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Reaktionen auf Absage der Rintelner Weintage: „Gastronomie hätte eine Chance verdient“ / „Restaurant unter freiem Himmel“ / „Unwirtschaftlich“

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(Rinteln) Die Absage der Rintelner Weintage hat binnen Rekordzeit hohe Wellen geschlagen. Dutzende erboster Kommentare auf unserer Facebook-Seite sprechen Bände: Fassungslosigkeit ist aus den Reaktionen zu lesen. Wut und Ratlosigkeit macht sich breit. Noch vor kurzem waren die Rintelner voller Hoffnung nach dem „Corona-Jahr“ 2020 mit allen Verboten, Einschränkungen und abgesagten Veranstaltungen lokal und überregional, in diesem Jahr zumindest in abgeschwächter Form wieder so etwas wie ein Fünkchen Normalität verspüren zu können. Nachdem zunächst eine für den heutigen Mittwoch anberaumte Pressekonferenz zu den Rintelner Weintagen kurzfristig abgesagt worden war, folgte das, was in Pressekreisen schon geahnt worden war: Die Veranstaltung wurde ebenfalls gestrichen.

Laut Pressemitteilung der Stadtverwaltung werde laut Corona-Verordnung und Gesundheitsamt ein Abstandsgebot von 1,5 Metern gefordert, welches durch eine „3G“- oder „2G“-Regelung nicht gelockert werden könne (wie berichtet). In der vorherigen Corona-Verordnung, gültig bis zum 24. August diesen Jahres, habe es die Möglichkeit noch gegeben, führte die Verwaltung weiter aus. Dahin gehend seien die Regelungen ab dem 25. August verschärft worden, eine Ausnahme vom Abstandsgebot gebe es nicht. Durch diese Regelung hätte die Anzahl der Sitzplätze um die Hälfte reduziert werden müssen. Eine verkleinerte Form der Weintage wäre laut der Bekanntgabe der Stadtverwaltung für die teilnehmenden Gastronomen unwirtschaftlich gewesen, durch eine Entzerrung des Geländes würde das Fest seinen „geselligen und gemütlichen Charakter verlieren“, hieß es. Alle Beteiligten hätten sich daher „schweren Herzens für eine Absage ausgesprochen“.

Pagodenzelte der teilnehmenden Gastronomen, dazu in der Mitte das große Gemeinschaftszelt: Durch die Reduzierung der Plätze befürchtete man in Gastronomenkreisen selbst bei bestem Wetter fehlende Wirtschaftlichkeit. (Archivfoto)

Auf die Berichterstattung hin meldete sich auch Anthony Robert Lee zu Wort. Der Landwirt und CDU-Ratsherr ist auch Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung „MIT“ in Rinteln. Er ist angesichts der schlechten Nachrichten total aufgebracht: „Man redet immer von der extrem gebeutelten Gastronomie und dass man ihr wieder auf die Beine helfen müsse. Ich setze mich in meiner Funktion für den Mittelstand ein und dazu gehören nun einmal auch die Gastronomen. Es wäre technisch möglich gewesen, das Weinfest umzusetzen. Die Gastronomie musste aufgrund der Verordnungen fast neun Monate schließen und hätte deswegen eine Chance verdient. Das Argument der Landesverordnung halte ich für eine fadenscheinige Begründung, schließlich führen wir auch Hochzeiten mit ´3G´ durch.“

Auf Nachfrage äußert sich auch Prof. Dr. Gert Armin Neuhäuser in seiner Funktion als Vorsitzender des Verbandes der niedersächsischen Verwaltungsrichterinnen und Verwaltungsrichter e. V. mit einer Stellungnahme.

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Laut seiner Einschätzung sei es durchaus möglich, mit bis zu 5000 Personen und unter Kontrolle der 3G Regel die Veranstaltung nach den aktuellen Parametern – Inzidenz und Krankenhausauslastung – durchzuführen: „Rechtlich steht dem derzeit nichts entgegen. Tatsächlich fehlt der Veranstaltung dann eine gewisse Spontanität, weil rund 45 Prozent der Bevölkerung als Ungeimpfte und ohne die Möglichkeit einer spontanen Testung nicht teilnehmen können. Aber das Ziel einer Rückkehr zur Normalität gebietet es aus meiner Sicht, soweit es geht Veranstaltungen durchzuführen.“ Die Absage nehme laut Neuhäuser allerdings eine vierte Welle in den Blick, die in ihrer Intensität niemand prognostizieren könne. „Ich sehe es eigentlich wie einen Restaurantbesuch, der doch sogar noch unter freiem Himmel stattfindet. Man geht da zusammen hin, hat Maske bis zum Tisch, erfüllt ´3G´ und hält zu denjenigen, mit denen man nicht da ist, Abstand. Es ist eben keine Veranstaltung wie eine Demonstration, ein Fußballspiel oder ein Konzert oder ein sonstiges Treffen, das ich für viel risikobehafteter halte. Ich sehe so das Problem also nicht – ´Restaurant unter freiem Himmel´, mehr ist das doch nicht.“

Gastronom Arif Sanal („Bodega“) ist vom Ausfall der Rintelner Weintage ebenso betroffen wie seine Branchenkollegen. Er befürchtet allerdings, selbst bei besten Wetter wäre es für die teilnehmenden Betriebe wirtschaftlich nicht tragbar verlaufen. Das Problem seien die Auflagen, die eine Halbierung der verfügbaren Sitzplätze erforderlich gemacht hätten. So sei kein wirtschaftlicher Betrieb möglich, sagt Sanal. „Das wäre nicht das Weinfest geworden, wie es die Leute kennen und lieben“, befürchtet er und schätzt, dass bei schlechtem Wetter mindestens die Hälfte der teilnehmenden Gastronomen unter einem Minusgeschäft zu leiden gehabt hätte.

In Sachen Corona gehen die Bundesländer übrigens höchst unterschiedliche Wege. Während die Zukunft der diesjährigen Rintelner Messe und des Weihnachtsmarktes also noch völlig offen sind, wird in Minden (Nordrhein Westfalen) bereits – unter Auflagen – für die Vorweihnachtszeit geplant. Schleswig-Holstein wiederum kündigt einen Kurswechsel und Verzicht auf Maskenpflicht bei „3G“ an. Eine Hoffnung für Veranstalter und Gäste bleibt: Die aktuelle Corona-Verordnung gilt zunächst bis zum 22. September diesen Jahres. In den Tagen davor wird die Debatte um mögliche Änderungen und vielleicht auch Lockerungen neu aufgenommen. (vu)

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