Rintelns Bürgermeister Thomas Priemer machte heute bei einem Gespräch keinen Hehl aus seiner Enttäuschung über das Scheitern der Pläne zum Umbau des Brückentorkomplexes. Primär sieht Priemer vier Gründe, warum der Investor letztendlich ausgestiegen ist: Den Auftakt nahm der Anfang vom Ende somit bereits am 7. Februar diesen Jahres, als in der Bauausschussitzung zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit die Pläne von Investor Norbert Dittel und Architekt Wolfgang Hein vorgestellt worden sind und seitens von Ratsmitgliedern Kritik in Bezug auf die finanzielle und planerische Leistungsfähigkeit geäußert wurde. Ferner gab es „persönliche Beleidigungen des Architekten durch einzelne Ratsmitglieder“, so Priemer.
Weiterhin gäbe es zeitliche Vertragsbedingungen zwischen Investor Dittel und Eigentümer des Brückentorkomplexes, Christian Schneidewind, die aufgrund immer neuer Forderungen nicht erfüllbar gewesen seien. Darüber hinaus war im Ausschuss mehrheitlich ein erschwertes Bauleitplanverfahren gefordert worden, um ein hohes Mitspracherecht seitens der Stadt zu sichern. Die „Krönung“ war für Priemer allerdings mit der Veröffentlichung vertraulicher Vertragsinhalte, wie beispielsweise die Verkaufssumme des Saals in der Presse erreicht.
Für die Umsetzung sei Vertrauen in die Verwaltung und vor allem Vertrauen in die Beratungs- und Beschlussgremien notwendig, ebenso Planungssicherheit, ergänzte Priemer. Für das angepeilte Investitionsvolumen von 13 bis 15 Millionen Euro und das entsprechende Darlehen braucht es einen soliden Finanz- und Businessplan. Dafür wiederum hätte der Investor verlässliche Aussagen gebraucht, die hätte man ihm aber nicht geben können. Ein weiterer Tropfen im überlaufenden Fass sei die Berichterstattung mit dem Prüfungsauftrag an die Stadt gewesen, ob man das Projekt nicht selbst in die Hand nehmen könne, führte Priemer weiter aus: „Der Investor vermutete, selbst wenn es zu einem Verkauf des Brückentorsaals durch die Stadt gekommen wäre, es im weiteren Bauleitplanverfahren zu weiteren, schwer erfüllbaren Forderungen gekommen wäre.“
So hat sich das Projekt, in das bisher rund 15 Monate Arbeit (und Geld) investiert wurden, seit gestern in Luft aufgelöst (wir berichteten). „Wir werden die Anfrage der FDP in Bezug auf Vermarktung durch die Stadt allerdings noch umfassend beantworten“, kündigte Priemer an. Auch werde das Projekt eines Stadthallen-Neubaus weiter verfolgt. Vergleichbare Bauten seien mittlerweile gefunden worden, auch hier wird es in absehbarer Zukunft Antworten geben.
Rintelns Image gegenüber Investoren ramponiert?
„Hier ist Rintelns Innenstadtentwicklung auf der Strecke geblieben“, zieht Priemer sein persönliches Fazit, „wir hätten gute Akzente setzen und den Einzelhandel an dieser Stelle neu beleben können. Jetzt bleibt der Komplex zunächst so, wie er ist.“ Allerdings stehen kurz- bis mittelfristige Sanierungsarbeiten an, die nun umgesetzt werden müssen. Beispielsweise eine Entlüftungsanlage oder die Erneuerung des Rauchabzugs. Die Außendarstellung und das Image der Stadt gegenüber Investoren sieht Priemer inzwischen als „bedenklich“ an, zumal diese auch in Netzwerken und Verbänden organisiert seien: „So geht man taktisch und menschlich nicht mit Unternehmern um, die in der Stadt investieren wollen. Öffentliche Stellungnahmen sollten mit Bedacht erfolgen, da Vertrauen auf dem Spiel steht.“
Die Redseligkeit einzelner Ratsmitglieder kommentiert der Bürgermeister mit einem abschließenden Satz: „Es ist manchmal besser, weniger zu sagen, als mehr – im Interesse der Stadt wohlgemerkt.“ Der Volksmund hat dafür eine passende Redewendung parat: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“