(Rinteln) Nach zwei Jahren „Corona-Pause“ knatterten, blubberten und röhrten am Sonntag wieder jede Menge Oldtimer auf zwei bis vier Rädern durch die Weserstadt.
Klassische Motorräder und Autos bis zum Jahr 1975 waren geladen. 126 Teilnehmer aus nah und fern starteten am Sonntagmorgen auf dem Rintelner Marktplatz zur rund 150 Kilometer langen Fahrt zu den Externsteinen und zurück zum Startpunkt.
Dazwischen gab es für die Fahrer und Fahrgäste kilometerweise frühlingshafte Landschaften zu sehen und zahlreiche Prüfungen zu bestehen. Von Zeitprüfungen auf Parkplätzen bis hin zu Präzisionsaufgaben („fahren Sie um 1,50 Meter vor“) reichte die Spanne. Der erste Vorsitzende des veranstaltenden Motor Clubs im ADAC, Meik Bormann, zeigte sich auf Nachfrage „sehr zufrieden“ mit dem Verlauf. Lediglich zwei Ausfälle wegen technischen Defekten seien zu verzeichnen gewesen.
Nach der Mittagspause beim „Felsenwirt“ machten sich die Oldtimerbesitzer samt ihrer rollenden Raritäten (die Palette reichte hier vom VW Käfer bis hin zum meterlangen „Buick“-Straßenkreuzer aus US-Produktion, der jeden Parkplatz sprengt) auf den „Heimweg“ nach Rinteln. Beim Zieleinlauf wurden die automobilen Schönheiten von einem regelrechten Menschenmeer begrüßt.
Die heimische Gastronomie freute sich über ausgebuchte Plätze, die Gäste nippten an Getränken und ließen das zartschmelzende Eis die Kehle hinunter rinnen, während die Augen auf die große, bunte Palette an Autos gerichtet waren, die eine ganz individuelle „Duftnote“ an garantiert ungefilterten Abgasen hinter sich herzogen. Manch Vater erklärte seinem Junior, wie die Autowelt vor Katalysatoren und Feinstaubfiltern „roch“. Und so mancher Großvater schwärmte seinen Enkeln von „seinem ersten Auto“ vor, das da gerade um die Ecke gefahren kam.
Die Blicke der Schaulustigen zogen auch Heino und Timo Wetzel aus Rinteln auf sich. Nostalgisch gekleidet und mit stilechter Zigarre ausgestattet, fuhr das Vater-Sohn-Gespann in einem sehr individuellen Oldtimer auf den Marktplatz. Das Fahrzeug auf Basis eines Alvis aus dem Jahr 1945 entstand in der heimischen Werkstatt in gut 1.000 Arbeitsstunden, wobei laut Timo Wetzel rund 300 Stunden allein für die Aluminiumkarosserie investiert wurden.
Das Fahrgestell mit Antrieb, Fachleute nennen es „Rolling Chassis“, wurde aus England importiert. Auf den Leiterrahmen bauten die Wetzels die Karosserie und versahen sie mit stilecht grünem Lack, der jedoch sofort den „Patina“-Look verpasst bekam und nun garantiert keine Politur mehr benötigt.
Der Schriftzug „Supercharged“ deutet auf den nachgerüsteten Kompressor hin, der dem 1,9-Liter-Motor zu gut 120 PS verhilft. Vieles am Auto ist individuell angefertigt, darunter auch die Messingringe der Instrumente, die zusammen mit anderen Metallteilen bewusst „alt“ aussehen. Dabei ist der Wagen im Prinzip gerade erst fertig geworden. 350 Kilometer hatte er am Sonntagnachmittag auf dem Tacho, davon sind 150 reibungslos auf der „Jungfernfahrt“ abgespult worden.
Gut möglich, dass die Wetzels – wie viele andere Teilnehmer auch – im kommenden Jahr bei der 25. Oldtimer-Weserberglandfahrt wieder dabei sind. Für die Jubiläumsausgabe plant der Motor Club Überraschungen, man darf also gespannt sein. (vu)