(Rinteln) 2. April, wir lösen auf: Die Sperrung der Weserbrücke war unsere diesjährige Aprilscherz-Story.
Den strengen Brandschutzvorschriften fallen jetzt immer mehr Rintelner Örtlichkeiten zum Opfer. Auf den Brückentorsaal folgt die Vollsperrung der Weserbrücke noch in diesem Sommer. Wie Brandschutzprüfer im Rahmen einer Begutachtung feststellten, gibt es schwerwiegende bauliche Mängel an der Brückenkonstruktion, die den Rintelner Norden mit der Südstadt verbindet. Die Hauptprobleme lassen sich laut Gutachten auf zwei Punkte reduzieren: Zum einen birgt die Farbbeschichtung der Eisenkonstruktion hohe Brandgefahr. Kommt es auf der Weserbrücke zu einem Verkehrsunfall und entsteht dabei ein Feuer, etwa durch Entzünden auslaufender Betriebsstoffe oder chemische Reaktion, besteht die große Gefahr, dass die gesamte Metallbogenkonstruktion in Flammen aufgeht. Löscharbeiten wären so nahezu unmöglich. Zweiter Hauptgrund ist das Fehlen eines zweiten Fluchtwegs im Ernstfall. Im Fall eines Unfalls auf der Brücke mit oben genanntem Brandszenario wäre so möglicherweise das Verlassen der Brücke unmöglich.
Die Brandschutzexperten der Firma Wagner, die auch das Gutachten erstellt haben, stellten jetzt einen Notfallplan auf, nach dem künftig verfahren werden soll: Bis die Arbeiten durchgeführt werden können, gilt eine 24-Stunden-Brandschutzwache auf der Weserbrücke. Mehrere Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes werden in Acht-Stunden-Schichten den problemlosen Betrieb überwachen. Das Baugerüst, welches auch auf der Nordseite des Brückentorsaals genutzt wurde, kommt auch hier vorsichtshalber zum Einsatz. Der Betrieb und Verkehrsfluss auf der Weserbrücke können nur gewährleistet werden, solange die Sicherheitsleute ihren Dienst ausüben. Fehlt auch nur einer der insgesamt acht Mitarbeiter, greift sofort eine Vollsperrung der Brücke.
Die kommt auch im Sommer zum Tragen, wenn die gesamte Brücke abgeschliffen und mit neuer Farbe versehen werden soll. Das zuständige Verkehrsbauamt rechnet mit einem Beginn der Maßnahmen in den Sommerferien. Dann soll gleichzeitig auf der West- und Ostseite der Brücke eine Notfallrutsche installiert werden, um den Vorschriften nach einem zweiten Fluchtweg nachzukommen. Wer das mehrere Millionen Euro teure Sanierungsprogramm letztlich bezahlen muss, ist noch nicht geklärt. Zwar handelt es sich bei der Weserbrücke um ein Bauwerk auf einer Landesstraße – somit wäre eigentlich das Land Niedersachsen zuständig – doch dort verweist man angesichts der knappen Kassenlage auf die Stadt Rinteln, die möglicherweise auf den Kosten sitzen bleiben wird. Als Alternative, so heißt es, könne man ja den Verkehrsbetrieb über die Brücke komplett einstellen. Mit der Weserbrücke in Eisbergen, der Ost-Umgehung und der Weserfähre in Großenwieden stünden schließlich genüg Möglichkeiten zur Weserüberquerung bereit.