(Rinteln) Sina Krämer von der Kreisjugendpflege Schaumburg hatte nach Rinteln in das Mehrgenerationenhaus eingeladen zum Thema „Minecraft, TikTok & WhatsApp im Kinderzimmer“.
Der Saal war voll, viele Eltern wollten von Referent Ralf Willius von „smiley e.V.“ erfahren, wie die richtige Balance von zulassen und beschränken ist, welches Zeitmanagement man einhalten sollte und die Frage geklärt wissen, welche Medien überhaupt die richtigen für ihre Kinder sind. Trotz der Aussage, dass vieles ganz individuell in der jeweiligen Familiensituation geklärt werden müsse, gab es keine Enttäuschung, denn auch wertvolle Tipps und auch allgemeingültige Aussagen stärkten vielen Eltern den Rücken. So beispielsweise die Aussage: „Einschränkungen sind keine Strafe!“
Konkret heißt das, dass Eltern natürlich einen begrenzenden Einfluss auf Mediennutzung von Kindern haben können. Dabei sollten die Grenzen allerdings auch nicht zu eng gesetzt werden und ein Teil der Verantwortung den Kindern überlassen werden. Klappen Absprachen dann letztendlich nicht, muss nachverhandelt werden.
Kinder müssen Medien lernen
Bei der Nutzung von Medien, so Willius, sei es ähnlich wie beim schwimmen: „Man muss es lernen, sonst kann man untergehen!“ Das heißt konkret, dass Kinder mit Medien wie etwa WhatsApp bereits im Grundschulalter unter Aufsicht von Eltern beispielsweise mit einem Familienhandy lernen sollten, welche Informationen man über sich preisgibt und wo man zurückhaltender sein muss. Erst wenn die Kinder ein Grundgerüst an Medienkompetenz erworben hätten, sollte man ihnen auch ein eigenes Handy überlassen. „Und der falscheste Zeitpunkt dabei ist oft der, den die Eltern für den besten halten!“ Das wäre der Übergang von der Grundschule zur weiterführenden Schule. Damit seien die Kinder ohnehin schon sehr belastet und wenn dann noch unvorbereitet ein neues Handy dazu käme, wären sie oft überfordert.
Technik unterstützt, ist aber kein Allheilmittel
Wer auf Jugendschutzfilter von Routern setze, sollte zumindest Bescheid darüber wissen, dass diese keine Wirkung mehr hätten, wenn sich Kinder in anderen Netzen befinden. Willius rät auch hier: Risikokompetenzen erlernen ist besser als jeder Filter. Dazu gehöre auch, dass man Kindern im Fall von Vorfällen, beispielsweise kompromittierenden Bildern, sie sie zugesandt bekommen, auf keinem Fall danach das Handy wegnehmen sollte: „Sie können das Opfer von solchen Bildsendungen nicht als Täter bestrafen!“

Kinder dürfen nicht abgehängt werden
Trotz Kritik am Datenschutz: WhatsApp ist für viele Kinder die Kontaktplattform für Verabredungen. Zur digitalen Teilhabe gehöre es deshalb auch, die im Schul- oder Freundeskreis der Kinder genutzten Plattformen zugänglich zu machen. Auch hier gilt: „Erst lernen, dann freischalten!“ Gleiches gilt auch für Spiele. So sei etwa „Fortnite“ darauf ausgelegt, möglichst alle Mitspieler zu eliminieren, damit man das Spiel gewinnt. „Minecraft“ beispielsweise baue Landschaften kreativ auf. Vielen Spiele ist gemein: Die Anerkennung, die sie Kindern geben, ist anfangs riesig. Auf diese Anerkennung sind Kinder aus und wenn sie die nur im Spiel erhalten, ist das kritisch.
Mehr auf www.smiley-ev.de
Wer noch mehr darüber wissen möchte, sollte auf die Internetseite von www.smiley-ev.de gehen. Dort gibt es interessante Podcasts über viele Themen und auch Verlinkungen. Ralf Willius wusste aus eigener Erfahrung zu berichten, dass es keine gültigen Checklisten für alle Kinder gebe. Zu unterschiedlich sind sie. Während einige der Kinder, mit denen er in seiner beruflichen Zeit zu tun hat, bereits eigenständig „Labergruppen“ bei WhatsApp auf stumm schalten und nur in den „Wichtiggruppen“ mitdiskutieren, bekommen andere bereits früh morgens vor dem Frühstück 120 Nachrichten, die sie alle kommentieren wollen.
(ot)