(Rinteln) Gleich zwei Mal musste die Vereinigte Turnerschaft Rinteln (VTR) ihre Jahreshauptversammlung in diesem Jahr innerhalb kürzester Zeit abhalten. Ein Formfehler bei der Einladung war Ursache dafür.
Vereinsmitglied Britta Steuer hatte den Fehler angemahnt und am 18. Oktober eröffnete Karl-Heinz Frühmark als Vorstandsmitglied aus dem Verantwortungsbereich Finanzen jetzt die zweite Versammlung, auf der alle Tagesordnungspunkte mit Ausnahme der Ehrungen neu verhandelt und beschlossen werden mussten.
Und so ganz reibungslos ging es auch diesmal nicht ab, denn Britta Steuer beantragte die Vertagung des Punktes „Beitragsanpassung“: In der Einladung sei diese „Anpassung“ nicht rechtskonform nach Paragraf 32 BGB begründet worden, so Steuer. Ihr Antrag wurde abgelehnt.
Doch so richtig Friede, Freude, Eierkuchen wollte auf der Versammlung nicht aufkommen, denn wie die spätere Abstimmung zeigte, waren zu dieser zweiten Versammlung auch Mitglieder erschienen, die die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge kritisch sahen. Und die Vereinsbeiträge steigen tatsächlich kräftig. Grund dafür: Corona habe die Mitgliederzahlen auf unter 1.500 schrumpfen lassen. Dadurch fehlen Einnahmen und die muss der Verein nicht nur verkraften, sondern perspektivisch auch neu generieren. Allein das Weser-Fit-Rinteln machte 2021 ein Minus von 37.000 Euro, 2022 waren es rund 15.000 Euro. Dennoch verteidigte Karl-Heinz Frühmark die Entscheidung des Vereins, das Weser-Fit zu bauen und als Angebot für Individualsport zu betreiben: „Hätten wir das nicht gemacht, hätten wir heute noch mehr Probleme!“ Und Frühmark betonte auch, dass die Beitragserhöhung ein Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Solidarität sei.
Besonders hart trifft es VTR-Sportler, die nur in einer Gruppe aktiv sind, wie etwa Meike Dewitz (87), die ausrechnete: „Ich muss jetzt 5,50 Euro pro Gymnastikstunde bezahlen; das muss ich wohl so hinnehmen!“ Anders sah es ein Sportler aus dem Bereich Klettern, der das Rundum-Sorglos-Paket für 40 Euro im Monat für mehr als gerechtfertigt ansah. Die Einhaltung sozialer Komponenten bei den Beiträgen forderte Britta Steuer, doch einer Aufnahme von Rentnern in den ermäßigten Bereich wollte die Versammlung nicht zustimmen. Dafür zeige sich der Verein aber immer gesprächsbereit zu Fragen von Senioren, die nicht mehr in der Lage seien, die Vereinsbeiträge zu bezahlen. Steuer kritisierte auch die stark gestiegenen Sonderbeiträge in den einzelnen Abteilungen.
Die neuen Beitragssätze: Der Erwachsenenbeitrag wird von 10 auf 15 Euro pro Monat angehoben (bei vier Gegenstimmen und acht Enthaltungen), der für Kinder von 7 auf 10 Euro (bei drei Gegenstimmen und neun Enthaltungen). Fördermitglieder zahlen künftig 5 statt 3 Euro pro Monat. Auch für Familien (gestaffelt nach zwei Elternteilen mit einem Kind oder einem Elternteil mit zwei Kindern) steigen die Beiträge. Die Gegenstimmen der anwesenden Mitglieder zeugen auch davon, dass es der VTR bislang nicht gelungen ist, die starke Erhöhung der Beiträge den Mitgliedern gegenüber transparent zu machen. Immer wieder war aus den Reihen zu hören, dass aus den Mitgliedsbeiträgen eine Querfinanzierung des WeserFit generiert würde. (Text & Fotos: ot)
