Über 330 Unterschriften haben die Initiatoren der Aktion zum Verbleib von Pfarrverwalter Tobias Roggenkamp in Krankenhagen zusammengetragen. Dafür gingen Dennis Laske, Sascha Vogt und Matthias Peterson zusammen mit weiteren Unterstützern durch den Ort, klingelten an viele Haustüren und legten Unterschriftenlisten aus.
Zur Erinnerung: Im November diesen Jahres hätte Roggenkamp seine 12-monatige Ausbildung beenden sollen. Dies wird er jedoch nicht in Rinteln, sondern nach einem Neuanfang in einer Kirchengemeinde im Landkreis Hameln-Pyrmont tun. Eine Entscheidung, die für Empörung und Unverständnis im Rintelner Ortsteil Krankenhagen sorgte. Und Dennis Laske dazu veranlasste, eine Unterschriftenaktion ins Leben zu rufen, um sich für ihren Pastor einzusetzen. Hört man sich in der Gruppe der Bürger um, die sich an diesem Sonntag zur Unterschriftenübergabe an die Landessuperintendentin Dr. Petra Bahr auf dem Rintelner Kirchplatz versammelt hat, erfährt man viele Gründe, warum die Krankenhäger ihren Pastor nicht kampflos gehen lassen wollen. Er bringe „frischen Wind“ in die Kirche, sei „ein feiner Kerl“ und „ein super Mensch“ mit „Einfühlungsvermögen“, ist den Aussagen zu entnehmen. Auch sei der Gottesdienst unter Roggenkamps Regie besser besucht gewesen als zuvor, heißt es.
Gemeindeversammlung sorgte für Entsetzen
An die Versammlung im Gemeindesaal Krankenhagen im September erinnern sich einige noch mit Entsetzen. Wir berichteten ausführlich über den Abend, an dem es Kritik an der Landeskirche hagelte und an dem auch Kirchenvertreter austeilten. Es sei eine „gefühlte Alibiveranstaltung“ der Kirche gewesen, äußerten sich einige aus der anwesenden Gruppe kritisch. „Die Kirche kann sich so etwas nicht erlauben“, „Überheblich“, „Kein Wunder, dass Mitglieder austreten“, lauteten weitere Äußerungen. Manfred Kant drückte seinen Missmut deutlich aus: Er fühle sich von der Kirche „belogen und betrogen“. Ursprünglich sei angedacht gewesen, einen Reformationsempfang am 8. November zur Übergabe der Unterschriftenlisten zu nutzen. Sogar der Krankenhäger Ortsbürgermeister Gerald Sümenicht habe als Vermittler zwischen Kirche und Gemeinde eingesetzt werden sollen, doch eine Reaktion von Seiten der Landeskirche blieb aus, hieß es in einer Pressemitteilung. Daher folgte jetzt der neue Versuch direkt nach dem Visitationsgottesdienst in der St. Nikolai-Kirche. Es hätte übrigens der Termin sein sollen, an dem Tobias Roggenkamp offiziell seine Ausbildung beendet und den Beruf des Pfarrers übernimmt.
Landessuperintendentin lässt die „Bombe“ platzen
Ordnungsgemäß als Versammlung angemeldet und von zwei Beamten der Rintelner Polizei begleitet, händigten Laske, Vogt und Peterson die Unterschriftenliste an Dr. Petra Gahr aus, die sogleich für eine Überraschung sorgte. Ihren Angaben zufolge war es der Kirchenvorstand in Krankenhagen, der eine Absetzung Roggenkamps in die Wege geleitet hatte. Das wiederum warf bereits zuvor gestellte Fragen auf. Etwa jene, wieso der bisherige Kirchenvorstand Roggenkamp einwandfreie Arbeit bescheinigt und der neu gewählte Vorstand nach kurzer Amtszeit so große Defizite in der Ausbildung erkennt, um seine Absetzung zu fordern. „Der Kirchenvorstand gehört abgelöst, nicht Herr Roggenkamp“, schallte es aus den Zuschauerreihen. Eine Meinung, die Beifall der übrigen Anwesenden bekam. Dr. Bahr argumentierte, es sei die Fürsorgepflicht der Landeskirche, Details aus der Ausbildung nicht an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen. Ein „Totschlagsargument“ sei dies, mit dem man „alles unter den Tisch kehren könne“, konterte ein Krankenhäger. Warum ein bisheriger Versuch zur Unterschriftenübergabe gescheitert ist, ob E-Mails nicht angekommen sind und was schief gelaufen war, konnte vor Ort nicht geklärt werden. Es habe einen Telefonanruf von jemandem gegeben, der nicht identisch mit dem Verfasser der Pressemitteilung gewesen sei, sagte Dr. Bahr. Sie verlasse sich auf ihr Büro. Die Krankenhäger wiederum verlassen sich auf ihren Ortsbürgermeister, der als Bindeglied in der Kommunikation dienen wollte. Wieso die Vorsitzenden des Kirchenvorstandes wortlos an den wartenden Krankenhägern vorbei in die Kirche gingen und sich auch sonst nicht zur Sache äußerten, bleibt ebenso unklar. Klar dagegen ist: Abschließend erhielten die Initiatoren eine Zusage zu einem klärenden Gesprächstermin zwischen Gemeinde und der Landeskirche. Sie wollten „angemessen, mit Stil und Anstand reagieren“ und möchten, dass man auf sie angemessen reagiert, betonen sie. Der Fall Roggenkamp schlägt indes hohe Wellen in Krankenhagen. Diskussionen und Ärger werden bis in die Familien hineingetragen, berichtet eine Anwohnerin. Angesichts des bevorstehenden Weihnachtsfestes stellt sich für viele auch die Frage: In welche Kirche geht man an Heiligabend zum Gottesdienst? Viele sagen: Nach Möllenbeck. Über den Fortgang der Angelegenheit werden wir berichten, sobald uns neue Erkenntnisse vorliegen.