Am Montagmorgen sollten die lang und breit besprochenen Bauarbeiten in Steinbergen beginnen – doch es tat sich zunächst gar nichts. Ein Passieren der Steinberger Kreuzung war problemlos in allen Richtungen möglich, die Sperrung der B238 fehlte ebenfalls. Und doch schienen viele Verkehrsteilnehmer die Umleitungsstrecke über Engern und Westendorf schon verinnerlicht zu haben, in Scharen verließen Autos und LKW die Umgehungsstraße an der Abfahrt Rinteln-Nord und bahnten sich ihren Weg durchs Gänsedorf. In den sozialen Netzwerken unkten einige Nutzer bereits in den Kommentaren, ob es bereits die erste Verzögerung noch vor Baubeginn gegeben habe. Und ob vielleicht das Wetter wieder einmal schuld sei.
Baubeginn auch ohne Bagger
Weder das Eine noch das Andere war eingetreten. Wie Markus Brockmann, Leiter der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Hameln, erklärte, würde die geänderte Verkehrsführung im Laufe des Tages „scharf“ geschaltet. Die einzige Alternative dazu wäre gewesen, die Umleitungen, Straßensperren und Ampelanlagen bereits am Freitag in Betrieb zu nehmen. Dann wären Umleitungen und Ampeln das ganze Wochenende über aktiv, ohne dass gebaut würde. „Das Einrichten der Verkehrsführung gehört für uns zum Baubeginn dazu“, so Brockmann. Im Laufe des Tages nahm die geänderte Verkehrsführung Formen an, am Nachmittag erfolgte die Abnahme. Verkehrsteilnehmer, die am Nachmittag durch Engern fuhren, bekamen einen Vorgeschmack auf den Verkehrsfluss der kommenden Monate präsentiert.
Ab dem Ortsausgang Engern ging es zeitweise nur noch zähfließend und stockend voran
Von „Fluss“ konnte dabei genau genommen keine Rede sein, denn bereits am Ortsausgang von Engern wurde aus der rollenden Blechlawine eine Blechthrombose, die sich ihren Weg zähfließend in Richtung Westendorf bahnte. So ein Bild ergab sich zumindest am Nachmittag. Dort entpuppte sich die neu eingerichtete Ampel als erwartetes Nadelöhr und sorgte an allen drei Kreuzungspunkten für Rückstaus. Der Verkehr aus Richtung Steinbergen wurde an der Ampel eingebremst und staute sich Richtung Marktstraße. Gleiches galt für die Autos und LKW, die in großer Zahl aus Richtung Deckbergen anrollten – und ebenfalls an der Ampel warten mussten. Beim Anblick der im Schritttempo rollenden Kolonne wurde klar, weshalb ein Abbiegen auf die K74 (Unabhängigkeitsstraße) nicht aus Richtung Steinbergen, bzw. Engern möglich ist: Eine weitere Unterbrechung des Verkehrsflusses wäre mit noch größerer Staubildung verbunden. Etliche Verkehrsteilnehmer zeigten wenig Geduld, wendeten aus der Kolonne heraus und traten den Rückweg an, wohl eine neue Umleitung suchend.
In Steinbergen selbst wurde noch an der Einrichtung der Baustelle gearbeitet. Wo die L 443 auf die B 83 trifft, legten Techniker heute letzte Hand an die Ampelanlage an, die den Verkehr nach links (Steinbergen) oder rechts in Richtung Bückeburg leitet. An der Einmündung der Steinberger Straße in die Konrad-Adenauer-Straße signalisieren Verkehrsschilder: Weiterfahrt nur für Anlieger bis Steinbergen frei. Vor dem Bahnübergang auf der Berliner Straße zwischen Engern und Westendorf weisen Hinweisschilder darauf hin, den Übergang bei Rückstau freizuhalten.
In Todenmann, wo aktuellen Informationen zufolge noch bis Mai gebaut werden wird, war der verstärkte Durchgangsverkehr an der Baustellenampel mit einspuriger Verkehrsführung bereits bemerkbar. Um den Verkehrsströmen hier Herr zu werden, hat man sich laut Ulrich Kipp vom Ordnungsamt dazu entschlossen, die Ampeln jetzt bedarfsweise und situationsabhängig von Hand zu regeln. Zuvor war angedacht worden, den Baustellenbereich zu verkürzen, um so schnellere Räumzeiten zu erreichen. Diese Idee wurde aber zwischenzeitlich wieder verworfen.
Ortskundigen und Einheimischen bleibt also nur, entweder die Umleitungsstrecken weiträumig zu umfahren – oder mehr Zeit und Geduld für die Wege einzuplanen. Diese kleine Beschreibung der Lage spiegelt die Situation übrigens an einem unspektakulären Montagnachmittag ohne große Verkehrsspitzen gegen 14:30 Uhr wieder. Die Anzahl der Autos und LKW ist also noch steigerungsfähig, der Verkehrsfluss kann durchaus noch weiter ins Stocken geraten. Eine weitere Stichprobe der Kollegen von Radio Rinteln kurz nach 17:00 Uhr ergab: Kaum Rückstau von Engern nach Westendorf, dafür sehr lange Staubildung an der Westendorfer Ampel aus Richtung Deckbergen kommend. So oder so: In den nächsten Monaten bleibt nur das Motto: „In der Ruhe liegt die Kraft.“ – oder im Ausweichen aufs Fahrrad, wenn möglich.