Online Nachrichten für Rinteln und die Umgebung.
Anzeige

"Der Krieg hat alles verändert": Flüchtlinge erreichen Prince Rupert School

Anzeige
Anzeige

Am Dienstag kamen 248 Flüchtlinge, darunter Männer, Frauen und Familien mit Kindern mit Transportern aus der Unterkunft in der Bückeburger Jägerkaserne nach Rinteln. Sie wurden in die Prince Rupert School gebracht, in der in den vergangenen Tagen alles für die Unterbringung vorbereitet wurde.

Nach der Ankunft und Zuweisung der Zimmer gab es zuerst etwas zu Essen und zu Trinken. Die Infrastruktur innerhalb des Gebäudes, in dem man sich aufgrund seiner Größe auch schon mal verlaufen kann, befindet sich noch im Aufbau. Die Heizung läuft, die Telefonanlage noch nicht. Und das kann noch dauern; bis es soweit ist, behelfen sich die Mitarbeiter mit Handys.

Ab morgen können die Flüchtlinge theoretisch von beliebiger Stelle in die Prince Rupert School kommen, nicht nur aus den zentralen Aufnahmeeinrichtungen. Viele von ihnen befänden sich auch auf der „Durchreise“, wie es heißt. Manche von ihnen wollen weiter, zu Verwandten innerhalb Deutschlands, nach Skandinavien oder Großbritannien. Die in Bückeburg untergebrachten Menschen sind nicht registriert worden. Eine auch laut Dr. Alexander Götz vom Niedersächsischen Innenministerium in der Bürgerversammlung am 5. Oktober „nicht befriedigende“ Situation. Wann sich daran etwas ändert – man weiß es nicht. Die fehlende Registrierung sorgt für Probleme. Kinder beispielsweise wären nach fünf Tagen Aufenthalt schulpflichtig. Aber eben erst nach der Registrierung. Solange die ausbleibt, muss die ehrenamtliche Vermittlung von Sprachkenntnissen reichen. Im ehemaligen Theater- und Kinoraum der Prince Rupert School soll das Angebot teilweise von ehemaligen Lehrern umgesetzt werden.

01 rintelnaktuell prince rupert school prs fluechtlinge unterkunft nordstadt
Der ehemalige Kinoraum wird zur ehrenamtlichen Beschulung der Kinder in der Prince Rupert School eingesetzt.

In den langen Gängen treffen wir auf Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes „SDS“. 16 Leute sollen hier pro Schicht eingesetzt werden. Bei der Gebäudegröße sei aber auch mit zwei bis drei Extraleuten zu rechnen, so die Einschätzung von SDS-Geschäftsführer Bodo Budde.

Anzeige

Mit einem der Flüchtlinge kommen wir ins Gespräch. Er heißt Mohammed, ist 23 Jahre alt und kommt, wie viele andere auch, aus Syrien. 22 Tage dauerte seine Flucht aus der Heimat. Dort hat er Agrarwissenschaften studiert, fast vier Jahre lang. „Es hätte noch etwa 1,5 Jahre gedauert, dann wäre ich fertig gewesen“, erzählt er uns auf englisch, „doch der Krieg hat alles verändert.“ Sein Vater hat einiges an Hab und Gut verkaufen müssen um die Flucht zu finanzieren. Zusammen mit Freunden und anderen Familienmitgliedern, so sagt er, ist er über die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien und Ungarn nach Österreich gekommen. Und schließlich nach Bückeburg in die Jägerkaserne. Dort habe man ihnen gesagt, sie blieben vier Tage lang dort. Aus vier Tagen wurden mehr als vier Wochen – und weitere Tage der Ungewissheit.

02 rintelnaktuell prince rupert school prs fluechtlinge unterkunft nordstadt
Zeitvertreib: Mit der Gitarre machen sie Musik und warten diese Flüchtlinge aus Syrien wie viele andere darauf, wie es mit ihnen weitergeht.

Er berichtet auch von Streitigkeiten und Übergriffen in der Unterkunft in Bückeburg. Dabei soll es um Drogen gegangen sein und um ein gestohlenes Handy. „Manchmal“, so sagt er, „fühlt es sich in diesen Gebäuden so an, als wäre man in Syrien.“

Mohammed und seine Freunde würden gerne etwas tun, doch sie sind zur Untätigkeit verdonnert. Er möchte weiter studieren, hat Dutzende Videos auf YouTube angesehen und so die Grundkenntnisse der deutschen Sprache gelernt, doch es bringt ihn nicht weiter. Am meisten ärgert ihn, dass er keinen Ansprechpartner hat. Niemand habe Klartext mit ihnen geredet. „Sagt uns die Wahrheit, wie es mit uns weitergeht. Bitte keine Lügen mehr“, appelliert er an alle Verantwortlichen, man möge den Flüchtlingen offen und ehrlich erzählen, warum es derzeit nicht weitergeht und wann dies der Fall sein wird.

Essen, Schlafen, Warten. Mohammed ist in Sicherheit, aber die Ungewissheit plagt ihn. Er ist frustriert, würde gern Sprachkurse besuchen und weiter studieren können. Doch ohne Registrierung gibt es all das nicht.

03 rintelnaktuell prince rupert school prs fluechtlinge unterkunft nordstadt

Anzeige

Related posts

Cookie Einstellungen

Bitte treffen Sie eine Auswahl. Mehr über die einzelnen Optionen unter Help.

Eine Option wählen um fortzufahren

Ihre Auswahl wurde gespeichert

Hilfe

Hilfe

Um fortzufahren, müssen Sie eine Cookie-Auswahl treffen. Hier finden Sie eine Erklärung der Optionen und deren Bedeutung.

  • Alle Cookies akzeptieren:
    Alle Cookies wie Analytics und Tracking-Cookies, z.B. zur Statistik und Besucherzählung.
  • Nur First-Party Cookies zulassen:
    Nur Cookies dieser Internetseite.
  • Keine Cookies zulassen:
    Keine Cookies, mit Ausnahme der technisch notwendigen.

Sie können weitere Informationen hier nachlesen: Datenschutzerklärung. Impressum

Zurück