Es gibt Situationen, da ist selbst das elastische Astwerk einer Tanne nicht biegsam genug: Als Nadelöhr für den Tannenbaumtransport erwies sich dieses Jahr die Ampelanlage am nördlichen Ende der Fußgängerzone.
Heino Stemme vom Bau- und Betriebshof der Stadt Rinteln zirkelte, die riesige Tanne huckepack auf dem LKW, die sperrige Fracht durch die Innenstadt an ihren Bestimmungsort ins Stadtzentrum.
Zuvor stand der rund 20 Meter hohe Baum bei Wolfgang Weber auf dem Grundstück in Engern. Der ist froh, die geschätzt 30 Jahre alte Tanne los zu sein. Die starken Wurzeln hatten schon den Untergrund angehoben, die dichte Nähe zum Haus war ebenfalls nicht ganz ohne: „2007 hat der Orkan Kyrill ein noch größeres Exemplar auf unserem Hof gefällt“, so Weber.
Der Baum stand bereits im letzten Jahr für den Rintelner Adventszauber bereit, da hatte die Stadt aber bereits ein anderes Angebot wahrgenommen. Dieses Jahr ist Weber als Spender dran. Auf der letzten Fahrt von Engern nach Rinteln passierte das grün-orange Gespann so manches Hindernis, unter anderem auch den neuen Kreisverkehr in der Konrad-Adenauer-Straße. Dort verdrehten sich nach Baumkontakt einige Straßenschilder, welcher aber wieder gerade gerichtet werden konnten.
Als Flaschenhals entpuppte sich sich besagte Ampelanlage. Flankiert von der Polizei und verfolgt von einem Autokran, steckte das Gespann fest. Schnell waren Mitarbeiter der Stadt zur Stelle, demontierten Teile der Lichtzeichenanlage um größere Beschädigungen zu vermeiden. Leider knackte und krachte es dennoch beim „Durchschlüpfen“. Doch Bauhof-Chef Klaus-Ulrich Hartmann beruhigt: „Für Schäden, die während des Transports entstehen, kommt die Versicherung auf.“
Der Weg zum Marktplatz war gesäumt von Werbeschildern, Autos und Kleiderständern der Geschäftsleute. Schnell räumte man diese Hindernisse aus dem Weg, um Platz für den Baumtransport zu machen. Die nächste Hürde stand dem Tannen-Team noch bevor. Der Kran wurde in Position gebracht, hievte die Tanne vom LKW und manövrierte den eckig angespitzten Baumstamm in die vorbereitete Einfassung im Boden. Etliche feine Korrekturen des Kranführers später stand der Baum wie eine Eins und konnte mit Keilen fixiert werden.
Was wäre ein Baum ohne Schmuck? Mitarbeiter der Firma Knolle Elektrotechnik rückten mit einer Arbeitsbühne an und hängten etliche Meter Lichterkette (rund 36 Lichterketten, zu je 15 Lampen) auf.
Wer ebenfalls einen großen und passenden Tannenbaum im Garten hat und ihm beim Rintelner Adventszauber die letzte Ehre erweisen möchte, kann sich bei der Stadt melden. Für die nächsten zwei Jahre, so Heino Stemme vom Bauhof, sind die Bäumer allerdings bereits reserviert.