(Rinteln) „Die Bahn hat die Möglichkeit, die Bahngleise am Bahnhof Rinteln ebenerdig zu erreichen, gesperrt“.
Im Ortsrat sorgte Prof. Dr. Gert Armin Neuhäuser mit diesem dringlich gestellten Spontan-Antrag für Diskussionen und zeigte auf, was man umgangssprachlich im Rintelner Stadtgespräch auch als „Schildbürgerstreich“ bezeichnen würde.
Zur Erinnerung: Am Bahnhof in der Rintelner Nordstadt gibt es lediglich eine Unterführung mit Treppenzugang, jedoch keinen Fahrstuhl. Mobilitätseingeschränkte Menschen, Nutzer von Rollatoren oder Reisende mit Kinderwagen müssen daher einen alternativen Weg über die Bahnschienen wählen, da sie den Zug sonst entweder gar nicht oder nur mit viel Mühe erreichen können. Dieser „Alternativzugang“ ist allerdings mit Verbotsschildern gekennzeichnet und scheint offenbar aus vergangenen Zeiten übrig geblieben zu sein. Nun wurden ganz offenbar vor nicht allzu langer Zeit Absperrungen vorgenommen, um das Erreichen oder Verlassen des Bahnsteigs zu verhindern.
Da die Busanbindung „suboptimal“ sei, würden durch diese Maßnahme sehr viele Leute abgeschnitten, so Neuhäuser. Ob die Entscheidung fernab von der Lebenswirklichkeit der Menschen vor Ort am grünen Tisch getroffen wurde, wie Neuhäuser andeutete, oder nicht – Gespräche zwischen Stadtverwaltung und Bahn seien bereits erfolgt, ergänzte Rintelns Ortsbürgermeister Joachim Spohr. Das Thema sei auch dem Inklusionsrat bereits bekannt. Spohr wies zusätzlich noch auf eine weitere Gefahr hin, die sich durch die Absperrungen ergeben habe. Dadurch, dass man das Absperrgitter am Bahnsteig mit einem Rollator zwar gerade eben noch umfahren könne, bestehe auch die Möglichkeit, daran hängenzubleiben und auf die Gleise zu stürzen.
Bei der Deutschen Bahn auf die Problematik angesprochen, antwortete eine Sprecherin auf Nachfrage von Rinteln-Aktuell.de, dass „leider Menschen diesen Übergang genutzt haben, trotz offensichtlichem Verbotsschild“. Man sah sich daher „gezwungen, eine Sicherung vorzunehmen“. „Im Bahnverkehr muss Sicherheit immer das oberste Gebot sein“, so die Bahnsprecherin weiter.
„Rinteln: Leider ist der Bahnhof für Rollstühle nicht barrierefrei zugänglich. Aus diesem Grund ist der Ein- und Ausstieg hier leider nicht möglich.“
(Hinweis auf der Internetseite von „Start Niedersachsen Mitte“ zur Regionalbahn RB77, https://start-ni-mitte.de/services/reisen-mit-mobilitatseinschrankungen/)
Der Ortsrat war sich jedenfalls einig, einen Appell an die Stadtverwaltung zu richten, in der Situation „Druck“ zu machen um voranzukommen.
Die wiederholt angekündigte Sanierung des Bahnhofs mit barrierefreiem Umbau und Fahrstuhl würde daran etwas ändern, wenn sie denn durchgeführt würde. Aus einem angekündigten Baubeginn in 2024 wurde 2025. Doch auch das ist längst nicht mehr aktuell. Wie die Bahnsprecherin nämlich mitteilt, ist die Modernisierung des Bahnhofs Rinteln fürs Jahr 2027 vorgesehen. (vu)
Ergänzung vom 2.2.2024: Neues zum Bahnübergang – das sagt die Stadt Rinteln:
Auf Nachfrage teilte die Stadtverwaltung in Rinteln sinngemäß mit, dass die Benutzung dieses Dienstweges für Reisende verboten ist, die Bahn von der unerlaubten Nutzung durch Reisende wusste und entsprechend handeln musste. Hier die Antwort im Original-Wortlaut:
„Bei dem angesprochenen Bereich handelt es sich um einen Dienstweg, der nur für die Benutzung durch Betriebspersonal der DB zugelassen ist. Die Nutzung durch Reisende war und ist unzulässig, worauf die Reisenden durch ein entsprechendes Verbotsschild hingewiesen werden.
In diesem Fall hat die DB Station und Service Kenntnis davon, dass der Übergang unzulässigerweise genutzt wird. Die DB Station und Service als Betreiber der Bahninfrastruktur ist für den sicheren Betrieb der Anlagen zuständig. Aus dieser Verantwortung heraus muss das zuständige Management Maßnahmen ergreifen, um Unfälle zu vermeiden.
Die Stadt Rinteln ist darüber informiert und nimmt diese Situation in die Gespräche bzgl. der Umgestaltung des Bahnhofs mit auf und versucht, Alternativen zu klären.“