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Rintelner Feuerwehren informieren sich über Brandbekämpfung an Elektroautos

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(Deckbergen) Die steigende Zahl von Elektroautos im Straßenverkehr stellt auch Feuerwehren vor neue Herausforderungen. Anders als bei einem Auto mit Verbrennungsmotor gilt es aufgrund der Hochvolt-Technologie nämlich, einige Besonderheiten zu beachten.

Um die Brandbekämpfer im heimischen Raum auf mögliche Neuerungen bei der Einsatzstrategie vorzubereiten, waren jetzt Vertreter der Rintelner Ortsfeuerwehren sowie der Werkfeuerwehren Lebenshilfe und O-I Glasspack zu einer Fortbildung bei der Feuerwehr Unter der Schaumburg eingeladen.

Feuerwehr-Stadtausbildungsleiter Fabian Lux organisierte das mehrstündige Seminar, bestehend aus einem theoretischen und praktischen Teil und holte das heimische Unternehmen Rostek Automobile, mit Sitz in Rinteln und Bückeburg, ins Boot. Dort war man angesichts eines Brandbekämpfungs-Lehrgangs am E-Auto sofort Feuer und Flamme und schickte die Mitarbeiter Mark Lehmeier und Marvin Pahne mit einem VW ID.3 nach Deckbergen.

Mark Lehmeier von Rostek Automobile (re.) zeigt den Feuerwehrmännern die Position eines der Trennstecker fürs Hochvolt-Spannungsnetz im Motorraum.

Dort erklärten sie den Feuerwehrleuten, worauf bei einem Elektroauto besonders zu achten ist. So gibt es mehrere Verbindungen, um das Fahrzeug mit wenigen Handgriffen vom Hochvolt-System zu trennen. Auf Rettungskarten, die an der Einsatzstelle vom Einsatzleitdienst bereitgestellt werden, sind besondere Merkmale des Fahrzeugmodells verzeichnet. Darunter sind die Orte der Hochvolt-Steckverbindungen aber auch Hinweise auf Airbags oder Gurtstraffer. Und bei einem E-Auto natürlich der Akku.

Dieser ist beim ID.3 im Fahrzeug-Unterboden verbaut. Daher ist es enorm wichtig, die geeigneten Punkte zu kennen, an denen man das Fahrzeug notfalls gefahrlos anheben kann. Die hoch verdichteten Akkuzellen von E-Autos reagieren nämlich äußerst empfindlich auf mechanische Einwirkungen. Im vergangenen Jahr machten Bilder eines brennenden Tesla im Internet die Runde, der auf einem Schrottplatz in den USA abgestellt worden war. Das Fahrzeug war bei einem Unfall beschädigt worden und wartete leidiglich auf seine Demontage. Doch die Batteriezellen hatten ebenfalls Schaden genommen und so kam es zum Brand des Autowracks und zu einer schwierigen Aufgabe für die Feuerwehr Sacramento. Der Artikel erschien bei Merkur.de und dort ist eindrucksvoll geschildert, wie der Brand des Akkus immer wieder aufflammte. Erst als der Tesla in eine wassergefüllte Grube gesetzt wurde, war die enorme Hitze in den Griff zu bekommen.

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Beim Landkreis Schaumburg hat man sich um die Schwierigkeiten bei der Brandbekämpfung an akkubetriebenen Fahrzeugen ebenfalls Gedanken gemacht. Frank Messerschmidt, stellvertretender Leiter der Umweltschutzeinheit, und Björn Wilharm, stellvertretender Zugführer der Umweltschutzeinheit Atemschutz-Strahlenschutz, zeigten eine mobile Abrollbehälter-Lösung mit Auffahrrampe und Wasseranschluss. In diesen Container kann das E-Auto geschoben oder mit einem Kran reingehoben werden. Dann flutet man den Behälter mit Wasser und kühlt so die heißgelaufene Batterie herunter.

Die Containermulde ist mit einer Feuerwehrschlauch-Kupplung versehen…
…und kann mit dem E-Auto darin unter Wasser gesetzt werden um beschädigte, reaktionsfreudige Batteriezellen zu kühlen.

Die „Achillesferse“, also der verwundbare Punkt bei E-Auto-Batterien, ist der sogenannte Separator, weiß Ausbildungsleiter Fabian Lux. Er ist beruflich bei der Volkswagen-Werkfeuerwehr in Salzgitter tätig und daher eng mit der E-Auto-Materie verwoben. Der Separator ist eine hauchdünne Schicht im Inneren der Akkuzellen, trennt Anode von Kathode. Problematisch dabei: Bei einem E-Auto mit ausgelöstem Airbag müssten Einsatzkräfte bereits bei geringer Aufprallgeschwindigkeit vorsichtig sein, da die Akkus möglicherweise Schaden genommen haben könnten, erklärt Lux. Stellt man das Fahrzeug dann zur Unfallreparatur in eine Werkstatt, könne es auch nach Tagen noch zum Brand durch beschädigte und heißgelaufene Batteriezellen kommen. Daher werden solche Autos zunächst auf einen Havarieplatz im Freien gestellt und kontrolliert. Man könnte auch von einer Art „Auto-Quarantäne“ sprechen.

Neue Fahrzeugtechnologien verlangen den Rettungskräften einiges ab – auch um sich selbst zu schützen. Wie in einem Bericht des ADAC zu lesen ist, sind auch „Löschdecken“ bereits zur Brandbekämpfung an E-Autos erprobt worden. Dabei wird das Fahrzeug eingewickelt um dem Brand so den Sauerstoff zu nehmen.

Doch egal ob Decke oder ein Container mit Löschwasser – es geht in jedem Fall darum, das Feuer zu beherrschen und die Kettenreaktion im Auto-Akku zu unterbrechen. Nach dem „Bad“ muss das Löschwasser übrigens noch durch Spezialfirmen entsorgt werden, denn es befinden sich darin allerlei problematische und giftige Bestandteile, die keinesfalls in die Umwelt gelangen dürfen. Ein weiterer „Knackpunkt“ der für Feuerwehrleute kritisch sein dürfte: Nicht jedes Elektroauto ist auch auf den ersten Blick als solches zu erkennen. Wäre der Zusatz „E“ auf dem Kennzeichen verpflichtend, würde dies vielfach die Arbeit erleichtern. Der Gesetzgeber hat allerdings Autobesitzern die Wahl gelassen. Dann gibt es noch die Hybrid-Fahrzeuge, die vom Verbrennungs- und Elektromotor angetrieben werden. Hinzu kommen Modelle, die im Straßenbild eher selten anzutreffen und nicht für jedermann sofort einzuordnen sind.

Auch wenn es in Schaumburg bislang noch keine aufwendigen Löscharbeiten an E-Autos gegeben hat, dürfte dies bei steigenden Zulassungszahlen nur eine Frage der Zeit sein. Somit dürften sich Lehrgänge wie dieser sicher öfters wiederholen. Besonders bedanken möchte sich Fabian Lux abschließend bei der Stadtverwaltung, der Feuerwehr Unter der Schaumburg, VW und der Firma Rostek Automobile für die Unterstützung der Schulung und natürlich den Vertretern der Feuerwehren. (vu)

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