(Rinteln) Zuerst beschäftigte sich der Ortsrat am Dienstag mit dem Thema „Weser erleben“, am Folgetag schließlich der Bauausschuss. Grundsätzlich und in der Sache schien man sich einig, doch zeitweise verfing sich die Diskussion in Details.
Der Kern des Problems wurde bereits frühzeitig sichtbar: Wollte man alle 16 Maßnahmen umsetzen, die sechs Arbeitsgruppen erarbeitet haben, bräuchte man laut Kostenschätzung 844.900 Euro. Dafür gäbe es dann eine Brücke über die Neue Exter, eine Amphitheater-ähnliche Tribüne am Alten Hafen, eine schwimmende Bühne für Events, einen Museumskahn, einen Bootssteg und eine 30 Meter lange Rampe am Heinekamp als barrierefreie Verbindung des Radweges mit der Weserpromenade. Man hätte aber auch die Berme, den Weg entlang der Böschung, erschlossen, über die endlich ein barrierefreier Zugang von „Bombecks Eck“ bis hin zum Alten Hafen möglich wäre. Ein Aspekt, den Prof. Dr. Gert Armin Neuhäuser im Ortsrat ansprach und darauf hinwies, man hätte dieses Problem bereits 2014 beim Bau der jetzigen Fußgängerbrücke berücksichtigen können. Damals hagelte es Kritik für die Tatsache, dass Rollstuhlfahrer jeweils nur von einer Seite an die Brücke heranfahren und diese zwar überqueren können, jedoch mangels Rampe dann vor einer steilen Treppe stehen bleiben müssen.
Im Haushalt stehen jedoch nur 305.000 Euro zur Verfügung, zuzüglich der Fördermittel. Also entwickelte sich eine rege Debatte über Sparmöglichkeiten und schließlich ein Kompromissvorschlag. Die Erschließung der Berme solle nur bis zur Hälfte, also von der Brücke über die Neue Exter bis zur bestehenden Fußgängerbrücke erfolgen, die Tribüne aus Sandsteinblöcken soll es nur in einer Sparversion geben. Doch auch hier brachte spitzes Nachrechnen eine Sprengung des Budgets zum Vorschein. Planer Wolfgang Hanke vom Planungsbüro 09 in Minden räumte ein, die Kostenaufstellung noch einmal überprüfen zu müssen.
Das Projekt „Weser erleben“ sieht vor, den Alten Hafen und die Gouvernements-Insel, laut Matthias Wehrung (CDU) übrigens eine künstlich aufgeschüttete Halbinsel und inzwischen Bodendenkmal, in eine rurale und eine urbane Zone aufzuteilen. Ersterer hat die Insel im Fokus und soll mit einer hochwasserverträglichen Planung mittels Rundweg und Aussichtsplattform die Verbundenheit zur Natur fördern. Der urbane Sektor inklusive Hafenbecken, Promenade und Bereich bis hin zu „Bombeck´s Eck“ ist für Veranstaltungen und mobile oder stationäre Gastronomie vorgesehen. Kritik an der Wegeführung („zu nahe an der Alten Exter“) kam aus Reihen des NABU von Dr. Nick Büscher und von Bernd Kirchhoff (SPD). Beide teilten Befürchtungen, Aktivitäten durch Spaziergänger oder freilaufende Hunde könnten sich negativ auf die Tier- und Pflanzenwelt auswirken.
Uta Fahrenkamp (Grüne) hatte Bedenken, die Planung voranzutreiben, solange die Standfestigkeit der Spundwände im Hafenbecken nicht geklärt sei und die Ergebnisse der Naturschutzfachlichen Gutachten nicht vorlägen; drei Stück an der Zahl. An der Neuen Exter wird eine Fledermauspopulation untersucht, im Hafenbecken gibt es dem Vernehmen nach ein Laichgebiet für Fische und im Bereich der Halbinsel muss eine Kartierung von Brutvögeln vorgenommen werden. Sollten die Spundwände also nicht stabil genug sein, könnte dieser Abschnitt schon mal ins Wasser fallen. Damit das nicht mit Besuchern und Gästen beim Entspannen passiert, müssen hier noch taktile und visuelle Kennzeichnungen zur Absturzsicherung angebracht werden. Auch bei Veranstaltungen und einer entsprechenden Beleuchtung bei Nacht müsste auf Fledermäuse Rücksicht genommen werden, war dem Verlauf zu entnehmen.
Baudezernent Stefan Eggert-Edeler erinnerte an zwei wichtige Punkte: Die Planungen seien das Ergebnis von vier Workshops mit Bürgerbeteiligung. Hier haben also Menschen viel Zeit und Engagement eingebracht, um Ideen und Vorschläge zu unterbreiten. Dies müsse entsprechend berücksichtigt und gewürdigt werden. Weiterhin warnte er vor einer Verzögerung durch Verschiebung: „Wenn uns die Fördergelder verfallen, können wir das Projekt einstampfen“. Auch werde man die geplanten Projekte gemeinsam ausschreiben. Erst wenn die Ergebnisse der Ausschreibung vorliegen, könne man an die Umsetzung gehen und auch nur das bauen wofür Geld da sei.
Anthony Robert Lee (CDU) schlug einen Kompromiss vor. Man müsse auch wieder an die Weser herankommen. „Andere Kommunen würden uns beneiden, wenn sie so ein Schmuckstück vor der Tür hätten“. Man müsse der Natur Raum geben, jedoch habe der Mensch auch ein Recht darauf, mit der Natur gemeinsam zu leben. Somit wurde ein Vorschlag gefunden, mit dem alle Bauausschussmitglieder leben konnten: Das Beachvolleyballfeld hinzufügen, etwas „weniger Wegeverbindung“, etwas „weniger Flutmulde“, „weniger Tribünenplätze“ und damit ein „bisschen weniger“ Weser erleben.