Zuerst ertönten lautstarke Signale aus einer druckluftbetriebenen Fanfare im Wald bei Wennenkamp, dann folgte der Druck auf den Zünder: Was dann kam, war laut Leserberichten in weiten Teilen der Umgebung zu hören. Die Sprengladungen in den dicken Holzstämmen des Ludwigsturms detonierten in vorher definierter Reihenfolge. Wie ein überdimensionales Streichholz knickte die Fichtenholzkonstruktion um. Holzsplitter schossen Dutzende Meter durch den Wald.
Wenige Sekunden später fiel der 22 Meter hohe Ludwigsturm plangemäß zur Seite und krachte lautstark auf den Boden der Lichtung, wo er sich durch sein Eigengewicht und den Aufprall weiter zerlegte. Zuvor rund um den Turm angebrachte Kameras hielten den einmaligen Moment für immer fest.
Wenn man sich die Bilder ansieht, wird klar, warum das THW rund um den Sprengberechtigten Sven Biskupek aus Cuxhaven so strenge Sicherheitsvorkehrungen getroffen hat. Wie Geschosse zischten Holzteile und Splitter in alle Richtungen, trafen andere Bäume und prallten teilweise auch von den Kameras ab. Jeder, der sich im näheren Umfeld aufgehalten hätte, wäre in Lebensgefahr gewesen. Der gebührende Sicherheitsabstand von 300 Metern zum Turm während der Sprengung – er war mehr als gerechtfertigt.
VIDEO: Der Moment, als der Ludwigsturm gesprengt wird
Auf den Button unten drücken um den Inhalt anzuzeigen YouTube.
Inhalt laden
Bereits am Tag zuvor demontierten THW-Einsatzkräfte Verstrebungen im unteren Teil des Ludwigsturms, damit er leichter zu Fall zu bringen ist. Nach einem zuvor festgelegten Lageplan wurden ingesamt 48 Löcher in den Turm gebohrt und mit „gelatinöserm Sprengstoff“, so nennt Biskupek die explosive Masse, verfüllt. Der Sprengstoff wurde mit (Kupfer-)Zündschnüren bestückt, die allesamt zur Sprengvorrichtung an einer ausreichend entfernten und abgesperrten Stelle im Wald führten.
Insgesamt 45 THW-Kräfte waren vor Ort und 12 Feuerwehrleute der Feuerwehr Wennenkamp, für Biskupek ist es der dritte Spreng-Einsatz in diesem Jahr und ingesamt sein fünfter Turm, den er und seine Leute umlegen dürfen. Um 11:45 Uhr am Samstag wurde das finale Rückzugskommando gegeben: Bis dahin mussten alle anwesenden Personen den Sicherheitsbereich verlassen haben. Nach den eingangs erwähnten Warnsignalen aus der Fanfare (wohl dem, der Ohrenstöpsel dabei hatte) folgte die Detonation und ein Moment der Stille. Dann krachte der Ludwigsturm lautstark auf den Waldboden und zersplitterte.
THW und Feuerwehr rückten als Erste aus und vergewisserten sich, ob auch tatsächlich alle Sprengladungen gezündet hatten. Einen Löscheinsatz gab es glücklicherweise nicht, alles verlief wie am Schnürchen. Parallel dazu trudelten erste Videobilder aus der Luft ein. Thobias und Marlon Weber von der Firma „Floating Cam“, spezialisiert auf Luftaufnahmen, begleiteten die Sprengung des Ludwigsturms mit einem „Copter“-Fluggerät aus der Luft und mit etlichen „Go Pro“-Kameras, die teils an den Bäumen befestigt waren. Die gute Nachricht: Sämtliche Kameras, auch die Action-Cam von Rinteln-Aktuell, überlebten den Einsatz unbeschadet. Sie lieferten Bilder eines einmaligen Ereignisses, das der Nachwelt somit erhalten bleiben wird. Kurz nach der Sprengung wurden die Trümmerteile mit einem Radlader zusammengeschoben. Das Holz wird speziell entsorgt, da es sich aufgrund der Holzschutzbehandlung aus damaliger Zeit um Sondermüll handelt.
Nach dem Durchforsten der Trümmer machten die Einsatzkräfte übrigens noch eine interessante Entdeckung: Das große Hinweisschild, das auf der Aussichtsplattform auf rund 22 Meter Höhe angebracht worden war, überstand den Absturz nahezu unbeschädigt.