Im Rahmen der diesjährigen Kinder-Uni stellte Wolfgang Gastorf, Leiter des Archivs im Hubschraubermuseum Bückeburg, den jungen Teilnehmern Wissenswertes und Interessantes aus der Welt der Tragschrauber vor.
Gastorf, der selbst 30 Jahre als Fluglehrer für Hubschrauberpiloten tätig war, beleuchtete die Anfänge von Juan de la Cierva, der 1924 den ersten flugfähigen Tragschrauber gebaut hatte und drei Jahre später eine Kanalüberquerung bis nach England schaffte. Tragischerweise kam er 1936 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben, doch die Idee und das Konzept wurden weiterentwickelt.
Mit der Focke Achgelis Fa 330 (auch „Bachstelze“ genannt) kam ein Schlepptragschrauber zum Einsatz, der von einem U-Boot gezogen wurde und es der Besatzung so möglich machte, bis zu 40 Kilometer in die Ferne zu sehen. Rund 200 dieser Modelle wurden gebaut. 1957 bot der Amerikaner Igor Bensen den Bensen B-8M Gyrocopter als Bausatz für jedermann an. Zum Preis von damals 1.195 US-Dollar wollte er das Thema Tragschrauber für mehr Leute populär machen. Im James Bond Film „Man lebt nur zweimal“ von 1967 hatte der einsitzige Tragscharuber Wallis WA-116-Mc seinen Auftritt, wo er unter anderem Flammenwerfer, Raketen und Luftminen transportierte. „Aber nur als Attrappe“, wie Gastorf anmerkte, „denn in Wirklichkeit könnte der Tragschrauber niemals diese Zuladung bewältigen.“

Heute kommen Tragschrauber oder Gyrocopter bei Polizei, Forstwirtschaft, beim Rettungsdienst oder in der Landwirtschaft als GPS-gesteuerte und hochpräzise Felddünger aus der Luft zum Einsatz. Der Weg zum Flugschein erfordert mindestens 30 praktische Flugstunden, 60 Theoriestunden (u.a. in Luftrecht und Meteorologie) und kostet zwischen 6.000 und 10.000 Euro. Moderne Tragschrauber sind ab 55.000 Euro zu haben. Deutlich günstiger war das in den Siebziger Jahren von Harald Saalbach in der ehemaligen DDR konstruierte Flugobjekt, der Saalbach-Gyrocopter. Aus Schubkarrenrädern, Teilen von Gerüsten, einem Moped-Tank, Trabi-Sitzen und einem Wartburg-Auspuff baute der Tüftler und KFZ-Techniker sein eigenes Fluggerät, dass er jahrelang unter Heu und Stroh verstecken musste, damit es ihm nicht weggenommen wurde.

Gastorf klärte die Kinder darüber auf, dass man zu damaliger Zeit nicht einfach so in den nächsten Baumarkt fahren konnte um Werkzeug oder Material zu kaufen: „Man musste alles irgendwie ´organisieren´.“ – „So wie bei Zalando (ein Online-Shop, Anm, d. Red.) bestellen?“, fragte einer der jungen Teilnehmer neugierig zurück. Ein Moment, der auch bei Gastorf für Erheiterung sorgte: „Es wäre schön gewesen, wenn es damals Zalando gegeben hätte.“