(Rinteln) Das Gelände, auf dem einst die Prince-Rupert-School stand, ist nicht mehr wiederzuerkennen.
Die Gebäude sind abgerissen und zu Bauschutt geschreddert. Bagger und Baumaschinen bereiten den Untergrund für das Neubaugebiet, das hier zwischen Wald und Wilhelm-Busch-Weg entstehen soll. Damit das möglich ist, muss der Flächennutzungsplan geändert werden. Bisher sah dieser ein Sondergebiet mit Nutzung als Schule vor, künftig sollen an dieser Stelle über 60 Wohngebäude, vom Ein- bis zum Mehrfamilienhaus, stehen.
Im Ortsrat und Bauausschuss stellte Peter Flaspöhler vom gleichnamigen Planungsbüro den Vorentwurf vor und informierte bereits darüber, unter welchen Bedingungen hier gebaut werden wird.
Bauherren müssen pro Grundstück zwei Nistkästen für Vögel anbringen, sowie zwei Fledermausbehausungen. Sieben große Fledermausquartiere, sogenannte „Fledermausraketen“, sind bereits auf dem Gelände aufgestellt worden. Zwei Regenrückhaltebecken sollen entstehen, ebenso wie ein öffentlicher Kinderspielplatz ungefähr in der Mitte des Areals. Wie auf den Skizzen zu sehen ist, sind die nördlich gelegenen Grundstücke direkt am Waldrand am größten. Der Grund: Hier gilt eine 30 Meter breite Bauverbotszone. Jegliche Bebauung, auch ein Schuppen, ist verboten. Auch was auf dem eigenen Grundstück wächst, wird reglementiert. Kirschlorbeer ist nicht erlaubt, dafür sogenannte „laubtragende Hecken aus heimischen Gehölzen“. Fünf Prozent der Fläche als Blühstreifen ist Pflicht. Zäune dürfen höchstens 1,20 Meter hoch sein, Drahtzäune mit eingeflochtenen Kunststoffstreifen als Sichtschutz sind nicht erlaubt – ebenso wenig wie Schottergärten oder Unkrautfolie. Die Hälfte der Dachflächen muss mit Solarzellen ausgestattet werden, Schallschutz ist ebenfalls nötig. Eine Ausgleichsfläche wird extern benötigt, ist allerdings noch nicht gefunden, verriet Flaspöhler.
Kay Steding (CDU) kritisierte im Ortsrat einige der Auflagen: „Die Nistkästen für Vögel und Feldermäuse kann doch niemand kontrollieren.“ Dr. Nick Büscher vom NABU merkte im Bauausschuss an, die Ausgleichsfläche solle möglichst in der Nähe geschaffen werden, „nicht bei Uchtdorf“. Anthony Robert Lee (FW) mahnte angesichts von so viel Bürokratie am Bau, die Behörden dürften Bauherren gegenüber „nicht übergriffig“ werden. Es gehöre schon Mut dazu, bei all den Auflagen überhaupt noch bauen zu wollen.
Dass es am Ende keine einmütige Akzeptanz der Pläne gab und dass sich doch noch eine lebhafte Diskussion entwickelte, dafür sorgte Uta Fahrenkamp (Grüne) am Mittwoch im Bauausschuss. Sie kritisierte die Form dieser Wohnbebauung mit vielen Einfamilienhäusern („nicht mehr zeitgemäß“) als nicht zukunftsfähiges Bauen, den Flächenverbrauch als zu hoch und verwies aufs Wohnraumversorgungskonzept, dass zu kleineren Wohnungen rät.
Zustimmung zu dem Vorhaben werde es von Seiten der Grünen nicht geben, so der Tenor, was wiederum zunächst Anthony Lee und dann Kay Steding von der CDU auf die Palme brachte. Das Wohnraumkonzept sei „schlecht“ und es gehöre „in die Schublade“; viele Familien ziehe es nach Bückeburg, eben weil es in Rinteln kaum geeignetes Bauland gebe, befand Steding. Das Argument der Flächenversiegelung konterte er: „Das Gelände war vorher auch schon eine Betonwüste“. Aus Sicht von Volker Posnien und der SPD spricht ebenfalls nichts gegen das Baugebiet. Die „zustimmende Kenntnisnahme“ laut Beschlussvorlage erfolgte mehrheitlich mit einer Gegenstimme. (vu)