(Rinteln) Im Kalender steht „3. Advent“. Bei dem Dauergrau über den Köpfen und dem (wieder mal) Nieselregen-Wetter am 15. Dezember möchte man kaum das Wort „Weihnachten“ aussprechen.
Und doch verdichten sich die Anzeichen, dass das Fest der Feste kurz bevor steht. Ein sicherer Indikator ist an diesem Sonntag die Volkshochschule Schaumburg (VHS) in der Klosterstraße 26, die mit Leben erfüllt ist.
In der VHS tobt das pralle (Kunst-) Leben. VHS-Mitarbeiter Moreno Ciotti hat mal wieder zugeschlagen. Der organisatorische Wirbelwind, gefühlt mit jedem Künstler „per Du“, hat sein Netzwerk aktiviert und die Räume in der Rintelner Innenstadt in ein mehrstöckiges Kunstatelier verwandelt. Das Faszinierende: Bei jedem Künstler gibt es eine spannende Geschichte zu hören. So einzigartig, so individuell wie ihre Werke, so sind meist auch ihre Storys.
Da ist zum Beispiel Heinz Mingels. Der Metall-Virtuose beherrscht das Spiel mit dem Werkstoff wie kaum ein anderer. Er schweißt Bratpfannen, Lampen und Fahrradlenker zusammen, als wären sie schon immer eine Einheit gewesen. Und während die Betrachter darüber sinnieren, welche Gedankengänge ihn wohl zu diesem Werk inspiriert haben könnten, erklärt der Schöpfer seine Motivation dahinter: Eine Vogeltränke könnte es sein, mit Steinen und Wasser gefüllt und abends mit Beleuchtung. Oder einfach nur Kunst, über die man spricht. Damit hätte sie ihr Ziel bereits erreicht.
Zu den kommunikativen Künstlern an diesem Sonntag zählt auch Volker Wybranietz. Der schraubende Fotograf (oder war es der fotografierende Schrauber?) kann ebenso erfolgreich Hand und Werkzeug an alte und neue Motorräder anlegen, wie er auch die Bedienung einer Profikamera und die richtige Bildkomposition beherrscht. „Mittendrin statt nur dabei“ lautet sein inoffizielles Motto, was mehrere tausend zurückgelegte Kilometer durch Patagonien und Chile auf Oldie-Motorrädern mit entsprechend spektakulären Motiven beweisen.
Ins Gespräch kommt man auch schnell mit Renate Niemann, die zu den Mineralien und Fossilien wohl mehr Hintergrundinformationen als das Online-Nachschlagewerk „Wikipedia“ liefern kann. Versteinertes Holz beispielsweise ist als solches kaum noch in seiner Materialbeschaffenheit mit dem Ursprungsstoff vergleichbar.
Von Filzschuhen über Aquarellmalerei, Kissen und Backhandschuhen reicht die Palette an möglichen Weihnachtsgeschenken, die an diesem Nachmittag in der VHS angeschaut und gekauft werden können. Reinhard Albrecht, bekannt durch seine farbenfrohen, dreidimensionalen Mosaik-Kreationen, knipst Stück für Stück Teile aus größeren Glaskacheln. In 144 Farben werden diese als „Rohstoff“ in hoher Qualität angeboten, war zu erfahren. Und wer angesichts der Fülle an Kunst und Informationen einfach nur mal Hunger verspürte, war im VHS-Ambiente bestens aufgehoben. Gut gelaunte Mitarbeiter servierten frische Waffeln und selbstgebackenen Kuchen gegen eine kleine Spende. Vor dem Gebäude gab es wiederum frisch gegrillte Würstchen und Pommes vom Grill und aus der Fritteuse. Kunst macht eben nicht nur gesprächig, sondern auch hungrig.
(Text & Fotos: vu)