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Bilanz nach vier Monaten: Klinikum Schaumburg reagiert mit Veränderungen auf Kritik

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Nach vier Monaten Betrieb im neuen Klinikum Schaumburg lud jetzt die Geschäftsführung zu einem Gespräch in Krankenhaus und präsentierte die zukünftigen Pläne, bezog aber auch zur öffentlich geübten Kritik der vergangenen Wochen Stellung.

Insgesamt, so Diana Forstmann und Dr. med. Achim Rogge, habe man seit der offiziellen Eröffnung Ende November 2017 6.169 Patienten stationär und 9.709 ambulant im Klinikum behandelt. Dabei sei längst nicht alles reibungslos verlaufen, wie zu entnehmen war. Es gab Beschwerden von Patienten. „Zu recht“, so Rogge. Diese seien analysiert und unter die Lupe genommen wurden. Da habe man festgestellt, dass sich der Großteil (nämlich 80 Prozent) der Beschwerden auf Probleme in der Kommunikation („warum muss gewartet werden“, „warum wurde ich nicht aufgeklärt“) bezog und rund 20 Prozent auf technische Ursachen (kaltes Essen, falsches Essen, defekte Telefone, Türen) zurückzuführen war. Auch der Krankenstand stieg zeitweise auf 20 Prozent, vereinzelt aufgrund der schweren Grippewelle sogar auf 30 Prozent an. „Das geht natürlich nicht“, so Rogges Fazit, „doch was unsere Mitarbeiter in dieser Zeit geleistet haben und wie sie durchgehalten haben, das war sensationell.“

Wachstum führt zu Personalsuche

Die Schlagzeilen über eine „Kündigungswelle“ will Rogge nicht unkommentiert stehen lassen. Ja, man habe Kündigungen zu verzeichnen gehabt, allerdings sei kein Personal abgebaut worden. Primär sei dies im Pflegebereich geschehen, sei es aus persönlichen Gründen oder wegen der Veränderungen im Klinikum. Die Zahl der voll examinierten Gesundheits- und Krankenpflegerkräfte ist laut Bericht vom Jahr 2017 von 230 Köpfen (181,82 Vollkräfte im Jahresdurchschnitt) auf 237 Köpfe, bzw. 178,9 Vollkräfte im Jahresdurchschnitt gestiegen. Bei den Krankenpflegehelfern mit einjähriger Ausbildungsdauer ist die Kopfzahl im gleichen Zeitraum von 21 auf 13 gesunken (dafür ist ein Anstieg der Vollkräfte von 9,11 auf 10,43 zu verzeichnen). Im Bereich der Stationshilfen, Pflege- und Serviceassistenten ist ein Rückgang um zwei Köpfe von 12 auf 10 zu verzeichnen, dafür ein Anstieg von Vollkräften auf 5,35 auf 7,34. Da man auf Wachstumskurs sei, würde entsprechend auch dringend Personal gesucht und benötigt. Bei den Ärzten (ohne Belegärzte) sei die Lage stabil, erklärte Rogge: 118,98 Vollkräfte in 2018 stünden 119,62 in 2017 gegenüber.

Diana Fortmann und Dr. med. Achim Rogge von der Geschäftsführung des Klinikums Schaumburg.

Um die Mitarbeiter- und Patientenzufriedenheit zu verbessern, hat man ein Betriebsorganisationskonzept ins Leben gerufen, das für Änderungen sorgt. Zum 1. Mai wird die Belegung der Stationen geändert, nachdem deutlich geworden war, dass die Belastung des Pflegepersonals auf bestimmten Stationen zu hoch ist und zu hohen Überlastanzeigen der Mitarbeiter und stark erhöhtem Krankenstand geführt hat. Der enorme Pflegeaufwand, verursacht durch die Kombination der Abteilungen Gefäßchirurgie, Bauchchirurgie und Magen-/Darmchirurgie auf einer Station war nicht zu schaffen, so Rogge. Durch einfaches Aufstocken des Personals wäre das Problem nicht zu lösen gewesen. Nachdem der Westkubus des Klinikums fertiggestellt ist, zieht die Lungenabteilung jetzt zu Anfang Mai in eine eigene Station, zusammen mit der dann eröffneten Wahlleistungsstation. Auch hierfür würde Personal gesucht, erklärte Rogge. Ziel sei es, die komplexen Pflege-Ebenen zu entflechten und das Personal zu entlasten, was langfristig zu weniger Beschwerden führen solle.

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Negative Stimmung gegen das Klinikum problematisch

Als problematisch sehen Forstmann und Rogge die negative Stimmung an, die in der Öffentlichkeit gegenüber dem Klinikum herrsche. So war der Fall einer Operation publik gemacht worden, bei dem laut Rogge einem erfahrenen Operateur ein Fehleingriff am Knie unterlaufen war. Das falsche Knie ist operiert worden, die Schlagzeilen sorgten für einen Shitstorm in den sozialen Medien. Die Verwechslung hätte natürlich keinesfalls passieren dürfen, stellte Rogge klar, doch die Art und Weise wie vertrauliche Daten unerlaubterweise an Dritte weitergegeben wurden, machte die Geschäftsführung sprachlos. Man habe inzwischen Anzeige erstattet, die Polizei habe in diesem Fall bereits die Ermittlungen aufgenommen, ergänzte Rogge.

Das Krankenhaus habe sich von einem Grundversorger zum Schwerpunktversorger entwickelt, erklärte Rogge weiter, Prüfungen und Audits im März im Endoprothetik-Zentrum und Brustzentrum seien erfolgreich abgeschlossen worden, es gebe ein Klinikum mit 14 chefarztgeführten Fachabteilungen im Landkreis und das erste MRT-Gerät in Schaumburg. Inzwischen bestehe ein Kooperationsvertrag mit der Gemeinschaftspraxis Gyncollegweserland, man dürfe auch Arbeits- und Wegeunfälle behandeln. „Doch die eigene Bevölkerung nimmt uns als desolat wahr“, das sei auch den Mitarbeitern gegenüber unfair, erwiderte Rogge.

Als Fehler im Bauablauf sieht Rogge eindeutig die Vergabe der Aufträge an Einzelgewerke statt einen Generalunternehmer: „Wir sind mit der Zeitangabe von April 2017 aufs falsche Pferd gesetzt worden.“ Auch hätten viele Unternehmer angesichts der heutigen Auftragslage mit Vollauslastung oft gar kein Interesse an Mängelbeseitigung und Nachbesserung. Statt dessen würden lieber Rechnungskürzungen in Kauf genommen werden.

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