Erst denken, dann lenken. Junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren sind statistisch gesehen in die meisten Unfälle im Straßenverkehr verwickelt. Der ADAC schätzt, dass Alkohol, Drogen und Ablenkung (etwa durch Smartphones) sowie Überschätzung bei jedem zehnten Verkehrsunfall eine entscheidende Rolle spielen.
Wer bei Tempo 100 nur eine Sekunde lang unachtsam oder abgelenkt ist, legt bereits 27 Meter ohne Sicht auf die Straße zurück. Das reicht, um in den Gegenverkehr zu geraten oder gegen einen Baum zu fahren.

Daher haben am Dienstag der ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt und Landrat Jörg Farr das Projekt „wait a minute“ – kurz WAM im Rahmen des Verkehrssicherheitstages im Gymnasium Ernestinum in Rinteln offiziell gestartet und eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.
Der Landkreis Schaumburg ist der erste Landkreis bundesweit, der das Projekt umsetzen wird. „Wir freuen uns, als Landkreis mit gutem Beispiel voranzugehen und hoffen, viele junge Leute für ein verantwortungsvolles Verhalten im Straßenverkehr zu sensibilisieren. Daher habe ich auch gerne die Schirmherrschaft übernommen“, sagte Landrat Jörg Farr bei der Eröffnungsveranstaltung in der Aula des Ernestinums.

ADAC Vorstandsmitglied Bernward Franzky sagte, man wolle mit dem Projekt die Altersgruppe der 16 bis 24-jährigen ansprechen, informieren und sensibilisieren – ohne erhobenen Zeigefinger, sondern durch Förderung der eigenen Motivation für verantwortliches Handeln: „Es soll aber nicht nur jeder sein eigenes Verhalten überprüfen, sondern auch andere auf ihre Verhaltensweise aufmerksam machen und diese bestenfalls davon abbringen, sich ans Steuer zu setzen, wenn sie dazu nicht in der Lage sind.“

Schulleiter Reinhold Lüthen erinnerte an die Verkehrserziehung im Wandel. Habe man in vergangenen Jahrzehnten oft von Verkehrssicherheit gesprochen, so drehe sich heute alles um das Thema Mobilität. Auch Schüler des Ernestinums waren in den letzten Jahren nicht von Unfällen verschont, daher messe man solchen Projekten eine große Bedeutung zu. Lüthen sprach auch das schuleigene „Busscout“-Projekt an, das sich seit langer Zeit mit Vorbildcharakter bewährt habe.

Nach der Eröffnung konnten sich die teilnehmenden Schüler auch gleich ein praxisnahes Bild von vielfältigen Ablenkungen und deren Folgen machen – natürlich auf dem sicheren Schulhofgelände. In einem Überschlagsimulator konnte jeder am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlt, wenn man im Auto plötzlich auf dem Dach oder auf der Seite landet. Mit einer „Rauschbrille“ beeinflusst muss ein Hindernisparcours bewältigt werden und zum Schluss gezielt getroffen werden und wie sehr die Handybenutzung am Steuer vom Autofahren ablenkt, konnte man auf dem mit Pylonen, Rampen und Auffahrten gespickten Kettcar-Kurs ausprobieren.

WAM bietet eine Plattform und jede Stadt, Gemeinde oder Landkreis in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, die oder der „wait a minute“ unterstützen möchte, hat die Möglichkeit, ein eigenes WAM-Projekt zu gründen. Der ADAC bietet hierbei gerne Unterstützung an.
Das Projekt wird von der Jugendpflege des Landkreises koordiniert. Unter http://shg.wait-a-minute.de können sich junge Menschen registrieren lassen. Nach der Registrierung bekommen sie den WAM-Schlüsselanhänger zugeschickt, mit dem sie nach außen demonstrieren können, dass sie Verantwortung für sich und andere übernehmen. Zudem können sie bei einer Vielzahl von Unterstützern und Sponsoren Rabatte erwerben und von besonderen Aktionen profitieren.