freibadgelände mit dem Training von Rettungs- und Befreiungsgriffen, durchgeführt durch Jörg Balsmeyer von der DLRG, machten sich die Teilnehmer zu Fuß auf den Weg zum Rastplatz am Weserradweg in Richtung Engern, wo der Einstieg erfolgte. Dann wurde trainiert, geklammert, befreit und (mehr oder weniger viel) geschwommen.
Der Ausstieg erfolgte auf Höhe der Weserbrücke. Dabei konnten jede Menge wichtiger Erkenntnisse für den Ernstfall abgeleitet werden. Darunter auch diese: Schusssichere Westen sorgen im Wasser sogar für einen leichten Auftrieb. Und sie verlieren durch die Nässe ihre schützenden Eigenschaften, weshalb bei Übungen wie diesen nur bereits ausgemusterte Exemplare zum Einsatz kommen. Sicher ist sicher. Am Ende gab es für alle Teilnehmer Bratwürstchen und Brötchen bei der Abschlussbesprechung und die wichtige Erfahrung: Die Weser ist eben bei jedem Wasserstand ein unberechenbares Wesen und man sollte ihr mit Respekt begegnen.