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Stephan Orth: Couchsurfing im Iran und Autorenlesung in Rinteln

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Er kehrte wohlbehalten aus dem Iran zurück – und ging um ein Haar am Rintelner Bahnhof verloren. Als die Leiterin der Stadtbücherei, Andrea Tuschke, von der ersten Begegnung mit Autor Stephan Orth erzählte, sorgte der Moment für Erheiterung bei den rund 70 Besuchern der Autorenlesung. Der in Münster geborene Orth arbeitet in Hamburg als Redakteur für Spiegel Online und schreibt beruflich über das Thema Reisen. Zwei Monate war er im Iran unterwegs und hat die Erlebnisse seiner außergewöhnlichen Reise in seinem Buch „Couchsurfing im Iran“ aufgearbeitet.

Dabei kam es ihm darauf an, mit möglichst vielen Menschen in Kontakt zu treten und Eindrücke von einem Land zu sammeln, das im Ausland ein überwiegend schlechtes Image hat. Orth bediente sich bei seinem Trip durch den Iran des „Couchsurfings“, also der unentgeltlichen Übernachtung bei fremden Menschen. Das ist im Iran eigentlich verboten, wie so vieles andere auch, unter anderem Satellitenschüsseln und Facebook. „Trotzdem“, so der Autor, „wird man nach ein paar Minuten im Gespräch mit den Menschen auf eine Facebook-Freundschaftsanfrage angesprochen.“

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Buchautor Stephan Orth und die Leiterin der Stadtbücherei Rinteln, Andrea Tuschke.

Orth ging es darum, während seines Iran-Aufenthalts möglichst nach an die Einheimischen ranzukommen, möglichst vieles mitzumachen und auszuprobieren. „Heiraten und lebendig wieder nach Hause kommen“ stand auch auf seiner „To Do“-Liste. Bei seiner Reise wurde er von der Fotografin Mina Esfandiari begleitet. Der Einfachheit und Akzeptanz halber gaben sie sich als Ehepaar aus. Ein junger Mann und eine junge Frau, die nicht verheiratet sind und dennoch zusammen reisen, das könne zu Irrirationen führen. So fingen die beiden interessante Motive ein, vom russischen Badestrand in direkter Nachbarschaft zu einem Atomkraftwerk bis hin zu 40 Meter hohen Sandsteinbergen in der Wüste. Die Gastgeberin hatte extra „blau“ gemacht, um den beiden Gästen aus Deutschland dieses imposante Gebirge zeigen zu können. Auch Sprachbarrieren brachten Orth und seine Begleiterin nicht von interessanten Konversationen mit den Menschen im Iran ab. Man musste nur ein Thema finden, das kulturübergreifend von Interesse ist: Fußball, Schweinsteiger und Co. Schon waren dem Smalltalk Tür und Tor geöffnet.

Da war der nette und eitle Taxifahrer, der aussah wie Armin Mueller-Stahl und alle paar Minuten anhielt um für ein Foto zu posieren. „Der hat mir drei Euro zuviel für die Taxifahrt berechnet“, erinnert sich Orth und lacht „das war wohl sein Model-Honorar“. Deutsche Autos und Worte seien hoch im Kurs, zumindest in der Werbung. So zieren Werbeschilder von Gebrauchtwagenhändlern oftmals Fotos von schnittigen (deutschen) Cabrios, da ist das Auto mitsamt Nummernschild spiegelverkehrt abgebildet. Busunternehmen werben mit „Ich liebe dich“ auf den Fahrzeugen und Berlin ist im Iran für seinen grünen Tee bekannt, zumindest in der bunten Werbewelt.

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Fundstücke seiner Iran-Reise: Deutsche Waren stehen hoch im Kurs. Manchmal gibt es auch Dinge, die gibt es gar nicht; Grünen Tee aus Berlin zum Beispiel.

Doch es gab auch Momente, da ist der Buchautor vor Angst auch „tausend Tode“ gestorben. Da Journalisten im Iran nicht so hoch angesehen sind (um es gemäßigt auszudrücken), reiste Orth mit einem Touristenvisum durchs Land. Bei einem Verhör auf einer dortigen Polizeiwache (mit dem Geruch von feuchten Handtüchern) bekam er von den beiden Polizisten („Good Cop“ und „Bad Cop“, in Anlehnung an die klassische, filmbekannte Situation des guten und bösen Polizisten) allerhand Fragen gestellt. Im Rucksack waren Notizbücher mit brisantem Inhalt, auf der Speicherkarte der Kamera allerlei Fotos von unverhüllten Frauen und Szenen, die ihm brisante Momente beschert hätten. Noch dazu steckte der Presseausweis gut sichtbar im Geldbeutel. Aus dieser heiklen Situation kam der Autor aber wieder heraus, wohl auch weil sich die Beamten sichtlich über hunderte Bilder von Männern, die auf Eseln reiten, langweilten und wieder von Orth abließen.

Für eine Fortsetzung nochmal in den Iran reisen, das wolle er nicht. Zu viele verbotene Dinge hat Orth während seines zweimonatigen Trips dokumentiert, zu viel Staub hat sein Buch aufgewirbelt. Sein Gesicht und seine Geschichte sind inzwischen – auch dank der Berichterstattung persischer Blogs über seine Arbeit – im Ausland sehr bekannt. Da bleibt er doch lieber daheim in Hamburg und schreibt über Reisen in ferne Länder. Zu seinem Iran-Ausflug hat der Autor übrigens auch ein passendes Motto parat: „Es gibt keine schlechten Orte, wenn man dorthin reist, um die Menschen zu treffen.“

Mehr Informationen über Stephan Orth und seine Arbeit gibt es auf www.stephan-orth.de, auf der Facebook-Seite zum Buch (KLICK), sowie bei Instagram und Twitter.

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