Laut knatternd und schnaufend zog der historische Lanz-Bulldog Traktor von Willy Depping am vergangenen Freitag den von der Handwerkerschaft Schaumburg gestifteten Bauwagen auf das seit Januar vorbereiteten Gelände in Exten.
Die Teenager aus der Projektgruppe ‚Bauwagenburg‘ hatten diesem Termin lange entgegen gefiebert. An vielen Wochenenden haben sie auf dem Gelände gegenüber der Firma riha-Wesergold an der Behrenstraße Platz geschafft und mit vereinten Kräften Hand angelegt. Es wurden Sträucher und Bäume geschnitten, ein verlandeter Teich freigelegt, die Wiesenfläche gerodet, Blumen gesät, ein Kompost aus Ästen sowie ein Unterstand für Feuerholz und eine Feuerstelle gebaut.
Susanne Meyer, verantwortlich für das Projekt „Coaches für Teenager“, erläutert: „Bei den gemeinsamen Aktivitäten auf dem Grundstück können sich die beteiligten Mädchen und Jungen ganz praktisch ausprobieren und finden dabei heraus, welche Fertigkeiten sie haben und welche Tätigkeiten ihnen liegen. Die Teenager sind mit Begeisterung dabei und haben im Januar für die anstehenden Aufgaben Gruppen mit Teamleitern gebildet. Sie organisierten die verschiedenen Arbeitsschritte weitgehend selbstständig, wobei sie von den Coaches und von mir nach Kräften unterstützt wurden.“
Nach getaner Arbeit haben die Teenager und die Coaches immer wieder in gemütlicher Runde bei kreativen Gesprächen gegrillt oder man „chillte“ gemeinsam am Lagerfeuer. Susanne Meyer weist auf eine wichtigen Aspekt hin: „Neben allen Aktivitäten ist es ganz wichtig, dass die ehrenamtlichen Coaches und ich immer ein offenes Ohr für die kleinen oder großen Probleme der Jugendlichen haben, dass wir ihren Einsatz und ihre Bemühungen wertschätzen und ihnen verlässliche Beziehungen anbieten“.
Aus Spenden konnte ein Gartenhaus angeschafft und aufgestellt werden, welches die Teenager und Coaches mit Holzschutzfarbe angestrichen haben. Das Holzhaus bietet den Jugendlichen nun einen beheizbaren Gruppenraum mit Strom, Wasseranschluss und WC.
Der Zweite folgt sogleich
Der erste Bauwagen ist bereits vor mehreren Jahren von Handwerker-Azubis ausgebaut und gedämmt worden und wurde auf Initiative von Handwerksobermeister Rüdiger Altfeld dem Kinderschutzbund geschenkt. Zwei weitere Bauwagen sollen in den nächsten Wochen angeschafft und ebenfalls auf das Grundstück gestellt werden.
Diese werden dann nach und nach von den Teenies und den ehrenamtlichen Coaches restauriert und ausgebaut. Hierbei können sie ihre eigene Kreativität verwirklichen und erste handwerkliche Erfahrungen machen. Die Mädchen und Jungen werden durch die ehrenamtlichen Coaches verlässlich begleitet und die Nutzung der Bauwagenburg findet immer in Begleitung Erwachsener statt.
Geplant ist, in einer späteren Phase auch Handwerksbetriebe und die berufsbildenden Schulen in Rinteln anzusprechen und sie aktiv in das Projekt mit den Teenagern einzubeziehen. Die ,Bauwagenburg‘ soll eine Zukunftswerkstatt für Jugendliche von 12-18 Jahren aus Rinteln und den Rintelner Ortsteilen werden, die aus biografischen Hintergründen gefordert sind, ihre eigenen Lebensziele selbständig herauszufinden. Das Projekt ,Bauwagenburg‘ soll sie zu praktischem Tun motivieren und in ihren Interessen stärken.
Einzigartiges Projekt in der Region.
Dieses innovative Jugendprojekt des Kinderschutzbundes in Rinteln ist bisher einzigartig in der Region. Mit der ‚Bauwagenburg‘ als Standort sollen kreative Projekte im Bereich ‚Handwerk als Berufsperspektive‘, wie z.B. der Bau eines Steinofens, eines Lehmhauses, Schmiede- und Schweißarbeiten mit Metall, Holz- und Malerarbeiten etc. initiiert werden. Ebenfalls geplant sind Projekte mit Jugendlichen im Bereich Umwelt und Natur, wie z.B. der Ausbau des Teiches, die Betreuung von Bienenstöcken oder die Anlage einer Streuobstwiese.