Das Wetter war auf seiner Seite: Bei angenehmen Temperaturen plauderte der „Stadtgärtner aus Leidenschaft“ und Leiter des Bau- und Betriebshofs der Stadt Rinteln, Klaus-Ulrich Hartmann aus dem Nähkästchen. Dabei verschmolz die Veranstaltung im verglasten Mehrzweckraum der Eulenburg mit einer Fragestunde, wie man sie aus einer Quizshow kennt. Und wie es sich für einen guten Moderator gehört, sprengte Hartmann auch den zeitlichen Rahmen ein wenig.
Als er sich 2007 auf eine Stellenausschreibung in Rinteln bewarb, hatte Hartmann bereits 20 Jahre in einem Mindener Betrieb für Garten- und Landschaftsbau hinter sich. Bereits in jungen Jahren konnte er mit ansehen, wie seine Eltern die Produkte aus dem heimischen Garten vermarkteten: „Meine Mutter hat damals in den Sommermonaten mit dem Garten mehr verdient als mein Vater mit seiner regulären Arbeit.“ Da schien eine Ausbildung als Landschaftsgärtner nur konsequent. Doch mit den Jahren keimte der Wunsch nach Veränderung, die Aufgabenbereiche wurden umstrukturiert. „Wir haben nach der Wende Gärten und private Anlagen bis zum Berliner Speckgürtel betreut, es gab viel zu tun, doch man war kaum noch zuhause“, so Hartmann, der sich nach langen Jahren von seinem damaligen Arbeitgeber trennte. „Im Guten“, wie er betont.
Unterstützung durch den Bürgermeister
In Rinteln angekommen, stellte er schnell fest, dass Gelder für Grünanlagen zwar vorhanden waren – aber nicht genutzt wurden. Nach und nach nahm er sich mit seinem Bauhofteam ganze Straßenzüge vor, die über viele Jahrzehnte verwahrloste Schlingwiese wurde aufgehellt. Nicht alles fand ungeteilte Zustimmung, doch wer verändern will, eckt zwangsläufig an. Stets konnte sich Hartmann bei all den Projekten auf die Unterstützung des damaligen Bürgermeisters Karl-Heinz Buchholz verlassen: „Das ist bei weitem nicht selbstverständlich.“
Ob die kastenförmigen Linden an der Weserpromenade, die von der „unglücklichen architektonischen Situation“ ablenken sollen oder die Rintelner Blumenmischung – oftmals besteht die Arbeit aus der Vermittlung bei Interessenskonflikten. So galt es auch bei dem beliebten „Blütenzauber“, einer Saatmischung aus vielen unterschiedlichen Blumensorten, die Befindlichkeiten von NABU, Imkern und Stadtverwaltung unter einen Hut zu bekommen. Als Basis diente der „Mössinger Sommer“, eine spezielle und robuste Saatmixtur. Aus rechtlichen Gründen hat man die Zusammensetzung verändert, die Blumenmischung ist inzwischen zu einem wichtigen Imageträger der Stadt Rinteln geworden.
Handlungsbedarf an allen Ecken
Mit 40 festen Mitarbeitern und einigen Saisonkräften haben Hartmann und sein Team eine Flut von Aufgaben zu bewältigen, oft sehr arbeits- und zeitintensiv: „Das Auflockern und Instandhalten von Sportplätzen wie dem Steinanger dauert bis zu sieben Tage. Und wir haben elf Sportplätze. Wir haben gerade erst 7.000 Blumen neu gepflanzt, Straßengräben müssen gemäht werden, Pflanzen aufgrund der extremen Trockenheit gewässert, der Friedhof gepflegt.“ Dabei gilt es oft, auch gegen „Pflanzsünden“ aus der Vergangenheit anzukämpfen. So seinen Kastanien als Stadtbäume völlig ungeeignet und müssten eigentlich gefällt werden. Das löst bei Naturschützern berufsbedingte Empörung aus. Doch die Klimaverschiebung der letzten Jahre macht den Bäumen zu schaffen, die Kastanien bekommen Probleme mit Bakterien. Zudem könnten sie die Strahlungswärme der Pflasterung nicht so gut vertragen.
„Würde mich immer fürs Grün entscheiden“
Ob die Schlammschicht auf dem Grund der Graft oder das ewige Reizthema „Fockenkump“ – es gibt überall in Rinteln etwas zu tun. Auch das gestiegene Veranstaltungsaufkommen bindet immer mehr Mitarbeiter. Bänke abbauen, Poller entfernen, danach alles wieder zurückbauen – die so beschäftigten Arbeitskräfte fehlen bei anderen Bereichen wie Pflege und Instandhaltung. Im Jahr 2000 verfügte der Bauhof noch über 60 Mitarbeiter, heute steigen die Anforderungen stetig, bei gesunkener Mitarbeiterzahl. „Als Bauhofleiter hat man letztlich immer den Interessenkonflikt“, bestätigt Hartmann und sieht sich nicht zuletzt als Dienstleister für die Stadt. Und ergänzt: „Wenn ich die Wahl treffen müsste ob ich Löcher stopfe oder mich für die Erhaltung der Grünanlagen einsetzen sollte, ich würde mich immer fürs Grüne entscheiden.“