Ein kleiner Traktor steht neben dem gepflasterten Fußweg auf der Gouvernementsinsel.
Huckepack ist eine Konstruktion montiert, die an einen Trichter, einen Pflug und eine Egge gleichzeitig erinnert. Am Steuer sitzt Johnny Zweers. Der 30jährige Niederländer packt sich einen Sack voller Blumenzwiebeln, schneidet ihn am unteren Ende auf und lässt die Zwiebeln in den Trichter fallen. Christian Aldag und André Pielemeier vom Bau- und Betriebshof der Stadt Rinteln packen mit an, helfen den Vorratstrichter zu befüllen.
Dann startet Zweers den Traktor und brummt los. Wie ein überdimensionaler Pizzaschneider trennt das Edelstahlmesser die Grasnarbe auf, die anschließend von einem Pflug-ähnlichen Spreizer aufgeklappt wird. In die so entstandene Tasche purzeln die Blumenzwiebeln, die über ein kleines Förderband an die richtige Stelle gebracht wurden. Die großen Gummiräder am Heck der Maschine drücken die Erde und das Gras wieder an und schließen so den Spalt im Erdreich. Spuren von einem Meter Breite können so in einem Rutsch bepflanzt werden.
Innerhalb kürzester Zeit pflanzt Zweers, der im Auftrag der Firma „Flower your place“ unterwegs ist, 27.500 Blumenzwiebeln am „Alten Hafen“, Auf über 250 Quadratmetern werden hier im nächsten Frühjahr gemischte Narzissen, Camassia (Prärielilien) und Allium (Zierlauch) für ein farbenprächtiges Blütenmeer sorgen. Nicht der einzige Einsatzort für Johnny Zweers und seine Spezialmaschine. Im Bereich der Feuerwehr, an Seetorstraße und Extertalstraße und dem anliegenden Parkplatz sind ebenfalls etliche zehntausend Blumenzwiebeln im Erdreich verschwunden, auf 450 Quadratmetern. Weitere 16.800 Stück sind es an der Westumgehung, in Richtung Flugplatz. Insgesamt über 80.000 Zwiebeln wurden in Rekordzeit eingepflanzt.
Früher war das ein tagelanges Projekt, das mit der Unterstützung von Schülern in den Ferien umgesetzt wurde. In diesem Jahr hat man sich im Bauhof dazu entschlossen, die Idee der niederländischen Nachbarn auszuprobieren. Die Spezialkonstruktion aus Traktor und Pflanzmaschine ist europaweit erfolgreich im Einsatz. „Polen, Belgien, Tschechische Republik“, so Zweers, überall schätzt man die schnelle Art der Pflanzung. Und noch mehr Internationales: Die Maschine ist eine Spezialkonstruktion und kommt aus Italien.
Ein paar Einschränkungen gibt es aber. Wichtig, so Aldag und Pielemeier, sei eine gut verwurzelte Grasnarbe. Frisch gepflanztes Gras sei für die Pflanzmaschine ungeeignet, da die Oberfläche nicht so schön aufgeklappt werden könne und zerbrösele. Etwas Handarbeit bleibt am Ende doch noch zu tun: Nicht überall ist die Erde wieder sauber zugeklappt, da müssen die beiden Bauhof-Mitarbeiter noch einmal von Hand ran. Damit es in Rinteln im kommenden Jahr überall blüht, mit der Hilfe einer italienischen Pflanzmaschine aus den Niederlanden.