(Rinteln) Stabiles sommerliches Hochdruckwetter ohne Wolken, das klingt für alle „Fußgänger“ oder Freibadgäste nach einem tollen Tag.
Aber in den Ohren eines Segelfliegers ist das der Horror. In sogenannter „Blauthermik“, bei der kein Wölkchen den nächsten Aufwind verrät, ist die Aufwindsuche schwieriger als bei der beliebten Cumulus-Thermik. Wenn in den einschlägigen Prognosen dann noch das Wörtchen „stabile Luftschichtung“ hinzu kommt, dann ist klar was passiert: Wenn man Thermik findet, dann ist davon auszugehen, dass diese wirklich schwach ist. Es gibt mit zunehmender Höhe wenig Temperaturabnahme, so dass sich die erwärmte Bodenluft schwer aufsteigt. Der Vorgang geschieht langsam und somit ist das Steigen schlecht.
Dennoch versprach der Segelflugwetterbericht eine gewisse Chance. Diesmal sollte in den frühen Morgenstunden in einer gewissen Zeitspanne von 2-3 Stunden Südostwind aufkommen, womit eine Chance bestand, kurzzeitig den Hang des Wesergebirges zu nutzen. Aber, wie gesagt „in den frühen Morgenstunden“. Deshalb wurde der Grillabend bei sommerlichem Wetter verkürzt, um genug Nachtruhe für die Frühstarts zu bekommen, die bereits ab 6 Uhr angesetzt wurden,
Pünktlich waren die Bundesligapiloten in Rinteln startbereit. Nur der vorhergesagte Hangwind aus Südost stellte sich, entgegen der Vorhersagen, nicht ein. Es wehte zwar ausreichend starker Wind, allerdings direkt aus Ost und damit war dieser „hangparallel“, was dazu führt, dass das Wesergebirge kein Hindernis darstellt, an dem die Luft gezwungenermaßen aufsteigen muss, um es zu überwinden. Somit erzeugte der Wind keinerlei Aufwinde.
Dennoch wurde gestartet, mehr aus Verzweiflung und in der vagen Hoffnung, dass der Wind mit der Höhe dreht und vielleicht doch auf dem Hang steht. Eigentlich war es in hohem Maße klar, dass das wirklich ein Vorgehen war nach dem Motto „die Hoffnung stirbt zuletzt“.

Ein Bundesligawochenende, das keins wurde
Ein Segelflugzeug wurde an den Hang geschleppt, ein sogenannter „Schnupperer“. Der erkundete den Hang bis westlich der Porta, ohne dass irgendein Aufwind zu finden war. Der Rückweg von dort war nur möglich unter kurzer Zuhilfenahme des kleinen ausfahrbaren Hilfsmotors, den manche Segelflugzeuge für derartige Flauten quasi im Gepäck mit sich führen. Die frustrierte Besatzung war somit nach nur 30 Minuten wieder am Boden und da war auch die Aussicht auf ein gemütliches gemeinsames Frühstück im Vereinsheim nur ein schwacher Trost.
Hierbei versuchten sich die Fliegerfreunde im Galgenhumor. Es wurde darüber philosophiert, welche Headline die Presse wohl für dieses Desaster wählen würde. Carsten Fahrenkamp, der Schlepppilot, der sich stets für jeden noch so frühen Startversuch unermüdlich zur Verfügung stellt, wählte „Bundesligisten des LSV Rinteln im freien Fall“, was dem Resultat einer „Nullrunde“ doch sehr gut beschreibt. Anderen gefiel „außer Spesen nix gewesen“ oder „Der Wetterfluch am Weserknick“.
Zusammenfassend bleibt zu sagen: Der LSV Rinteln hatte an diesem Wochenende nicht einmal den Hauch einer Chance, einen Ligaflug zu platzieren. Auch die Piloten, die zur Zeit anderweitig im Fliegerurlaub sind, waren an den falschen Ecken Deutschlands.
„Doch Aufgeben ist keine Option“, gibt sich der LSV kämpferisch. Sieger der Runde 9 ist der FSV Bad Wörishofen, gefolgt vom Segelflugzentrum Köningsdorf und auf Platz 3 liegt nun der LSV Laichingen. Der LSV Rinteln ist auf Gesamtplatz 5 abgerutscht. Ihm fehlen 7 Punkte aufs Treppchen und satte 31 Punkte auf Platz 1.
(pr/Foto: pr)
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