Wo künftig elektronisch gesteuerte Regalsysteme Waren in luftiger Höhe bewegen und Computer das Sagen haben werden, herrschten für einen Nachmittag von Menschenhand gemachte Klänge. In der neuen Logistikhalle des Automobilzulieferers Stüken spielte das Symphonische Orchester des Landestheaters Detmold am Sonntag ein Konzert unter dem Titel „Symphonie trifft Industrie“.
Solch eine Zusammenarbeit zwischen dem veranstaltenden Kulturring und dem Rintelner Traditionsunternehmen hat es bereits in der Vergangenheit gegeben. Bereits vor rund 20 Jahren, anlässlich eines Neubaus, diente eine Stüken-Halle im Format „quadratisch, praktisch, hoch“ als improvisierter Konzertsaal. Damals, so Stüken-Geschäftsführer Dr. Hubert Schmidt, hat es in Strömen geregnet. Jetzt, am 10. März 2019, stattete Frau Holle Rinteln einen Besuch ab und ließ Schnee über der Region niedergehen. Gewisse Gemeinsamkeiten waren also vorhanden.
Das Konzert in der neuen Industriehalle war zwar nicht restlos ausverkauft, aber nahe dran. Laut Kulturring-Geschäftsführerin Juliane Weiss wurden 560 Karten abgesetzt. Trotz Produktionsumgebung und reduzierter räumlicher Ausstattung gelang es dem Dirigenten Wolfgang Westphal, das Detmolder Ensemble mit der Nussknacker-Suite von Peter Tschaikowsky und der Symphonie „Aus der neuen Welt“ von Antonin Dvorák aufspielen zu lassen, als sei man in einem Konzertsaal unterwegs.
Sanfte Lichtstimmung und farblich abgestimmte Dekoration ließen für die Dauer eines Nachmittags vergessen, dass hier in Zukunft abseits von Violinenklängen und Harfentönen Maschinen ihre automatisierte Arbeit verrichten werden. Die anfangs befürchtete Akustik in der großen, langen und hoch gebauten Halle bot keinen Anlass zur Kritik. Für die Darbietung gab es – zu Recht – großen Applaus. Beifall spendete das Publikum auch für Geschäftsführer Schmidt, der kurz umschrieb, welche Hürden zu umschiffen waren, bis das Konzert über die Bühne gehen konnte. So waren demnach 26 Auflagen ins Lastenheft der Veranstalter geschrieben worden, um die Genehmigung zu erhalten. Drei verschiedene Fluchtwege mit zugehörigen „Fluchthelfern“ waren vonnöten. „Der Kampf mit den Behörden war unerträglich und teuer“, so das Fazit von Schmidt, der mit einem interessanten Schlusssatz für begeisterten Applaus sorgte, „ich bin zu dem Schluss gekommen, man muss noch viel häufiger vor Rathäusern demonstrieren.“