(Rinteln) Die DRK-Tafel in Rinteln kann sich über eine Spende in Höhe von 1.200 Euro freuen. Den symbolischen Scheck übergab die Vorsitzende der Stiftung für Rinteln, Andrea Lange, jetzt im Beisein von Vertretern des Deutschen Roten Kreuzes an Tafel-Koordinatorin Heidi Niemeyer.
300 Euro stammen aus dem Vermächtnis von Bäckermeister Brüggemann, weitere 900 Euro aus Spenden. Die Stadt Rinteln kündigte diese Notfallhilfe zuvor an.
In einem Pressegespräch berichtete der Präsident des DRK Schaumburg, Reiner Brombach, dass angesichts den gestiegenen Anfragen und fehlenden Lebensmitteln jetzt „ein kritischer Punkt“ erreicht sei. Die Tafeln hätten einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft, was in so einem reichen Land wie Deutschland bedenklich sei. Auch seien die ehrenamtlichen Helfer, die bei der Warenausgabe unterstützen, enorm wichtig – sie stünden jedoch unter großem Druck und dürften nicht überlastet werden.
Die gestiegene Belastung spüren Betreiber und Unterstützer schon seit Jahren. Derzeit, so formulierte es Lange, würden viele Puzzleteile auf unglückliche Weise ineinander greifen. Da wäre zum Einen (wie bereits berichtet) der enorme Ansturm auf die Einrichtungen. Seit März diesen Jahres habe allein die Tafel in Rinteln 150 Neuanmeldungen zu schultern gehabt, so Niemeyer. Die Zunahme an Flüchtlingen aus der Ukraine sei spürbar, dazu komme der Familiennachzug. Ein Aufnahmestopp für Tafeln wurde bereits verhängt (wir berichteten). Inzwischen wird mit Wartelisten gearbeitet.
Zudem sind die Tafeln, genau wie ihre Kunden, durch den starken Anstieg der Lebenshaltungskosten gebeutelt. Nebenkosten (die Tafel in Rinteln ist Mieterin im Bahnhofsgebäude) schießen in die Höhe, die Preise für Lebensmittel gehen durch die Decke. Vieles ist nicht einmal mehr zu beschaffen. „Ich habe gerade die Information bekommen, dass Obst und Gemüse aus Spanien aufgrund von LKW-Fahrermangel nicht transportiert werden kann“, berichtet Niemeyer. Haltbare Lebensmittel werden knapp. Sonnenblumenöl ist entweder ausverkauft und nicht lieferbar, oder wird zu schwindelerregenden Literpreisen von fünf Euro gehandelt.

Auch der Unmut nehme zu, weiß Niemeyer, die von einer gewissen Erwartungshaltung und Forderungen unter Tafel-Kunden zu berichten weiß. Die Ausgabe erfolge nach Bedarfsgemeinschaften. Es kann also sein, dass eine Person Waren für die ganze Familie abhole. Dies sei wiederum für einige nicht ersichtlich, immer wieder komme es deswegen zu Diskussionen. Die Koordinatorin und ihre Mitarbeiter mussten sich sogar schon täglich Beleidigungen von gereizten Kunden anhören, die weggeschickt werden mussten, als nicht genug Ware vorhanden war: „Da wird unsere Hilfsbereitschaft mit Füßen getreten. Dabei waren die Tafeln schon immer Lebensmittelretter und für soziale Hilfe zuständig, nicht jedoch für die Grundsicherung.“ Doch auch bei den Supermärkten und im Großhandel habe ein Wandel eingesetzt. Es werde weniger bestellt, was zur Folge hat, dass weniger übrig bleibt – und damit auch weniger für die Tafeln. Auch auf Wochenmärkten habe man schon Kontakte zu Händlern gesucht, jedoch mit mäßigem Erfolg.
Andrea Lange lobte die große Einsatzbereitschaft der Beteiligten. Sie schlug vor, noch stärkere Netzwerke zur Unterstützung zu knüpfen und kündigte an, auch als Bürgermeisterin zu unterstützen, wo es möglich sei. Wer die Tafeln ehrenamtlich mit seiner Arbeitskraft unterstützen möchte, kann dies in individueller Form tun. Dazu ist eine Kontaktaufnahme mit Koordinatorin Heidi Niemeyer (0175 9397007) oder per E-Mail an h.niemeyer@drk-schaumburg.de möglich. Die Tafeln freuen sich über jede Hilfe, die sie bekommen können. (vu)