(Rinteln) Zu einer Rintelner Herbstmesse gehört auch der traditionelle Messeempfang mit Grünkohlessen und Verleihung des Messetalers.
Doch bevor es zur Ehrung ging, eröffnete Bürgermeisterin Andrea Lange zunächst offiziell am Freitagnachmittag die tags zuvor gestartete Messe mit Aushängen des Messeprivilegs am Eingang des Ratskellers. Dabei stand ihr der ehemalige Innenminister Niedersachsens und langjähriger Ortsbürgermeister von Steinbergen, Heiner Bartling, zur Seite.
Das Messeprivileg stammt im Original aus dem Jahr 1392. Graf Otto I. zu Holstein und zu Schaumburg stiftete vor 632 Jahren, im Jahre 1392, am Tag der Heiligen Maria Magdalena den Rintelner Bürgern das Privileg, im Jahr zwei freie Kirchmessen abzuhalten.
Es folgte der Messerundgang, bei dem die eine oder andere „Probefahrt“ in den Fahrgeschäften unternommen wurde. Das 40 Meter hohe Kettenkarussell lieferte trotz frischer Brise und bedecktem Himmel einen schönen Rundumblick über Rinteln. Der Musikexpress fuhr vorwärts und rückwärts und bei „Heroes“ war ein heroischer Magen von Vorteil, über den einige der geladenen Gäste verfügten.
So stattete die Bürgermeisterin von Obernkirchen, Dörte Worm-Kressin, der Weserstadt ebenso einen Besuch ab wie Bückeburgs Stadtoberhaupt Axel Wohlgemuth, der die Herbstmesse in seiner Stadt bereits hinter sich gebracht hatte. Beide ließen sich bei der halsbrecherischen Beschleunigungs- und Abbremsfahrt inklusive komplexer Drehbewegungen ordentlich durchschütteln. Andere Gäste waren weniger mutig und schauten sich das Spektakel aus sicherer Entfernung an.
Weitere Verwaltungschefs und Stellvertreter aus Porta Westfalica, Wiedensahl und Stadthagen waren zum Messebesuch angereist, ehemalige Bürgermeister und Ehrenbürgermeister fanden sich zum „Meet & Greet“ ein. Die Stadtwerke aus Rintelns polnischer Partnerstadt Slawno entsandten eine Delegation nach Rinteln, wo man „gern und häufig feiert“, wie Bürgermeisterin Andrea Lange feststellte. Lob gab es für die Schausteller, ohne deren Präsenz es Veranstaltungen wie die Rintelner Messe nicht geben würde, und die vielen Köpfe hinter den Kulissen aus den Ämtern und Institutionen, ohne die eine solche Großveranstaltung wie die Rintelner Messe nicht umsetzbar wäre.
Der Messetaler, seit 1986 an Menschen für ihr besonderes Engagement zum Wohle der Stadt verliehen, ging in diesem Jahr an Ex-Bürgermeister Thomas Priemer. Lange lobte Priemer für seine Entscheidungsfreudigkeit und befand, dieser sei politischen Auseinandersetzungen und Angriffen stets mit Höflichkeit begegnet. Als erfahrenen Menschen mit Herz und Mut, der aus seinem Herzen keine Mördergrube machte, habe Priemer sieben Jahre in Diensten der Stadt Rinteln gestanden und insgesamt 41 Jahre im öffentlichen Dienst gearbeitet, die historische Bürgermeisterkette allerdings nie gern zu Anlässen getragen, verriet Lange. Priemer war sichtlich gerührt und um Worte verlegen und so leitete der musikalische Leiter der Vereinigten Chöre Rinteln, Viktor Pidpally, mit melodischen Klängen am Akkordeon durch den gemütlichen Teil des Abends.
Diese Rintelner Messe könnte übrigens für längere Zeit die letzte sein, die sich in bekannter Form dicht um die St. Nikolai-Kirche abspielt. Wie bereits vor einiger Zeit berichtet, steht im kommenden Jahr die Sanierung des Kirchturms an und am Kirchplatz wird eine Baustelle eingerichtet. Inwieweit die bekannten Veranstaltungen wie Messen, Märkte und Altstadtfest im Einzelnen beeinflusst werden, steht noch nicht fest – wohl aber, dass es Einschränkungen geben wird. Dem Vernehmen nach und aktuellem Stand der Dinge zufolge darf mit zwei Jahren Bauzeit gerechnet werden.
(vu)