Ein Besuch beim Oldtimertreffen am Doktorsee gleicht immer einer Zeitreise in die automobile Vergangenheit. Zurück in die Jahre, wo Feinstaub und Abgasskandale noch nicht die Medien beherrschten. Eine Zeit, in der Autos noch eine Identität hatten und einander nicht zum Verwechseln ähnlich sahen. Lässt man den buchstäblich „ins Wasser“ gefallenen Samstag mal außen vor, entpuppte sich der Sonntag als wettertechnischer Volltreffer. Der unterhaltsame Ausflug in die Welt von glänzenden Chromstoßstangen, hemmungslos durstigen Motoren und allerlei fahrenden Kuriositäten war auch in seiner achten Auflage wieder einmal sehr lehrreich.
So erfährt der Besucher, dass es bereits lange vor dem Mercedes SLK ein Auto mit Klapp-Stahldach gab. Der vorliegende Kandidat aus dem Jahr 1959 hört auf den Namen Ford Galaxie Skyliner und verfügt sogar noch über die originalen Sitzhüllen, die bei der Auslieferung als Schutz montiert waren. Oder das Kurvenlicht. Mitlenkende Scheinwerfer gab es schon 1918 von Cadillac.
Oder auch beim Citroen DS, von Fans auch liebevoll „Göttin“ genannt. Natürlich mangelte es auch nicht an skurrilen Gefährten wie dem „Reliant Robin“, dem britischen Plastikgefährt mit drei Rädern, das aufgrund seiner Beschaffenheit und dem Gewicht in Großbritannien mit einem Motorradführerschein gefahren werden durfte. Und wer noch immer glaubt, man könne Oldtimer nicht im Alltag bewegen, der sollte dazu mal Professor Bernd Kreykenbohm befragen.
Der Architekt bewegt seinen weißen 1983er Porsche 911 (Originalpreis 61.950 Deutsche Mark) in der Sommersaison mehrmals im Monat von Hannover bis Hamburg und zurück. Das Auto läuft dank des regelmäßigen Langstreckenverkehrs völlig problemlos, betont sein Besitzer. Daneben parken zahlreiche Porsche 924-Modelle, alle käuflich zu erwerben. Das gilt nicht für Kreykenbohms 911er. „Ist ein Erbstück, unverkäuflich“, sagt er. Fahrzeuge wie diese werden von Vielen in Zeiten unsicherer Finanzmärkte und schwankender Kurse inzwischen als Wertanlage gesehen. Wenn es für Erspartes ohnehin keine Zinsen mehr gibt, entpuppt sich die Anlage in rollende Sachwerte mitunter als attraktive Alternative zu klassischen Investments. Außerdem kann man mit einem Koffer voller Wertpapiere nicht so viel Spaß haben wie mit einem alten Porsche..