In der ersten Ratssitzung im neuen Jahr kam auch das Thema Brückentorkomplex wieder auf die Tagesordnung. Zusätzlich zum bisherigen Ratsbeschluss, nach dem Bürgermeister Thomas Priemer Gespräche mit den anderen Teileigentümern des Gebäudes über einen gemeinsamen Verkauf führen soll, beantragten die WGS-Mitglieder Heinrich Sasse senior/junior und Jens Maack auch das Einholen von Angeboten, um den Brückentorsaal im sogenannten „Sale-and-lease-back“ Verfahren nach erfolgter Sanierung durch einen Investor langfristig zurückzumieten.
„Keinen Zacken aus der Krone brechen“
Während man diese Zusatzoption in Reihen der SPD und der Grünen entspannt sah und befand, durch die zusätzliche Option würde man sich „keinen Zacken aus der Krone brechen“, formierte sich innerhalb der CDU-Fraktion Widerstand gegen den Vorschlag. Veit Rauch erinnerte daran, dass man diesen Möglichkeit bereits vor einem Jahr ausgiebig diskutiert hatte. Damals sei man zu dem Ergebnis gekommen, eine Saalmiete würde die Stadt bei einem Mietpreis von 6.000 Euro pro Monat auf die Dauer von 25 Jahren rund 2 Millionen Euro kosten. Dabei handelte es sich um den nackten Saal. Die Vorstellung, dass ein fertig ausgestattetes Objekt jetzt günstiger zu haben sei, hielt der CDU-Fraktionsvorsitzende für „schwierig“. Kay Steding (CDU) vermutete, die Antragsteller hätten „Angst vor der eigenen Courage“ und wollten sich mit dem Ergänzungsantrag absichern. Einen Saal zurückmieten sei für Steding „definitiv ein Minusgeschäft“, schließlich wolle der Investor Geld mit dem Objekt verdienen und das müsse dann nun einmal die Stadt bezahlen.
„Hatten die Ingenieure Tomaten auf den Augen?“
Für Dr. Ralf Kirstan (FDP) hatte es den Anschein, als wolle man den Zustand des Saals „künstlich kaputtrechnen“. Immerhin müsse der damalige Investor Norbert Dittel nach Prüfung des Objekts mit seinen Ingenieuren („Hatten die dann Tomaten auf den Augen?“) zu dem Entschluss gekommen sein, das Gebäude sei nicht dermaßen marode, wie angenommen: „Wieso hätte er sonst geplant, das Fundament und die Konstruktion beizubehalten und weiter zu nutzen?“
Dr. Gert Armin Neuhäuser (WGS), stets erklärter Gegner einer Mietoption („einem Sale-and-lease-back Verfahren würde ich prinzipiell nie zustimmen“), bekräftigte sein „Grundvertrauen“ in den Bürgermeister und ging davon aus, dass dieser die bestmögliche Lösung für den Standort herbeiführen werde. Angesichts der Tatsache, dass die in der Vergangenheit stets vielzitierten Textilfilialisten aufgrund der wirtschaftlichen Lage nun Filialen schließen müssen, kamen ihm allerdings Zweifel daran, ob es wirklich so viel Bedarf an Einzelhandelsflächen über 300 Quadratmetern in der Stadt gebe, wie in der Presse thematisiert.
Mit-Antragsteller Heinrich Sasse senior erinnerte noch einmal daran, dass der Wunsch nach einem Erhalt des Standortes an der jetzigen Stelle die Stimmung von vielen Seiten wiedergebe, sowohl aus den Vereinen als auch der Bevölkerung. Und damit sei auch der Antrag ein Zeichen, so Sasse: „Der Rat lässt die Vereine nicht im Stich!“. Dieser Argumentation folgten 20 Ratsmitglieder und stimmten mit „ja“. Bei einer Enthaltung und 13 „Nein“-Stimmen wurde der Antrag angenommen.