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„Wir sind das Call-Center der Bundesregierung“: Stadtwerke Rinteln ächzen aufgrund der Preisbremsen

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(Rinteln) „Wir sind das Call-Center der Bundesregierung“. So fasst Stadtwerke-Chef Ulrich Karl zusammen, was die Politik den Energieversorgern vor Ort mit den Regelungen zur „Preisbremse“ aufgebürdet hat.

So war in Berlin nach langem Hin und Her beschlossen worden, am 1. März diesen Jahres eine Deckelung für die Preise von Strom, Gas und Wärme einzuführen. Gültig sind die Preisobergrenzen rückwirkend zum 1. Januar 2023, was zu Mehrbelastung und erheblichem Mehraufwand bei großen und kleinen Energieunternehmen geführt hat. Zur Erinnerung: Zuvor war bereits die „Gasumlage“ in der politischen Diskussion, führte zunächst zur Ankündigung durch die Stadtwerke und musste nach dem Aus im Bund wieder einkassiert werden.

Zunächst sei es darum gegangen, dass die geplante Regelung der Bundesregierung intern verstanden werde, so Karl – ohne dass in der Kürze der Zeit konkrete Gesetzestexte vorgelegen hätten. Dann mussten Kundenanschreiben verständlich und gesetzeskonform formuliert werden. Ein enormer Aufwand fürs IT-Dienstleistungsunternehmen, dass 14 Updates ins Abrechnungssystem einspielen musste, bis alles passte. Hinzu kamen rund 40.000 abgelesene Zählerstände und etwa 20.000 Jahresrechnungen, dazu 15.000 Kundenanschreiben, die selbst gedruckt, gefaltet und von Hand eingetütet werden mussten. Karl spricht von einem „Kraftakt aller Stadtwerke-Mitarbeiter“, die zusätzlich zum Tagesgeschäft zahlreiche Überstunden geleistet hätten, damit die Kunden fristgerecht informiert werden können.

Preisbremse bedeutet bürokratischen Mehraufwand

Weiter galt es, die unterschiedlichen Zahlungsmodalitäten zu berücksichtigen. Es gibt Kunden, die per Dauerauftrag bezahlen. Dann die Lastschriftkunden. Oder die Kunden, die per Bargeld am Automaten im Kundencenter zahlen. Die Grundlage zur Berechnung des maßgeblichen Vorjahresverbrauchs sei zunächst auch nicht eindeutig kommuniziert worden. Und welche Prognose macht man einem Kunden, der im Bemessungsjahr noch kein E-Auto besaß, jetzt aber zuhause lädt?

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Zusätzlich laufen in der Stadtwerke-Zentrale im Bahnhofsweg „die Drähte heiß“, wie Karl bildlich den gestiegenen Beratungs- und Gesprächsbedarf beschreibt. Die Telefonate dauern länger, Fragen nehmen zu, die Verweildauer in der Warteschleife steigt – was wiederum zu Frust bei manchem führt. Dabei muss das Stadtwerke-Team Fragen zu den Themen Wärmepumpen, Elektroautos und vielen mehr bearbeiten. Einige Antworten können Kunden auch auf den Internetseiten der Stadtwerke nachlesen, doch viele schätzen und bevorzugen das persönliche Gespräch mit einem lokalen Ansprechpartner. Leider bleiben nicht alle Anrufer sachlich und laden ihren Frust schon mal am anderen Ende der Leitung ab. „Unsere Mitarbeiter müssen viel aushalten“, so Karl.

„Wir sind das Call-Center der Bundesregierung“, sagt Stadtwerke-Chef Ulrich Karl und weist damit auf den erhöhten Beratungsbedarf hin, den die Preisbremsen ausgelöst haben. (Foto: pr)

Kunden laden Fragen und Frust bei den Stadtwerken ab

Für die Stadtwerke als Grundversorger ebenfalls problematisch: Bei der Insolvenzwelle der Stromanbieter, die aufgrund der stark gestiegenen Beschaffungspreise an den Strombörsen die Mehrkosten nicht an ihre Kunden durchreichen konnten und pleite gingen oder Verträge kündigten, mussten viele der Endkunden von den Stadtwerken „aufgefangen“ werden. Da diese ihre Kontingente aber langfristig kaufen, musste Energie teuer nachgekauft werden – mit Folgen für alle.

Er gehe zwar davon aus, dass sich die Preise im kommenden Jahr wieder erholen werden, sagt der Stadtwerke-Geschäftsführer, doch „auf das Niveau von 2019 und 2020“ werde man wohl nicht zurückkehren. (vu)

Info: Bei Strom- und Gaspreisen hat der Gesetzgeber eine Preisobergrenze festgelegt. Gas darf höchstens 12 Cent pro Kilowattstunde kosten, Strom maximal 40 Cent. Dies gilt allerdings nur für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs. Darüber gilt der Marktpreis, der je nach Versorger variiert. Die Preisbremsen sind als Instrument zur Entlastung der Bürger geplant gewesen und Bestandteil des von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) „Doppel-Wumms“ genannten Pakets in Höhe von 200 Milliarden Euro. Doch immer mehr Kritik wird angesichts fallender Großhandelspreise daran laut. So bezeichnete der Bundesgeschäftsführer der Linkspartei, Tobias Bank, die Maßnahmen gegenüber dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND)“ in der vergangenen Woche als „sozial ungerechten Murks“, da sie zu hoch angesetzt seien und forderte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck auf, nachzubessern.

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