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Spektakuläre Funde in Rinteln und Großenwieden: Kupferbeil und Schwert lagen nur wenige Kilometer weit auseinander

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Der älteste Metallfund aus Niedersachsen, ein Kupferbeil, sowie ein sogenanntes Ulfbehrt-Schwert aus dem 10. Jahrhundert waren die „Stars“ eines Rätsels aus der Vergangenheit, dessen Auflösung gestern in der Leibniz-Universität Hannover präsentiert wurde. Stumme Zeugen längst vergangener Tage, die nur wenige Kilometer voneinander entfernt gefunden wurden. Der Zufall spielte, wie so oft, bei einem der Funde eine nicht unbedeutende Rolle.

Drei jugendliche Sondengänger waren im März 2011 im Wald bei Steinbergen unterwegs auf der Suche nach Schrott aus dem zweiten Weltkrieg. In Niedersachsen braucht man für diese Expeditionen mit Detektoren eine Genehmigung, welche das Trio allerdings nicht besaß.

Zufällig lief Dr. Stefan Meyer, Leiter des Museums „Eulenburg“ den „Entdeckern“ über den Weg und stellte sie zur Rede. Daraufhin bekam er einen Gegenstand zur Ansicht überreicht, der sich bei genauem Hinsehen als prähistorisches Beil entpuppte.

Harald Krüger, Bürgermeister von Hessisch-Oldendorf, und Rintelns Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz mit den Fundstücken aus Großenwieden und Steinbergen. Drei Jahre hat es gedauert, bis das Kupferbeil zum ersten Mal offziell vorgestellt wurde

Im Nachhinein wurde das 403 Gramm schwere Artefakt als 9,5cm langes und 1,7cm dickes, trapezförmiges Flachbeil aus Kupfer identifiziert und erst jetzt, über drei Jahre später, der Öffentlichkeit vorgestellt. Laut formenkundlicher Datierung stammt es aus der ersten Hälfte bis Mitte des 4. Jahrtausends vor Christi. Diese Beile aus der Jungsteinzeit haben ihr Hauptverbreitungsgebiet im südöstlichen Mitteleuropa und im südlichen Skandinavien. Daran zeigt sich die Rolle Niedersachsens auf der Landkarte der Kulturentwicklung.

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Die Sesshaftwerdung (Neolithisierung) fand in Südniedersachsen, Mittel- und Süddeutschland bereits im 6. Jahrtausend vor Christi statt; im Norden und Nordwesten Niedersachsens erst rund 1.000 Jahre später, hier war gewissermaßen die „Trennlinie“.

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Chemische Analysen zeigen, dass das Beil aus Steinbergen (die Herkunft wurde übrigens in Radiosendungen zu dem Thema nicht immer genannt) aus fast reinem Kupfer gegossen wurde. Das zeugt von hoher Kenntnis bei der Metallverarbeitung, denn der Schmelzpunkt von Kupfer liegt viel höher als beispielsweise der von Bronze. Die Blei-Isotopie und die Arsenanteile weisen den Ostalpenraum aus Lagerstätte aus. Damit wirft dieser Fund ein neues Licht auf die Mittlerrolle Niedersachsens in den tausende Kilometer überwindenden Fernbeziehungen, so liegt der Fundort genau auf der Schwelle zwischen den beiden steinzeitlichen Räumen und schließt eine Lücke im Verbreitungsbild der frühen Kupferfunde. Seine Deponierung, offenbar bewusst auf einer fast senkrecht nach Südost in Richtung Pass und Weser abfallenden Geländekante, ist bemerkenswert. Leider konnten die präzisen Fundumstände, durch die unsachgemäße Bergung bedingt, nicht dokumentiert werden.

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Eher Wohlstandsobjekt als Werkzeug: Das Kupferbeil ist in einem bemerkenswerten Zustand.

Archäometrische Analysen ergaben eine wahrscheinlichen Holzschaft mit Lederumwicklung. Anhaftungen durch ein anderes Kupferobjekt mit minimal anderer chemischer Zusammensetzung weisen darauf hin, dass ein zweites Beil (anliegend) im Verbund gelegen hat. Es diente wahrscheinlich eher als Prestigeobjekt denn als Werkzeug, der gute Zustand und das unbeschädige Äußere lassen darauf schließen.

