(Rinteln) Reparieren statt wegwerfen – bei Kaffee und Kuchen und mit ehrenamtlichen, fachkundigen Helfern. Ein Trend, der jetzt auch nach nach Rinteln überschwappt. Wir nennen die Köpfe hinter der Idee und sagen, was es zu beachten gibt.
Weltweit erfreuen sich sogenannte Repair Cafés großer Beliebtheit. Von Martine Postma im Oktober 2009 in Amsterdam ins Leben gerufen, breitete sich die Idee, defekten Geräten eine zweite Chance zu geben, in weiteren Ländern aus.
Wenn der Toaster kaputt ist, wandert er oft in den Müll. Dabei könnte es sich nur um einen Wackelkontakt handeln, der behoben werden kann und das Gerät würde wieder funktionieren. Um Alltagsgegenstände, die noch zu retten sind, zu reparieren, treffen sich ab Mai diesen Jahres Ehrenamtliche unter der Regie des NABU Rinteln und des Mehrgenerationenhauses der Stadt Rinteln in der Ostertorstraße 2 zum Reparieren. „Müll vermeiden, Ressourcen sparen, Umwelt schonen und nachhaltige Lebensweisen etablieren“, lautet das erklärte Ziel der Organisatoren.
Die Idee zur Selbsthilfewerkstatt in Rinteln reifte bei Ute Bargenda und Dr. Nick Büscher vom NABU bereits Anfang des Jahres. Doch vor dem Start galt es, organisatorische und rechtliche Hürden zu nehmen. Wie Büscher erklärt, habe man eine Betriebsstätten-Haftpflichtversicherung – speziell für Repair Cafés – abgeschlossen. Diese sichert alle Beteiligten im Schadensfall ab.
Das Repair Café im Mehrgenerationenhaus findet erstmalig am 6. Mai 2023 von 15 bis 18 Uhr in der Ostertorstraße 2 in Rinteln statt. Weitere Termine sind an jedem ersten Samstag im Monat, ebenfalls von 15 bis 18 Uhr. (Anmerkung: Die Anfangszeit wurde korrigiert.)
Alles, was ins Mehrgenerationenhaus getragen werden kann, können sich die Besitzer und Reparaturhelfer auch gemeinsam ansehen. Aus Erfahrungen anderer Repair Cafés, beispielsweise in Rodenberg, weiß man um einen Anteil von Elektrogeräten, der bei rund 70 Prozent liegt. Daher sind auch Elektro-Fachleute gefragt, die sich beim Repair Café ehrenamtlich engagieren möchten – bei Reparaturarbeiten und der erforderlichen Endabnahme, bevor das gute Stück (im Idealfall wieder funktionsfähig) mit nach Hause genommen werden kann. Weitere Ehrenamtliche werden für den Bereich „Kaffee und Kuchen“ gesucht, sowie für den Empfang.
Zu Beginn jeder Veranstaltung werden sogenannte „Laufzettel“ mit einigen Regeln ausgeteilt, die es zu beachten gilt. Dort wird beispielsweise klargestellt, dass es sich beim Reparaturcafé nicht um eine geschäftsmäßige Reparatur-Dienstleistung handelt und dass sämtliche Haftungsansprüche ausgeschlossen sind. Ebenso geschieht der Reparaturversuch auf eigenes Risiko. Man muss sich also darüber im Klaren sein, dass bei der Instandsetzung auch ein größerer Schaden entstehen kann und das Gerät möglicherweise komplett unbrauchbar wird.
Laut der Internetseite „repaircafe.org“ gibt es über 2.600 Reparaturcafés weltweit – darunter in Belgien, Deutschland, Großbritannien, den USA und Indien. Die Anzahl der Gegenstände, die repariert werden, schätzt die Organisation auf rund 47.000 jeden Monat.
Die Reparaturarbeiten werden gemeinsam und kostenlos durchgeführt, Kosten für Ersatzteile und Material müssen jedoch von den Besitzern getragen werden. Um den Betrieb gewährleisten und Werkzeug kaufen zu können, ist die Veranstaltung jedoch auf Spenden angewiesen.
Als Konkurrenz zu Fachbetrieben sehen sich die Repair Cafés übrigens nicht. Bargenda erklärt, sie habe die örtlich ansässigen Unternehmen über die Pläne informiert, diese hätten das Projekt zur Kenntnis genommen. Die niederländische Stiftung „Stichting Repair Café“ unterstreicht, mit den Treffen zur Selbstreparatur solle das Interesse am Reparieren wieder geweckt werden. Besucher dieser Einrichtungen würden defekte Gegenstände nämlich meistens lieber wegwerfen, da sie eine Reparatur zu teuer fänden.
Und noch ein charmantes Argument haben die Rintelner Organisatoren parat: Wertvolles Reparaturwissen würde so weitergegeben und gehe nicht verloren. (vu)
Fürs Reparatur-Café werden ehrenamtliche Tüftler, Hobby-Handwerker, fachkundige Elektro-Fachkräfte und Helfer für den Kaffeeausschank sowie das Kuchenangebot gesucht. Interessenten können mit Ute Bargenda Kontakt aufnehmen: Tel. 05751 / 46685 oder 0174 / 9431403 oder per E-Mail an ute.bargenda@gmx.de.