Am Schluss von „Bullet“ blieb die Frage nach dem „Warum?“ und ein frenetischer Applaus aus dem Publikum. Das neue Theaterstück von Regisseur Rushdi Al Fatlavoi bewegte die Zuschauer, die am Samstag zahlreich zur Uraufführung in die Prince Rupert School gekommen waren.
Zuvor stimmte DRK-Koordinator Johann Hubrich die Gäste auf ein Tanztheater ein, das seinem Publikum einiges zumuten würde. Ohne Weichzeichner und mit dramatischen Szenen hatte der Regisseur mit seinen aus „Albtraum“ bekannten Darstellern ein neues Stück einstudiert, das in der Zeitachse vor „Albtraum“ spielt. „Bullet“ thematisierte in zehn Szenen den von Diktatur und Krieg erschütterten Irak und das Massaker vom ehemaligen amerikanischen Luftwaffenstützpunkt Camp Speicher bei Tikrit, bei dem bis zu 1.700 junge Männer vom IS ermordert wurden.
„Bullet“ startet dann sogleich mit der Entführung junger Kadetten und dem Entzug von Wasser und schließlich deren Exekution. Bei den Hinterbliebenen bleiben Verzweiflung und Trauer über die Toten. Geliebte trauern um einander, die Gesellschaft ist durch Misstrauen und Hass zerrüttet. Wer gegen Terror und Korruption aufbegehrt, bezahlt mit seinem Leben. Selbst vor ausgelassenen Hochzeitsfeiern machen die Terroristen nicht halt, alle privaten und gesellschaftlichen Bereiche werden durch sinnlose Gewalt überflutet.
Immer wieder lässt der Regisseur Erinnerungen eines Liebespaares aufkeimen. Der Geliebte, der brutal ermordet wurde, das junge Paar, dessen Kinderwunsch unerfüllt bleiben wird und nur in Träumen und Gedanken Fortbestand hat. Der Macht-Elite gelingt es, ihr Geflecht aus Korruption, Machtgier aufrecht zu erhalten.
Die Medien (dargestellt duch Schauspieler mit Taschenlampen) schaffen es, immer nur einzelne Punkte der Wahrheit zu erleuchten. Nachdem der Vorhang fällt, folgt die Schlußsequenz. Einer der Schauspieler steht mit Maske auf der Bühne. Ein anderer läuft durchs Publikum und stellt den Zuschauern immer wieder die selbe Frage: „Why?“, „Warum?“. Passend dazu untermalt von englischsprachiger Musik.
Zum Schluss bleibt ein beklemmendes Gefühl, ein tosender Applaus und der Gedanke: Wir werden Rushdi Al Fatlavoi und seine Schauspieltruppe hoffentlich noch häufiger sehen.