Das war sie, die letzte Veranstaltung im Brückentorsaal in seiner bekannten Form. Was den Briten und der EU noch bevorsteht, nämlich der Brexit (ob hart, weich oder in einer anderen Form, falls überhaupt), wurde jetzt in Rinteln in ähnlicher Form Realität. Der „Brüxit“. Das Ende aller Events im beliebten Veranstaltungssaal ist Wahrheit geworden und die Ehre der finalen Feierlichkeiten wurde den Närrinnen und Narrhalesen vom Rintelner Carnevalsvereins (RCV) zuteil. Die Gäste dankten es mit Treue: Bereits vor der Prunksitzung waren alle Karten vergriffen, eine Abendkasse gab es nicht.
Unter verschärften Auflagen mit achtköpfiger Brandschutzwache der Feuerwehr (wofür es ein dickes Dankeschön der Veranstalter gab) und zusätzlicher „Verstärkung“ in Form von antiquiertem Löschgerät als Persiflage auf die „plötzliche Feuergefahr“ im Saal ließen es sich die Organisatoren nicht nehmen, trotz des bierernsten Hintergrundes ausgelassen und närrisch zu feiern.
Vor soviel Regulierungseifer zog offenbar auch der Nachtwächter seinen üppigen Hut, legte die Hellebarde zu den übrigen Gartengeräten in den Schuppen und überließ das spitzzüngige Auseinandernehmen der politischen und gesellschaftlichen Ereignisse seinem Nachfolger, dem „Landmann“. Klippenturmwirt Jörg Riechert überzeugte als würdiges Erbe und ließ in seiner Büttenrede weder das „heiße“ Thema Brandschutz unangetastet, noch verschonte er das neue Klinikum Schaumburg mit Kritik.
Mit Tanz und Musik wurde bis spät in die Nacht gefeiert. Graziler Gardetanz, noch viel feinsinnigere Klosterelfen, die sich passend zum Klimawandel im Februar bereits in Urlaubs-Optik präsentierten und nach all den Jahren Bühnenerfahrung noch so gelenk und beweglich übers Parkett schweben, wie am ersten Tag. „Härr Georg“ sorgte ebenso für Unterhaltung wie das Mickie-Krause-Double. Doch jetzt ist Schluss mit Feier, Party und Halli-Galli im Brückentorsaal. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht. Die gibt es zwar „immer wieder“, wie von Katja Ebstein besungen, bei der Planung für kommende Events können sich allerdings weder die RCV-Narren noch andere Veranstalter darauf verlassen. Bei insgesamt rund 1.200 Gästen und vier Veranstaltungen gestaltet sich die Suche nach einer passenden Ausweichmöglichkeit schwierig. Es bleibt also spannend, wo in Rinteln künftig gefeiert wird.