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Das 95 cm lange Schwert wurde bei Großenwieden gefunden.

Der zweite Fund, ein fast vollständig erhaltenes, 95cm langes Eisenschwert, wurde von Rainer Kleine im Frühjahr 2012 bei der Beobachtung des Baggeraushubs aus der Weser bei Großenwieden entdeckt. Ein Gespräch mit dem Archäologieprofessor Heinrich Härke von der Universität Tübingen brachte die wahre Bedeutung des Schwertes ans Tageslicht. Es handelte sich um ein sogenanntes Ulfberht-Schwert aus dem 10. Jahrhundert. Über das Niedersächsische Landesmuseum Hannover erfolgte eine Meldung an das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege, gegen eine Entschädigungszahlung ging es in das Eigentum des Landes über.

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Die Materialprüfanstalt Hannover unterzog das Schwert einer Röntgenuntersuchung um Erkenntnisse über den Aufbau von Klinge und Griff zu bekommen. Erstmals wurde an einem Ulfberht-Schwert eine computertomographische Untersuchung, sowie am Institut für Anorganische Chemie eine detailierte Metallanalyse mit Isotopenverhältnismessungen vorgenommen.

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Auf der Vorderseite der Klinge befindet sich die Signatur „+VLFBERH+T“ (Ulfberht), die Rückseite weist ein von jeweils drei Strichen eingeschlossenes Rautenmuster auf. Es ist das erste und bis dato einzige frühmittelalterliche Schwert diesen Typs in Niedersachsen, das auf der Verbreitungskarte der Schwerter bisher immer ein weißer Fleck war.

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Klinge und Griff bestehen aus unterschiedlichem Eisen. Die Schwertklinge ist hochwertiger und gehärtet und reicht qualitativ fast an modernen Stahl heran. Chemische Analysen haben ergeben, dass der Griff mit Blechen aus einer Zinn-Blei-Legierung und der Knauf zusätzlich mit zwei sich kreuzenden Lederbändern verziert ist. Die Schrift besteht aus damasziertem Stahl und wurde in vorher ausgehobene Vertiefungen eingehämmert. Schwerter dieses Typs wurden im fränkischen Reich in der Karolinger- und Ottonenzeit vom späten 8. Jahrhundert bis vielleicht ins 11. Jahrhundert hinein gefertigt. Fast 170 Exemplare sind in 23 europäischen Ländern bekannt geworden. Trotz des verordneten Verbots zur Verbreitung dieser überragenden fränkischen Waffen finden sich heute die meisten dieser besonderen Schwerter im damals feindlichen Gebiet der Wikinger und Slawen. Rund 90% der Schwertfunde stammen aus dem heidnischen Nordeuropa von Island bis in die Ukraine. Sie tauchen in diesen Gebieten hauptsächlich in reich ausgestatteten Kriegsgräbern auf. Allein in Norwegen sind 44 Ulfberhtschwerter gefunden und ausgegraben worden.

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Im Gespräch: Prof. Carla Vogt, Dr. Henning Haßmann, Dr. Stefan Winghart, Dr. Robert Lehmann, Friedhelm Wulf vom Landesamt für Denkmalpflege

Archäologie ist ein spannendes Thema, erlaubt sie doch dank modernster wissenschaftlicher Analysemethoden einen Einblick in das frühere Leben. „Diese Funde hauchen der Menschheitsgeschichte Leben ein. Das jungsteinzeitliche Kupferbeil und das Ulfberht-Schwert werfen ein völlig neues Licht auf unsere Landesgeschichte“, so die Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Gabriele Heinen-Kljajić, „sie belegen dass schon sehr frühe Kulturen ausgeprägte technologische und künstlerische Fertigkeiten besaßen, komplexe Handelsbeziehungen aufbauten und außerordentlich mobil waren.“

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„Diese Funde hauchen der Menschheitsgeschichte Leben ein“, so Gabriele Heinen-Kljajić anhand der Präsentation.

 

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