Wenn die Feuerwehren zu Einsätzen ausrücken, sind meist auch große und schwere Fahrzeuge in Aktion. Drehleiter- oder Löschfahrzeuge mit Wasser im Tank sind mehrere Tonnen schwer und vom Fahrverhalten nicht mit einem normalen Auto zu vergleichen. Hinzu kommen die erschwerten Bedingungen im Einsatz. Der Alarm kommt auch mitten in der Nacht. Es kann nass oder neblig sein. Es gilt, schnellstmöglich am Ort des Geschehens zu sein. Oftmals zählt jede Sekunde. Wertvolle Zeit, doch Fahrer großer Einsatzfahrzeuge müssen ihre Gefährte nicht selten durch enge Gassen steuern, Höhen richtig einschätzen und auch auf kleinstem Raum zurücksetzen oder wenden. Andere Verkehrsteilnehmer reagieren manchmal aus Unwissenheit oder Überforderung falsch auf anrückende Einsatzfahrzeuge. Die Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord spricht in diesem Zusammenhang auch von einem 17 mal höheren Unfallrisiko bei Einsatzfahrten als bei normalen Fahrten.
Um mehr Erfahrungen im Umgang mit solchen Situationen zu sammeln, übten 14 Fahrer (davon vier Führerscheinneulinge mit Fahrerlaubnis der Klasse C) der Feuerwehren Steinbergen und Deckbergen am vergangenen Wochenende bei einem Fahrtraining auf dem abgesperrten Parkplatz der Firma WeserGold einige dieser Szenarien, begleitet durch Meik Bormann von der gleichnamigen Fahrschule und WeserGold Werkleiter Daniel Schnerr, selbst Mitglied der Feuerwehr Steinbergen.
Wenn sich die beiden Löschfahrzeuge mit 30 Stundenkilometern im Kreis fahrend langsam dem Grenzbereich nähern und sich die bis zu 14 Tonnen schweren Gefährte in die Kurve neigen, braucht es schon einen stabilen Magen. „Man merkt, wie der Wagen ganz langsam beginnt, über alle vier Räder zur Kurvenaußenseite zu schieben. Er untersteuert“, merkt der Steinberger Ortsbrandmeister Lars Hildebrandt auf dem Fahrersitz des LF10 aus dem Jahr 2014 an. Unterschiede im Fahrverhalten sind auch auf das Alter der Fahrzeuge zurückzuführen. Während dieses mit gerade einmal drei Jahren noch als neu durchgeht, hat das zweite im Bunde, das „LF20“, schon zehn Jahre auf dem Buckel. Dafür ist es mit Allradantrieb ausgestattet, wodurch der Aufbau nochmals höher liegt und somit auch der Schwerpunkt.
Mit insgesamt 13 Übungen im praktischen Teil (Kennenlernen der Fahrzeugmaße, Gefahrenbremsung, Fahren mit Einweiser, Wenden, u.a.) trainierten die Feuerwehrleute ihre Fahrpraxis. Tags zuvor frischte man die theoretischen Kenntnisse bezüglich der Fahrten mit Sonder- und Wegerechten auf. Wie so oft gilt auch hier das alte Sprichwort: „Nur Übung macht den Meister.“ Also: Allzeit sichere Fahrt zu den Einsätzen!