(Rinteln) Das Thema Kunst ist im Kalender der Rintelner Veranstaltungen nicht mehr wegzudenken.
So fanden sich am zweiten Advent rund zwei Dutzend Kunstschaffende als allen möglichen Bereichen in den Räumen der VHS ein, um ihre Werke beim Weihnachtlichen Kunstmarkt einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Wo sonst Kurse gegeben werden und Dozenten Wissen vermitteln, tummelten sich Kreative in der Klosterstraße 26 und zeigten, was sie im privaten Atelier so erschaffen haben.

Die verwendeten Materialien könnten dabei nicht unterschiedlicher sein. Heinz Mingels aus Bückeburg sieht in Metall seine Inspiration. Aus Fahrradpedalen und LED-Scheinwerfern entstehen dekorative Beistelllämpchen. Eine Fahrradfelge, Draht, Saucenbehälter und Schrauben verwandelt er in ein dekoratives Windspiel. Aus einem Spaten, einer Axt und einem Ventilrad baut Mingels seine Version von Ferdinand, dem Stier, der sich lieber für Blumen als für seine Artgenossen interessiert.

Bob Shippy lässt augenscheinlich verrottete Baumstümpfe wieder „auferstehen“. Dazu passt auch das Motto seiner Schöpfungen: „Resurrection Art“, also Kunst der Auferstehung. Aus teils metergroßen Baumwurzeln entfernt der Auetaler Moos, zersetztes Material und Mikroorganismen, legt das originale Holz frei und öffnet so den Blick auf eine skurrile, zerklüftete Welt der Formen und Oberflächen. Lackiert sind seine Werke nicht, dafür jedoch mit feinen Schleifmitteln glänzend poliert. „Anfassen ausdrücklich erwünscht“, ermutigt der Künstler.


Mit dabei ist auch Martin Brtschitsch aus Rinteln. Er zeigt beeindruckende Drechselkunst, von der Pfeffermühle bis zur Brotdose aus Zirbenholz, erkennbar an ihrem charakteristischen Kiefernadelduft. In den Räumen der VHS gibt es überall etwas zu entdecken. So zum Beispiel Malereien der Rintelner Künstlerin Julia Hahn, die in der heimischen Szene unter anderem durch ihre Teilnahme an der Galerie Innenstadt bekannt geworden ist.

Oder Dr. Silke Kettig, die sich durch ihre Neon-Art-Ausstellung in der VHS bereits einen Namen gemacht hat. Die Schlagworte hat sie diesmal wieder im Gepäck, doch der Werkstoff ist ein anderer: Obernkirchener Sandstein, nach Vorgabe bearbeitet und mit feiner Hand bemalt, ist jetzt das Mittel der Wahl.

Kunstinteressierte schauen an diesem Sonntag in angenehm hoher Frequenz in den Räumen der VHS vorbei. Organisator und Ideengeber Moreno Ciotti hat dafür sein Kunstnetzwerk aktiviert, das er über viele Jahre aufgebaut und gepflegt hat und das er bei den regelmäßigen „Open Art“-Kunstmärkten auf dem Bückeburger Marktplatz präsentiert.

„Die Künstler sind alle authentisch“, schwärmt Ciotti vom feinen und nicht mehr ganz so kleinen Kreis der Bildhauer, Maler, Skulpturenschmiede und kreativen Köpfe, „man kann mit ihnen ins Gespräch kommen und manchmal sogar mitmachen“. Und wenn man so plaudert, zum Beispiel mit dem Bückeburger Bildhauer Peter Spielmann, erfährt man so manch interessantes Detail zu dessen Figuren.
So ist die „Willy Brandt“ getaufte Büste im „Loriot“-Stil zwar mit einer Zigarette versehen, doch so ganz authentisch ist sie nicht. Ex-Bundeskanzler Brandt liebte nämlich seine Menthol-Zigaretten und rauchte reichlich davon. Spielmanns Figur muss mit einer herkömmlichen Zigarette Vorlieb nehmen, „Menthol-Zigaretten gibt es nicht mehr zu kaufen“, schmunzelt der Künstler. (vu)
