(Rinteln) Jede dritte Frau in Deutschland kennt Gewalt in der Partnerschaft. Gleichzeitig ist häusliche Gewalt eines der größten Tabus unserer Gesellschaft.
240.547 Opfer von häuslicher Gewalt sind im Jahr 2022 bekannt. Das ist ein Anstieg um 8,5 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021. Fast alle zwei Minuten wird in Deutschland ein Mensch Opfer von häuslicher Gewalt. Jede Stunde werden mehr als 14 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt. Beinahe jeden Tag versuchten ein Partner oder Ex-Partner, eine Frau zu töten. Die deutlich gestiegenen Zahlen zeigen die traurige Realität: Gewalt gegen Frauen ist ein gesamtgesellschaftliches und alltägliches Problem. Die Dunkelziffer schätzt Rintelns Polizeichef Jörg Stuchlik auf 70 Prozent.
Mit dem Projekt gegen häusliche Gewalt „Gewalt kommt uns nicht in die Tüte“ sensibilisieren der Präventionsrat und das Polizeikommissariat Rinteln, um Misshandlungen und Vernachlässigung zu verhindern, das Bewusstsein zu schärfen auch für oft verschleierte Formen von Gewalt an Frauen und gleichzeitig über Hilfsmöglichkeiten für Betroffene zu informieren. Bei häuslicher Gewalt zwischen (Ehe-)Partnern leiden nahezu immer die Kinder mit. Studien zufolge werden diese durch kindliche Erfahrungen später häufig selbst zum Opfer oder auch Täter. Generell ist Gewalt eine ernsthafte und inakzeptable Form von Misshandlung und Vernachlässigung, die bei den Betroffenen schwerwiegende physische und psychische Schäden verursachen kann.
Mit der Initiative gegen häusliche Gewalt möchten Präventionsrat und Polizei sensibilisieren
„Daher sehen wir es als entscheidend an, uns aktiv gegen Häusliche Gewalt und Gewalt an sich einzusetzen und Maßnahmen zu ergreifen, um insbesondere auch Kinder vor jeglicher Form von Gewalt zu schützen. Das ist unsere gemeinsame Verantwortung, um sicher zu stellen, dass sie in einer sicheren und unterstützenden Umgebung aufwachsen können“, betont Stuchlik.
Anknüpfend an eine erfolgreiche Aktion des Jahres 2011 werden in den kommenden Tagen 42.000 Brötchentüten an alle Bäckereien in Rinteln und im Auetal verteilt. Rund ein Dutzend Bäckereien nehmen an der Aktion teil. Die auffällig bedruckten Tüten zeigen Telefonnummern von Hilfsorganisationen, an die Betroffene sich wenden können.
Info: Der Präventionsrat stellt sich momentan personell neu auf. Zukünftig werden sich Jan Boße, Dezernent und allgemeiner Vertreter der Bürgermeisterin; Claudia Zehrer, Gleichstellungsbeauftragte und Leiterin des Mehrgenerationenhauses und ein noch zu benennender Vertreter der Polizei Rinteln der Präventionsarbeit widmen. Weitere Mitglieder kommen aus Schulen, Sportvereinen, Jugendhilfeeinrichtungen, Kinderschutzbund, Vertretern von Kirchengemeinden und der Stadtverwaltung.
Projekte des Präventionsrates in Kooperation mit weiteren Partnern, wie dem WEISSEN RING und der Sparkasse Schaumburg waren in den vergangenen Jahren beispielsweise Aktionen mit Jugendlichen für mehr Zivilcourage, AKTION TU WAS „weggeschaut. ignoriert. gekniffen“, Aktionswochen gegen Häusliche Gewalt, Vorträge, Ausstellungen, Benefizkonzert des Polizeiorchesters, Lesungen der Autorinnen Mo Asumang und Katharina Stegelmann. (pr, vu)