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Frisch restauriert ins Museum: Ein Tischbein-Gemälde für Rinteln

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(Rinteln) 2018 erhielt das Universitäts- und Stadtmuseum in der Eulenburg einen wertvollen Neuzugang aus dem Keller des Gymnasium Ernestinum.

Dort lagerte ein mehr als 250 Jahre altes Porträt von Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel (reg. 1760 – 1785). Friedrich war der kunstliebende Gründer des Kasseler Friederizianums, eines der ältesten Museen in Deutschland. Gleichzeitig war er der hochumstrittene „Soldatenhändler“, der zahlreiche hessische Regimenter für viel Geld an die britische Krone für den Krieg gegen die nordamerikanischen Rebellen unter George Washington vermietete. Auch für die jahrhundertelang zu Hessen gehörige Grafschaft Schaumburg war er der Landesherr – die in seiner Regierungszeit gegründeten Dörfer Friedrichswald, Friedrichshöhe, Friedrichsburg und Friedrichshagen tragen bis heute seinen Namen.

Das Gemälde mit starken Beschädigungen vor der Restauration.

Das Bild stammt aus der Werkstatt der Kasseler Malerfamilie Tischbein und entstand 1767 oder etwas später. Es entspricht weitgehend dem Vorbild eines Gemäldes Johann Heinrich Tischbeins des Älteren (1722 – 1789), das in den Kasseler Kunstsammlungen aufbewahrt wird, und es steht zu vermuten, dass weitere, fast identische Ausführungen für die Amtsstuben aller hohen Landesbehörden in Hessen angefertigt wurden.

Auch die Rintelner Regierungskanzlei in der Eulenburg erhielt für das Sitzungszimmer ihrer Beamten ein solches Monarchenbild. Hinter einem am Sitzungstisch freigehaltenen Stuhl aufgehängt demonstrierte es den Kanzleiräten die symbolische Anwesenheit ihres Dienstherrn. Niemand von den Beamten sollte auch nur einen Augenblick vergessen können, in wessen Namen und zu wessen Nutzen er hier saß. Nach dem Tode Friedrichs 1785 dürfte das Rintelner Porträt abgehängt und durch eines seines Nachfolgers ersetzt worden sein, das ebenfalls noch existiert und heute in der stadtgeschichtlichen Abteilung des Museums hängt. Jahrzehnte später, als Rinteln den Regierungssitz verlor, landeten beide im 1817 gegründeten kurfürstlichen Gymnasium, dem heutigen Ernestinum, und zierten dort die Aula.

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Das Gemälde nach der Restauration.

Bei dem Gemälde Friedrichs II. handelt sich um ein sogenanntes Kniestück, das nur den Oberkörper zeigt. Der Landgraf steht dabei leicht gedreht in majestätischer Pose vor einem dunklen Hintergrund und hält in seiner Rechten einen Marschallstab als Zeichen für sein Oberkommando über die hessen-kasselschen Truppen. Alles auf dem Bild ist bewusst arrangiert. Das Hermelinfutter des samtenen Mantels symbolisiert die Würde Friedrichs als souveräner Monarch, der blaue Rock entspricht in der Farbe den Uniformen seiner Soldaten. Unübersehbar ist der große Stern des englischen Hosenbandordens, der auf dem Mantel prangt. Friedrich verdankte dieses Prestigeobjekt seiner Ehe mit der englischen Prinzessin Marie, einer Tochter König Georgs II.

Die Schäden sind an dem Bild waren erheblich. Krampenbeschuss durch wenig kunstsinnige Schüler, auch respektlose Kritzeleien mit Bleistift (ein dünner Bart war erkennbar!) und vermutlich auch ein Hochwasser im Schulkeller, bei dem eine Seite durchnässt wurde, hatten der Leinwand und dem Rahmen übel zugesetzt. Umso erfreulicher ist es, dass vor kurzem die Hildesheimer Hochschule für angewandte Kunst (HAWK) Unterstützung signalisierte.

Restauratorin Mena Freystatzky mit dem Gemälde im Museum, wo es ab sofort zu sehen ist.

Prof. Michael von der Goltz vom Studiengang Konservierung und Restaurierung und seine Mitarbeiterin, die Diplomrestauratorin Ina Birkenbeul, haben das Gemälde und seinen ramponierten Rahmen gemeinsam mit ihren Studentinnen Mena Freystatzky und Chantal Wierzoch exemplarisch, also vorbildlich, restauriert.

Das wertvolle Bild, das für Rinteln auch historisch von großer Bedeutung ist, ist auf diese Weise in neuem Glanz wieder auferstanden. (pr/Foto: pr)

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