Im Juli 2014 erfolgte der Spatenstich fürs neue „Agaplesion Evangelische Klinikum Schaumburg“ in Vehlen. Am 28. November 2017, also drei Jahre und vier Monate später, konnte die erste Patientin am neuen Standort in Empfang genommen werden. Als die Rintelnerin Elvira Lohse gegen 8:45 Uhr aus dem Krankenhaus Bückeburg mit dem Rettungswagen ins neue Klinikum gebracht wurde, klickten zahlreiche Kameras der anwesenden Pressevertreter.
Bettina Geißler-Nielsen, Diana Fortmann und Achim Rogge von der Geschäftsführung nahmen die sichtlich überraschte Patientin mit einem Blumenstrauß in Empfang. Kurz darauf trafen weitere Rettungswagen aus Bückeburg ein. Der Standort in der Residenzstadt ist als erster mit dem Umzug dran. Am Mittwoch folgt Stadthagen. Verwaltung und Chefärtze, so gab Dr. Rogge bekannt, zogen bereits am vergangenen Wochenende um und bezogen ihre neuen Büros.
Bevor das Klinikum auf der „grünen Wiese“ entstand, gab es dort nicht einmal eine Straßenanbindung. Am Standort Vehlen sind in drei Jahren Bauzeit rund 140 Millionen Euro verbaut worden. Das sind zehn Millionen (und elf Monate) mehr, als ursprünglich kalkuliert. Dafür, so Dr. Rogge, sind unter anderem aufwändigere medizinische Geräte zum Einsatz gekommen (allein der sogenannte 128-Zeiler-Computertomograph hat 1,2 Millionen Euro gekostet, geplant war ursprünglich ein einfacheres Gerät).
Weitere Mehrkosten entfielen auf eine aufwändige Küche, eine Wahlleistungsstation und einen „Hybrid-OP“. Dieser hat nichts mit alternativen Antrieben zu tun, steht aber für zwei Operationssäle in einem. Im selben Raum können sowohl minimal-invasive Eingriffe als auch klassiche OP-Vorgänge vorgenommen werden, ohne den Raum zu wechseln. Diese Entscheidung ist auch aus zukunftsweisenden Gesichtspunkten getroffen worden, denn ein Hybrid-OP wird ab 2019 für Krankenhäuser mit Gefäßchirurgie voraussichtlich Pflicht werden, so Rogge.
Die Zahl der Betten ist mit 437 nahezu gleich geblieben. An den alten Klinik-Standorten in Rinteln, Bückeburg und Stadthagen waren es 440 zusammen. Doch man könne die bisherigen Krankenhäuser nicht einfach zu einem neuen, großen Klinikum zusammenfassen, sagte Rogge: „1 plus 1 plus 1 ist mehr als die Summe 3.“ Es gebe am neuen Standort in Vehlen 14 chefarztgeführte Fachabteilungen, darunter eine Neurologie, Urologie (ab Mitte 2018), Radiologie, Kardiologie, Pneumologie und Gastroenterologie.
Im neuen Klinikum sind auch Mindestmengen an Operationen kein Thema mehr. Per Gesetz muss ein Krankenhaus eine bestimmte Menge an Operationen (beispielsweise 50 Knie-OP, 10 Speiseröhren-OP) pro Jahr durchführen, sonst bleibt es auf den Kosten sitzen, weil die Kassen nicht zahlen. Durch die Zusammenfassung an einem großen Standort besteht diese Problematik nun nicht mehr, bestätigte Rogge. Auch habe man durch die Trennung von Notfall-Patienten und einbestellten Patienten mit Terminen (elektives Zentrum) für weitere Entspannung gesorgt.
Das neue Klinikum ist in drei quadratische Gebäude (Nord-, West-, Ost-Kubus) unterteilt. Es gibt freies WLAN für Patienten, sowie einen Hubschrauberlandeplatz hinter dem Gebäude. Eine Landemöglichkeit auf dem Dach wäre zwar möglich gewesen, aber aufgrund der hohen Sicherheitsvorschriften auch aufwändiger, hieß es. Die Technikräume und das Labor befinden sich im Untergeschoss. Proben werden über ein Rohrpost-System zur Weiterverarbeitung dorthin geschickt. Die Laborräume sind übrigens an die Mindener Mühlenkreiskliniken vermietet, die Laborleistungen in Kooperation mit dem Agaplesion-Klinikum erbringen. Die Bürger können „ihr“ neues Klinikum beim geplanten Tag der offenen Tür im ersten Quartal 2018 genau unter die Lupe nehmen. Am 18. Januar findet eine offizielle Einweihungsfeier statt.