Bevor in die Höhe gebaut werden kann, wird erstmal in der Tiefe gebuddelt.
Die Archäologen der Schaumburger Landschaft, Dr. Jens Berthold und Joachim Schween, sowie Grabungshelfer Frank Ohlrogge sind aktuell an Rintelns Neubaugebiet „Bockskamp“ damit beschäftigt, das Erdreich auf historische Spuren und Überbleibsel aus der Vergangenheit zu sichten und Fundstücke für die Nachwelt aufzubewahren. An mehreren Stellen in der Umgebung gab es bereits in der Vergangenheit Fundstellen, so lag die Vermutung nahe, auch auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Korff fündig zu werden.
Das wurden die Archäologen auch – allerdings nicht im Erdreich, das sich unter den einstigen Gewächshäusern befand, sondern auf der brach liegenden Fläche nördlich davon. Mit einem Bagger wurde eine Erdschicht, rund 70 Zentimeter tief, abgetragen und auf mögliche Verfärbungen und Hinweise hin untersucht. Darunter fanden sich Siedlungsreste mit großteilig erhaltener Keramik in Gruben der vorrömischen Eisenzeit aus dem dritten Jahrhundert v. Chr. in rund einem Meter Tiefe. Die Fundstücke werden sorgfältig freigelegt, gereinigt und erfasst. Gerade nach dem nassen Winter kein leichtes Unterfangen, wie Joachim Schween feststellt. Die Keramik hat sich regelrecht mit Wasser vollgesogen, bricht entsprechend leicht auseinander und muss behutsam getrocknet werden.
Einst siedelten die Menschen vorzugsweise am Wasser, daher ist die Südhanglange eher ungewöhnlich, deutet aber auf einen ersten vollwertigen Nachweis für eine Siedlung zwischen Rinteln und Todenmann hin. Eine Tonschicht in rund 1,5 Meter Tiefe deutet darauf hin, dass sich die Bewohner des prähistorischen Bockskamps nicht unbedingt aus der Weser geholt haben. „Hier herrschten ideale Bedingungen um einen Brunnen zu graben“, so Schween.
Hundertprozentig wird das Geheimnis der „Nordstadtsiedlung“ wohl nie gelöst werden können. Die Fundstücke helfen den Archäologen aber dabei, das riesengroße Puzzle über die vergangene Zeit ein Stück weit zusammenzusetzen. Scherbe für Scherbe.
(iv)